NERF N-Strike
Cooles Spielzeug, maues Spiel
NERF - Das Spielzeug gehört mit zu dem Grandiosesten, was Kindern im Alter von 8 bis 88 so passieren kann. Die extrem cool betitelten Gerätschaften für den Buddelkastenkrieg - ja, liebe Jugendschützer, so etwas gibt es, wir haben es alle gespielt und in tausend Jahren werden Kinder ihn immer noch betreiben – einfach nur als Plastikpistolen zu beschreiben, würde ihnen kaum gerecht werden. Von Maverick-Einstiegsmodell bis zum vollautomatischen Vulcan-Königsklasse werden hier Kinderträume wahr.
Quietschebunt, robust, mit harmlosen und doch treffgenauen Schaumstoffpfeilen lassen sich genauso im Sandkasten wie im Büro Zwistigkeiten ein für alle Mal klären, ohne dass das Wasser einer Supersoaker die Klamotten oder den Bildschirm ruinieren würde. Und natürlich auch, ohne dass jemand zu Schaden kommt. Warum noch mal gibt es diese Meilensteine der Spielzeugindustrie hier nicht zu kaufen? Ohhhh, richtig, ich vergaß, Deutschland baut nur echte Waffen…
Nun, mit NERF für die Wii kommen auch wir endlich in den Genuss des Switch Shot EX-3 Blaster mit allen Extras und sogar ein paar einmaligen NERF-Möglichkeiten. In erster Linie aber solltet Ihr mal alles in der Kiste vergessen, was wie ein Videospiel aussieht. Schnappt Euch im Idealfall zwei oder mehr dieser Schaumstoff-Verschießer und liefert Euch mit einem Kumpel ein heißes Gefecht in der freien Natur. Bewegung, frische Luft und Spaß. Sobald Ihr dann genug von Sauerstoff und verständnislosen Blicken habt, nehmt Ihr Euer Kinderspielzeug – hierzulande von der USK an 12 freigegeben - und verankert die WiiMote in einem speziellen Slot des EX3.
Hier zeigt sich, wie ausgetüftelt die Konstruktion ist. Ihr nehmt komplett das Druckluftmodul heraus und setzt die Mote so ein, dass der Trigger die B-Taste drückt und alle andern Tasten auf der Oberseite der „Waffe“ erreichbar sind. Der Bastelaufwand beschränkt sich auf das absolut notwendige Minimum und innerhalb von Sekunden lässt sich der EX-3 Blaster wieder in ein adäquates Wohnzimmer-Diskussions-Werkzeug umfunktionieren. Ein großartiges Zubehör, das auch im Handling all die traurigen Plastikbrocken in Pistolenform, die es da draußen für die Wii gibt, weit hinter sich lässt.
Nach dem Booten des eigentlichen Spiels lässt allerdings die Motivation deutlich nach. Euch erwartet eine simple, Wii-typische Sammlung einer Handvoll von Minigames, die lose durch die traurige Ausrede einer schwachen Story zusammengehalten werden soll. Diese wurde wohl aber sowieso für ein Publikum ausgelegt, das die Altersfreigabe von „ab 12“ deutlich unterbieten kann. Nette Roboter holen ein Teenie in eine Arena, wo er auf Roboter ballert, um die Highscores anderer fiktiver Teenies zu überbieten. Whatever. Wie auch die NERF-Spielzeuge eignet sich NERF N-Strike sowieso nur sehr bedingt für Solisten.
Mit bis zu drei Mistreitern auf Roboter und Punktekugeln zu ballern, macht da weit mehr Laune, zumal einige der Games durchaus klug designt wurden. Von einer Plattform sollt Ihr einen Turm von Kisten herunterballern, dürft dabei bestimmte Kisten aber nicht in den Abgrund stürzen. Explosive, wachsende und schrumpfende bringen dann noch genug Taktik in dieses Baller-Jenga. In den meisten Games geht es jedoch einfach darum, möglichst schnell heranrauschende Horden von Robotern mit Schaumstoffpfeilen zu Boden zu schicken. Seelenlose, austauschbare Schießbuden halt.
Damit das ein Weilchen reizvoll bleibt, findet Ihr einen riesiges und gut sortiertes Arsenal von echten und erfundenen NERFs, deren unterschiedliche Feuerraten, Magazingrößen und Durchschlagskraft zu teilweise sehr mannigfachen Spielweise einladen. Mit nur wenigen kräftigen Schüssen im Magazin und drei Sekunden Nachladezeit müsst Ihr sicher treffen, erzielt dann aber maximale Wirkung, während Ihr mit einem Sturmgewehr einfach mal draufhaltet, irgendwas wird schon bei rumkommen. Packt noch ein paar Highscorelisten dazu und Ihr habt den Umfang von N-Strike auch schon in seiner ganzen Glorie ergründet. Dünn, das…
Technisch zeigt sich hier jedoch eine dem Pfützentiefgang des Spieldesigns überlegene Grafik. Klare, leuchtende Farben, stimmige Designs und große Räume lassen einen wünschen, dass diese Pracht in ein substanzielleres Spiel eingeflossen wäre. Und dass die nöligen Gegner des Solomodus endlich einfach mal die Klappe halten würden. Niemand mag dumme, hochnäsige und meist auch unpassende Kommentare von Zwölfjährigen. Nicht mal andere Zwölfjährige.
Ginge es hier nur um die Bewertung der NERF EX-3 als Spielzeug, würde ich sofort die 10 Punkte zücken, vielleicht mit leichten Abzügen in der B-Note moralischer Wertigkeit. Wäre das Vergnügen nicht so teuer, solltet Ihr einfach das Spiel ignorieren und mit den Plastikknarren überall, wo Ihr grade seid, Spaß haben. Mit Freunden, Familie, im Büro oder wo immer Ihr Platz für einen kleinen, freundlichen Fight habt.
Die EX3-Blaster ist der definitive Gewinner dieses Pakets. Über NERF N-Strike selbst lässt sich zumindest sagen, dass es weit schlimmere Minispielesammlungen für die Wii gibt. An seiner Seelenlosigkeit und Kurzlebigkeit ändert das aber wenig. Macht mit Euch aus, wie viel Euch die coolste Spielzeugpistole des Planeten wert ist, Ihr bekommt dann halt noch ein nettes, kleines und bedeutungsloses Wii-Game dazu.
NERF N-Strike ist ab sofort für die Wii zu haben. Das Bundle aus Spiel und EX-3 kostet etwa 50 Euro. In den USA werden zusätzliche Blaster auch einzeln verkauft, hier in Deutschland allerdings wohl (noch) nicht.