Naughty Dog hat noch immer Probleme, mehrere Projekte zu jonglieren
Eines bekommt immer "den Löwenanteil der Aufmerksamkeit".
- Laut Evan Wells habe Naughty Dog Probleme mit mehreren Projekten gleichzeitig
- Ein Titel bekäme immer die meiste Aufmerksamkeit, bis er fertig ist
- Bei den Projekten beziehe man stark die Motivation der Mitarbeiter ein
Ein Projekt nimmt bei Naughty Dog angeblich immer den Großteil der Aufmerksamkeit ein, sagt Co-Präsident Evan Wells. Angeblich kämpfe man in dem beliebten Entwicklerstudio noch immer um eine gute Strategie zum Multi-Projektmanagement - auch aktuell hängen angeblich ein paar Projekte in der Vorproduktion fest.
Diese Informationen gab Wells im Podcast Game Maker's Notebook von Ted Price von Insomniac Games Preis - transkribiert von VGC.
Laut Aussage des Naughty-Dog-Co-Präsidenten begann man nach Uncharted 2: Among Thieves 2009 erstmals damit, ein Modell zu entwickeln, um mehrere Projekte parallel zu bearbeiten: Ein Team mit Bruce Straley and Neil Druckmann für das erste Last of Us und eine Gruppe für einen dritten Teil von Nathan Drake und Co.
"Mit The Last of Us haben wir unser erstes großes Multi-Entwicklungsprojekt ausprobiert", sagt Wells. Wie er allerdings auch betont, hatte man schon damals das Problem, immer eines der Projekte zu bevorzugen und die anderen zu vernachlässigen. Eigentlich wäre der Plan gewesen, zwei Teams parallel arbeiten zu lassen "und das haben wir einfach nicht erreicht", ergänzt Wells kritisch.
Offenbar lag Last of Us dann einfach eine ganze Weile brach, bis Uncharted 3 erschien: "Der Aufwand, den die Fertigstellung von Uncharted 3 zu dieser Zeit erforderte, hat Ressourcen von The Last of Us gestohlen, und wir sind nie an den Punkt gekommen, an dem wir zwei volle Produktionen am Laufen hatten."
Viel hat sich daran wohl nicht geändert: "Ich würde sagen, dass wir auch heute noch nicht ganz so weit sind. Wir haben definitiv mehrere Projekte, aber nur eines, das zu jeder Zeit den Löwenanteil der Aufmerksamkeit bekommt."
"Wir haben nicht zwei Projekte, an denen mehrere Hundert Leute arbeiten. Wir haben ein [Projekt] und dann einige, die in der Vorproduktion sind oder vielleicht gerade aus der Vorproduktion herauskriechen, aber warten müssen, bis der Hauptfokus abgeschlossen ist, bevor wir alle von diesem Projekt abziehen", heißt es weiter. Das klingt so, als wären auch jetzt einige Spiele bereits bei Naughty Dog in Planung, allerdings noch nicht so richtig in Angriff genommen worden.
Angenehm selbstkritisch, allerdings kann sich ein Studio wie Naughty Dog, das bisher immer wieder einen Kracher nach dem anderen auf den Markt warf, solche Selbstkritik schließlich auch leisten.
Aktuell gibt es starke Gerüchte über ein Last-of-Us-Remake für die Next-Gen, das könnte eines der aktuellen Projekte sein, falls es noch nicht eingestellt wurde. Generell spricht sich Wells aber auch für neue Innovationen aus und nicht nur für hundertfache Neuauflagen oder Sequels: "Trotz des Erfolges, den wir mit Uncharted hatten, denke ich, wenn wir jetzt an Uncharted 6 oder 7 arbeiten würden, wäre der kreative Funke ziemlich schwach und ich glaube einfach nicht, dass wir unsere beste Arbeit machen würden."
Er deutet auch an, dass die Motivation des Teams stark in die Entscheidungen einbezogen würde: "Ich glaube nicht, dass es uns guttut und sicherlich auch unseren Fans nicht guttun würde, wenn wir etwas machen würden, das wir nicht lieben."
Ein positiver Ansatz, den man aber trotzdem kritisch hinterfragen sollte, denn die Führungsebene im Interview berichtet vielleicht doch etwas anders über die eigentliche Arbeit, als das die Angestellten selbst empfinden. Bestes Beispiel in der letzten Zeit wäre vielleicht das Dying-Light-2-Studio Techland, das mit Berichten von irrationalen und autoritären Führungsentscheidungen von sich reden machte. Da klang es eher, als würden einige bereits an etwas arbeiten, das sie nicht lieben.
Von derlei Eskapaden ist bei Naughty Dog zwar nichts bekannt, aber auch dieses beliebte Studio hat in Sachen Arbeitsbedingungen keine absolut reine Weste. Erst letztes Jahr gab es zum Beispiel Kritik an massiven Crunch-Times innerhalb der Firma und Ex-Mitarbeiter Jonathan Cooper schrieb sogar von Druck und Erpressung im Nachgang.
Die Ansätze von Wells sind also löblich, keine Frage, aber wie weit sie umgesetzt werden, wissen wohl nur die aktuellen Angestellten.