Dieser Tage erscheint die Uncharted Legacy Collection auf dem PC – am 19.10., um genau zu sein – und die enthält in Sachen Umfang so ziemlich genau das, was schon Anfang des Jahres drin war, als sie auf der PlayStation 5 herauskam. Den Test zur Action-Adventure-Sammlung hatte seinerseits Benjamin verfasst, gebt euch den gerne noch einmal, wenn ihr noch ein klassisches Review hierzu braucht. Aber kurz gesagt: Es sind Uncharted 4: A Thief’s End und Chloe Frazers und Nadine Ross’ Standalone-Zusatzabenteuer Uncharted: Lost Legacy, die hier für alles andere als günstige, aber noch nicht unverschämte 50 Euro neu aufgelegt werden.
Am PC kommen noch DLSS-Spielereien und andere grafische Effekte hinzu, die sicherstellen, dass das Spiel auch ohne absolute High-End-Maschine noch Popcornkino-Grafik läuft und allgemein ist die Version wirklich gut gelungen, wie mir scheint. Wer die Spiele nur auf PS4 erlebt hat und immer noch meint, 30FPS sind mehr als genug, der sollte sich die Legacy Collection mal auf neuerer Hardware geben. Die 60FPS auf PS5 dank Performance-Modus oder die noch deutlich schnellere Performance am Spielerechner sind fürs Spielgefühl einfach transformativ. So gut haben sich diese Titel nie angefühlt.
Gleichzeitig ist mir aber auch eine andere Sache aufgefallen. Vor allem beim Genuss des insgesamt eigentlich starken vierten Teils: Zum Beispiel, wie veraltet sich klassisches Uncharted doch mittlerweile anfühlt! Oder formulieren wir es anders: Wie weit Naughty Dog seit 2016 doch gekommen ist. Nathan Drake wirkt, passend zum Plot des Spiels, reichlich in die Jahre gekommen. Er ist sichtlich ein Produkt einer Zeit, in der Videospiele sich noch im harten Wettbewerb mit dem Film fühlten, während neuere Titel zu begreifen scheinen, dass dieser Streit längst entschieden ist.
Auch das Pacing wirkt so überlegt und ausgefuchst – Film, Klettern, Schießen, Rätsel, Film Schießen, Flucht –, dass mir der Spielfluss nur schwerlich natürlich vorkommt. Nicht falsch verstehen: Uncharted 4 ist immer noch ein tolles Spiel und diese Sorte “Kino-Game” haben wenige jemals besser gemacht. Aber es ist auch klar, dass Videospiele mittlerweile gelernt haben, besser zu erzählen, und vor allem die Erzählung nahtloser ins Gameplay zu integrieren. Interessanterweise wirken Naughty Dogs Spiele, die dieses hier “einklammern” in vielerlei Hinsicht fortschrittlicher, boten mehr Spiel pro Quadratmeter Welt. Sowohl das erste The Last of Us, das drei Jahre zuvor erschien, als auch Uncharted: Lost Legacy (15 Monate später) hatten Nathan Drakes letztem Abenteuer einiges voraus, weil dieses schlicht auf den Werten und Vorstellungen einer anderen Zeit erwachsen ist.
Ich habe beim Spielen von Uncharted 4, obwohl es sich optisch überwiegend gut gehalten hat, tatsächlich ein bisschen Retro-Flair gespürt. Das passt schön zum Vibe eines Spiels, dessen Held einer vergangenen Zeit hinterhertrauert, während ihm alte Geister auf den Fersen sind. Und vor allem macht es mich neugierig darauf, wie ein neues Uncharted wohl aussähe? Wie gesagt: Naughty Dog hat sichtlich hinzugelernt, seit den einfachen Glücksrittertagen, in denen ein güldener MacGuffin Grund genug war, Sprüche klopfend Hunderte Söldner über den Haufen zu schießen, ohne dass einem die perfekte Frisur verrutscht.
Ich war einer derjenigen, die 2016 meinten, jetzt wäre es auch langsam mal gut, mit Nathan Drake. Und so, wie wir ihn zum letzten Mal erlebten, stimmt das wohl noch immer. Trotzdem: Nach der Legacy Collection, gegen die für all diejenigen, die das Spiel noch einmal (oder zum ersten Mal) erleben wollen, außer dem stattlichen Preis nichts spricht, juckt es mich wieder in den Fingern. Ich merke, ich vermisse diese Reihe ein bisschen und bin beinahe überzeugt, dass ein weiterer Teil eine Bereicherung sein könnte, egal, wo Naughty Dog damit auch ansetzen würde.
Meinetwegen dürften die Leichenberge gern kleiner ausfallen, das Spektakel können wir gerne aufs Klettern und Faustkämpfe oder gefährliche Fauna übertragen und mehr Erkundung und kluge Puzzles einbauen. Sicher, das wäre die komplette Neuerfindung dieser Reihe – aber mit Blick auf God of War muss man sagen: Es wäre nicht der erste Sony-In-House-Titel, dem das gelänge.