Need for Speed: Hot Pursuit
BREMSE!? Ich hab nicht mal ne stinkende Bremse!
Das Freischalten passiert zumindest in den ersten Stunden nach praktisch jedem Rennen. Ihr bekommt Punkte für den Sieg, ein paar weniger für einen zweiten oder dritten Platz, dann für einen persönlichen Highscore, den ersten Sieg auf einer Strecke und so weiter. Immer fließen irgendwelche Punkte auf das Konto und seien es nur die für gelungene Fahrmanöver. So verharrt das Spiel nur selten im Stillstand und selbst hier kann man entweder bei einer anderen Piste weitermachen oder die Polizeikarriere, die parallel mit einem eigenen Zähler läuft, weiterführen. Auf diese Weise verfolgt man zwei Karrieren, beide auf der selben Karte, ganz ohne Umwege zugänglich und nur durch den Punktezähler getrennt.
Dieser rattert sogar im Online-Modus weiter und gilt für beide Karrieren, je nachdem welche Rolle im hochgezüchteten Katz- und Maus-Spiel ihr übernehmt. Ein simples Rennen gegen Online-Mitmenschen ist auch möglich, zu weit mehr Beliebtheit dürfte es aber der Versus-Modus bringen. Entscheidet euch, ob ihr mit oder ohne staatlichen Segen rasen wollt und dann heißt es, lebend über die Ziellinie zu kommen oder alle Raser vor dieser auszuschalten. Im Prinzip spielt es sich nicht groß anders als der Karriere-Modus, nur weit unterhaltsamer, weil es eben Menschen sind, die man virtuell in den Graben befördert. Die ärgern sich auch so schön, wie man selber herzhaft nach dem eigenen Abgang flucht und außerdem darf man bei ihnen nicht über irgendwelche KI-Ungerechtigkeiten fluchen.
Gut, das würde man auch kaum im Spiel gegen den Computer tun. Dessen Fahrer gehören spätestens nach ein paar Stunden aber zur härteren Sorte, die spielt, um zu gewinnen, das aber (fast) immer fair. Ein Gummiband sucht ihr vergeblich, wer hängen bleibt, hat halt Pech. Zerlegt es euch den Untersatz, landet ihr allerdings nach gerade mal zwei Sekunden wieder auf der Piste, sodass ein einzelner KO nicht das Ende bedeuten muss. Das Konzept scheint ab einem gewissen Punkt zu heißen, dass man für den dritten Platz arbeiten, für den zweiten kämpfen und für den Sieg noch viel mehr tun muss. Da diese Kurve sehr gut balanciert ansteigt, gibt es keine Motivationslöcher, in denen alles zu einfach wird oder ihr keine Chance habt.
Wer trotzdem lieber auf Menschen setzt, dem bietet NfS: Hot Pursuit ein solides System aus dem Sammeln von Mitstreitern in speziellen Freundeslisten oder der Möglichkeit, dass euch das Spiel auf Basis eures Könnens und eurer Spielvorlieben mit möglichen neuen Kontakten versorgt. Wer sich über Facebook, Google und Amazons Cross-Data-Mining aufregt, kann hier noch eine klitzekleine Extrarunde einlegen. Ob es am Ende wirklich gut funktioniert, war nicht zu bewerten, da die öffentlichen Server noch aus waren. Fotos und Kommentare werden später über eure Driver-Hall-of-Fame-oder-Shame austauschbar sein. Hot Pursuit erfindet den Multiplayer nicht neu und Driving-MMO ist hier kein großes Thema, aber das muss es mit den Modi für Jäger und Gejagte auch gar nicht, um zu glänzen.
Need for Speed: Hot Pursuit verbindet nicht nur die generellen, unendlich wertvollen Tugenden von tadelloser Arcade-Spielbarkeit, sauberer Technik, einem guten Mix aus zwei Karrieren und ein wenig Multiplayer, sondern beglückt mich endlich mit der Umsetzung meines eigenen, lang gehegten Traumes, wie sich ein Need-for-Speed-Titel anfühlen sollte. Weite Strecken durch wundervolle Landschaften mit Traumwagen, bei denen ich es mir nicht mal leisten kann, sie anzuschauen. Autos, die so gut sind, dass Tuning eine Art Schändung wäre. Und dann gib einfach Kette. Auto-Träume sind einfach gestrickt und Need for Speed: Hot Pursuit erfüllt sie.
Weil das aber nicht genug wäre und auch der in keiner Weise ungerechtfertigte und sehr reale Vorwurf der kompletten Übernahme der Burnout-Mechaniken mit anderer Tapete im Raum steht, mischt Hot Pursuit namensgerecht sein Spiel gut durch den Cop-Modus auf. Es ist eine gelungene Abwechslung, die eine echte Bereicherung und kein Rand-Gimmick darstellt. Dass auch sie sich wie Burnout anfühlt, kann man verzeihen. Das ist eine für sich selbst gute Serie, die wir halt schon häufiger spielten, passagenweise diesem Spiel hier halt relativ ähnlich.
Need for Speed brauchte frisches Blut. Ganz frisches gab es zwar gerade nicht, aber die Transfusion von Burnout reicht, um das beste NfS seit ... ich möchte sagen Jahrzehnten? ... auf die Beine zu stellen. Für Fans beider Serien und vor allem für alle, die fahren wollen, wie man es sonst nur in vergangenen Werbespots fern jeder Öl-, Umwelt- und Wirtschaftskrise tun konnte. Sehr schön und vor allem sehr schnell.
360, PC, PS3 und auch Wii-Nutzer können den Zündschlüssel am 18. November drehen - die Wii-Version hat uns leider keiner zukommen lassen, wir schauen mal, ob wir noch eine kriegen - und das auch mit einer Special Edition. Diese kostet nicht mehr, enthält aber auch nur zwei Autos extra.