Neo: The World Ends With You - Test: Die beinahe perfekte Fortsetzung
14 Jahre später geht das Spiel der Reaper weiter
Nach 14 Jahren, einem Remaster für die Switch und einem Anime geht die Geschichte um das Spiel der Reaper im stylischen Stadtteil Tokyos nun endlich weiter. Neo: The World Ends With You löst die Geschichte um Neku mit einer gänzlich neuen Gruppe ab.
Style und Pop werden auch im Nachfolger ganz großgeschrieben, um dem Trubel in Shibuya gerecht zu werden. Alle visuellen und akustischen Eindrücke zur Musik, Gameplay und Story könnt ihr gerne spoilerfrei im folgenden Video nachschauen:
Ein Sensenmann kommt selten allein
Die Geschichte um das Spiel der Reaper nimmt diesmal mit drei neuen Charakteren ihren Lauf: Dem ruhigen Rindo, dem extrovertierten Fret und der nerdigen Nagi. Die drei finden ganz unterschiedlich zueinander und wissen eigentlich gar nicht so richtig, warum sie in diesem Spiel gelandet sind. Diese Verwirrung dürfte Fans des Vorgängers bekannt sein, neue Spieler und Spielerinnen aber mächtig verwirren. Es ist hierbei empfehlenswert vorher das Remaster auf der Switch zu spielen oder den 12-teiligen Anime zu schauen, um der Handlung folgen zu können.
Im Gegensatz zum Vorgänger treffen unsere Protagonisten auf viele andere Teams, dessen Anführer (und Kanon) wir nach und nach kennenlernen. Das bringt eine neue Dynamik in die Entwicklung unserer Protagonisten und lässt Raum für viele unerwartete Wendungen. Aber auch die Reaper selbst sind spannende Geschöpfe. Sie geben die Regeln vor, die die Spieler und Spielerinnen befolgen müssen, was regelmäßig zu lustigen Reibereien und geheimnisvollen Hinterzimmer-Gesprächen führt. Hier tauchen ein paar bekannte Gesichter auf, die dazu motivieren alle 55 Spielstunden dranzubleiben.
Zu Rindos, Nagis und Frets Aufgaben gehören dabei simple Frage-Rätsel, Suche-und-Finde-Aufgaben oder die Einnahme gesamter Gebiete. Es gibt angenehm wenige Nebenquests, mit denen man gezielt Freundschaftspunkte verdienen kann. Das ist ein neues Feature, das ein soziales Netzwerk eröffnet, durch das die Protagonisten mehr Fähigkeiten im Kampf, neue Gegenstände und manchmal Materialien zum Tauschen freischalten können.
Style over Substance
Um ganz ehrlich zu sein, macht der Style des Spiels schon richtig Spaß - man muss aber auch drauf stehen. Denn der Look hat direkte Auswirkung auf das Gameplay: Lebenspunkte, Verteidigung und Angriff können durch die Wahl der Kleidung oder durch Essen beeinflusst werden. Es macht schon echt Spaß, wenn der richtige Bubble Tea oder der Lieblings-Ramen einen Schlemmer-Bonus erzeugt und die Angriffskraft mal eben um 20 Punkte ansteigt!
Auch die Pins wurden nochmal ordentlich aufgefrischt und hochpoliert. Die sehen nicht nur gut aus, sondern bilden auch das Herzstück des Kampfes. Jeder Pin stellt genau einen Angriff dar und während man im Vorgänger manchmal in seinen DS schreien musste, damit der Charakter eine Attacke ausführt, werden die Pins hier auf verschiedene Tasten des Controllers verteilt. Damit fühlt der Kampf sich manchmal nach einem Rhythmusspiel an, in der die Melodie von den Angriffsmustern der Monster vorgegeben wird. Insgesamt aber eine gelungene Lösung für eine gänzlich neue Hardware.
Einen kleinen Haken muss es natürlich geben: Das Spiel hat generell im ersten Drittel viel Backtracking. Normalerweise muss das nichts Schlechtes sein, weil eine Rückkehr in bereits besuchte Gebiete durch die gut ausgearbeitete Geschichte, die vielen Geschäfte und Restaurants nicht langweilig wirken. Gerade Shibuya als Spielort bietet spannende Erkundungstouren und dass man die Gedanken der NPCs lesen darf, wann immer man will, lässt schnell vergessen, dass man sich schon zum zehnten Mal durch den gleichen Ort bewegt.
Allerdings gibt es eine Fähigkeit des Hauptcharakters, die gleiche Orte etwas langweiliger werden lässt, als sie sein müssten. Das kann gerade am Anfang schnell ermüdend werden. Eigentlich ist das doch der Einstieg, in dem man die Charaktere kennenlernen und die Geschichte in Fahrt bringen möchte! Die letzten zwei Drittel gleichen diese Stolpersteine jedoch aus und bringen eine beachtliche Achterbahn der Gefühle ins Rollen.
Neo: The World Ends With You Test - Fazit
Generell kann man sagen, NEO: The World Ends With You ist die perfekte Synergie aus Alt und Neu und könnte für Fans mit Leichtigkeit als Paradebeispiel für eine gekonnte Fortsetzung gelten. Der Soundtrack von Takeharu Ishimoto ist mal wieder mehr als gelungen, das Charakterdesign von Tetsuya Nomura sieht fantastisch aus und das Gameplay ist gut durchdacht, wenn auch nicht makellos. Für ein 14 Jahre-altes Spiel mit gänzlich anderer Hardware ist das eine beachtliche Leistung. Setzt man kurz die rosarote Brille ab, fallen im ersten Drittel die Backtracking-Passagen negativ ins Gewicht. Hält man die durch, so wird man aber mit Spannung und Twists belohnt.
Sowohl die englische als auch japanische Synchro sind sehr gut gelungen und neue Elemente, wie das soziale Netzwerk, fließen einwandfrei in die Benutzeroberfläche ein und bereichern die Spielerfahrung, ohne sie zu überladen. Die Geschichte des Vorgängers zu kennen, ist essenziell aber zum Glück gibt es nicht nur ein Remaster für die Switch, sondern auch einen 12-teiligen Anime, mit dem man schnell die Handlung nachgeholt hat. NEO: The World Ends With You erscheint morgen auf der Switch und der PS4 und im Laufe des Jahres sogar auf dem PC.