Need for Speed Undercover
Die andere Seite des Gesetzes
Sobald Ihr ein Rennen verlasst, findet Ihr Euch in der fiktiven Welt der Tri-City-Area wieder, die Ihr frei und ohne Zwänge auf der Suche nach neuen Rennen und Missionen durchstreifen könnt. Ihr müsst keineswegs zwanghaft der Handlung folgen, sondern labt Euch an freien Rennen oder lenkt einfach so die Polizei auf Euer Fährte, nur um zu sehen, wie schnell Ihr sie wieder loswerdet.
Dabei geht es fair zu, denn auch die Computer-KI nutzt EAs nicht gerade bescheiden betitelte Heroic Driving Engine. Die Physik der Fahrzeuge setzt sich aus ungefähr 400 Komponenten zusammen, die das Gefühl der spezifischen Wagen auf die Straße bringt und dabei doch nicht zu sehr in Realismus, sondern ganz klar auf Arcade setzt. Hier finden sich Teile des weniger erfolgreichen Vorgängers Pro Street wieder aber auch Erfahrungen aus Vorgängern und eine ganze Menge Neugestaltung.
Das Ergebnis muss man jetzt nicht unbedingt heroisch nennen. Euch erwartet ein sauberes, gut steuerbares und homogenes Action-Fahrfeeling, dessen Wurzeln bis zu den allerersten Teilen der Serie zurückreichen und es Euch gerade bei den Highway-Rennen wissen lässt. Es mag nicht die Offenbarung und das endgültige Maß aller Dinge sein, als Fundament für einen Arcade-Simulationshybriden mit klarem Hang zu Erstgenanntem erfüllt es sehr gut seine Aufgabe und das für ein wie üblich reichhaltigen Angebot an fahrbaren Untersätzen.
Welche und wie viele Autos im finalen Produkt zu finden sein werden, wird sich zeigen. Bisher dreht man Runden im RS4, einem 60s Muscle Car und einen in bester Gone in 60 Seconds–Manier eigens entwendeten Porsche. Tuning-Packages, einzelnen Komponenten und vielleicht auch mal wieder irgendwelchen Tribals erlauben Euch, die Wagen nach Euren Vorstellungen anzupassen. Wie man es von Need for Speed halt erwartet.
Wie sich die Heroic Engine auf unterschiedlichen Böden anfühlt, findet Ihr in den vier verschiedenen Stadtbezirke heraus. Downtown und Industriehafen bieten hoch aufragende Kulissen, Kräne und Lagerkomplexe. Mögt Ihr die Vorstädte oder das freie Land voller Canyons, findet Ihr auf der Ostseite der Tri-City-Area mehr als genug Betätigung. Asphalt, Pflaster oder lose Böden vermitteln ihre speziellen Fahrverhältnisse fühlbar.
Dummerweise sehen sie noch nicht ganz so gut aus. Um es gleich vorwegzunehmen: Es handelte sich um eine Alpha-Version . Viel kann und muss sich noch an den aufpoppenden Gebäuden, dem eher geringen Detailgrad der Umgebung oder merklichen Rucklern gerade bei höheren Geschwindigkeiten ändern. Große offene Areale stellen auch andere Spiele mit hohem Tempo gut dar, eine unlösbare Aufgabe sollte die Verwandlung vom nicht ganz so hübschen Entlein in den strahlenden Schwan des Asphalts also auf keinen Fall sein.
Musikalisch liegt man dabei gut. Die Sounds stimmen, die Motoren heulen und der EA-Trax-Soundtrack in den Menüs und einigen Szenen bietet die obligatorische Auswahl. Während des Fahrens verlässt sich EA auf einen elektronischen, treibenden Beat, der sich der Situation anpasst, aber bisher fehlt hier einfach die Abwechslung. In allen Rennszenen, sei es nun auf dem Highway oder während einer ungeplanten Verfolgungsjagd, klingt es noch zu einheitlich, zu gleich. Nicht, dass Ihr so sehr Zeit hättet, während der Aufregung darauf zu achten.
Need for Speed Undercover entfernt sich ganz klar und mit Nachdruck vom Experiment Pro Street. Es geht zurück zu vielen Wurzeln und bedient sich aus Underground und den Urgesteinen. Der helle Look des im Gezeigten vorherrschenden Tageslichtes steht NFS gut – für meinen Geschmack besser als die nächtlichen Undergrounds –, nur zeigt es auch recht deutlich, dass man mit der Alpha optisch noch nicht dort ist, wo man mit einem solchen Titel heutzutage hin muss. Hoffen wir also, dass man hier noch ordentlich Hand anlegt, denn beim Fahrgefühl, den spannenden Highway-Jagden und der offenen Spielwelt gelang schon jetzt alles weit stimmiger als es sich Pro Street erhoffen könnte. Underground bietet viel Potential. Also los, EA, nutzt es, denn ich für meinen Teil freue mich dann auf die ersten Fahrten Ende des Jahres.
Need for Speed Undercover wird am 21.11.2008 für alles erscheinen, was eine DVD, Blu-Ray, UMD oder Modul abspielt.