NBA 2K22 Arcade Edition: Die Serie war lange nicht mehr so gut wie jetzt auf dem iPad
Und das liegt nicht am Spiel an sich…
Damit nicht der falsche Eindruck entsteht: Natürlich ist NBA 2K22 auf den Konsolen das komplettere, umfangreichere Spiel. Die Technik ist weiter als in der (immer noch sehr hübschen) Arcade-Version und sicher hinkt letztere in Sachen Technik und spielerischen Neuerungen hinterher. Ich habe auf dem iPad aber trotzdem sehr viel mehr Spaß als in der "echten" Version dieses Spiels.
Der Grund ist einfach: Das Spiel mag auf Apple Arcade insgesamt kleiner und nicht so ausgereift sein, aber ist es dank Apples "Keine-Mikrotransaktionen"-Politik von Beginn an das komplette Erlebnis, das seinen Spaß zu keiner Sekunde mit Mikrotransaktionen in Geiselhaft nimmt. Sogar die gefürchtete Virtual Currency haut man auf Apples Abodienst umsonst raus, damit man mit dieser Währung einen Spieler nach seinem eigenen Geschmack formt. Es fühlt sich an, wie ein ganz normales Videospiel, zu dem man in Gänze Zugang hat, nachdem man es installierte. Eigentlich absurd, dass dies gerade größte Kompliment ist, das ich mir für ein NBA 2K vorstellen kann.
Sicher, es gibt so einige Verluste zu monieren. Als erstes fällt auf, dass es keinen Kommentar mehr gibt. Auch die Pre-Game-Talkshows und die Neighborhood, der Open-World-Aspekt zwischen den Matches, sind Geschichte. Und Apropos Geschichte: Die ist auch ersatzlos gestrichen worden. Aber wenn man mal ehrlich ist, war die Story in den letzten Jahren wahnsinnig langweilig und streckte das Erlebnis zäh in die Länge. Das gilt auch für die Neighborhood, die im Grunde mehr schlecht als recht verschleierte Dauerwerbung war.
Spielerisch von Bedeutung ist eigentlich nur der Wegfall des Icon-Passing, mit dem man seine Mitspieler direkt anspielen konnte. Aber das hatte ich nach einer Weile verwunden. Warum auch nicht, wenn ich davon abgesehen ein flinkes, schnörkelloses und zur Abwechslung mal großzügiges NBA-Spiel bekomme, das sich besser für zwischendurch eignet. Spielerisch ist das hier näher an den letzten PS4-Auftritten, als den ersten 2K-Ausgaben auf PS5 und Xbox Series. Aber die waren selbst schon ausgereift und mehr als solide. Und mehr brauche ich auch gar nicht, denn mit dem Wegfall der Mikrotransaktionen ist plötzlich wieder eine Leichtigkeit drin, die ich bei Sportspielen eigentlich längst vergessen hätte.
Es ist vier Jahre her, dass mich EAs NBA Live 19 erinnerte (da hätte ich übrigens gerne ein Comeback!), wie es eigentlich sein sollte. Denn ich habe nach einer Partie schon das Gefühl, mein Spieler hätte ein wenig Fortschritt gemacht. Und dabei bin ich nicht einmal sicher, ob die VC-Ökonomie angepasst wurde, damit es schneller geht. Alleine durch die Abwesenheit dieser aggressiven Monetarisierungsschicht fühlt man sich nicht mehr gegängelt und an die Leine genommen.
Auch wenn mich das, ehrlich gesagt, ein wenig wütend macht, ist 2K22 Arcade Edition für mich gerade die beste Art, Visual Concepts' Basketball zu erleben und eine Machbarkeitsstudie darüber, wie befreiend sich das Spiel eigentlich anfühlen könnte. Ich bin ja nicht einmal grundsätzlich gegen Mikrotransaktionen. Gerade Spiele wie 2K22 wären in einer optimalen Lage, für Bling wie coolere Sneaker, Schmuck oder extravagante Outfits extra zur Kasse zu bitten und dafür Gameplay-Relevantes von der Monetarisierung unangetastet zu lassen.
Insofern: Bitte, 2K, werft einen ehrlichen Blick in den Spiegel und fragt euch selbst, welches Spiel ihr selbst lieber spielen würdet. Eines, das alle Spieler gleichmäßig großzügig belohnt, oder eines, in dem man schon Geld in die Hand nehmen muss, damit sich die Karriere nicht wie Arbeit anfühlt?
Es kommt selten genug vor, dass die Videospiele-Branche von einem Mobile-Titel etwas lernen kann. Das hier ist einer dieser Momente. Schreibt diese Lektion nicht in den Wind...