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Neue Studie aus der Schweiz: Viele Spiele 'billigen' Kriegsverbrechen

Mehr Verantwortung der Macher gefordert

Laut einer neuen Studie aus der Schweiz - durchgeführt von zwei Schweizer Menschenrechtsorganisationen - "billigen" viele Spiele Kriegsverbrechen, indem die Spieler Zivilisten töten, Gefangene foltern oder mutwillig Gebäude zerstören können.

Insgesamt spielten Mitarbeiter der Organisationen Trial und Pro Juventute in Anwesenheit von auf Menschenrechte spezialisierten Anwälten 20 Spiele.

"Das praktisch komplette Fehlen von Regeln oder Sanktionen ist... erstaunlich", heißt es nach Angaben der BBC in der Studie. Zu den überprüften Titeln zählen unter anderem 24: The Game, Battlefield: Bad Company, Call of Duty 4 und 5, Far Cry 2, Medal of Honor: Airborne oder World in Conflict.

Für die Studie bevorzugte man Spiele anstatt Filmen aufgrund ihrer Interaktivität. Man untersuchte sie, um herauszufinden, "ob bestimmte, von Spielern durchgeführte Szenen und Aktionen einen Verstoß gegen das internationale Recht darstellten, sofern sie real und nicht virtuell wären."

"Dadurch verschwimmt die Linie zwischen virtueller und echte Erfahrung und das Spiel wird zur Simulation von echten Situationen auf dem Schlachtfeld."

Genauer gesagt achtete man auf Verletzungen der Genfer Konventionen. Einige Spiele würden demzufolge das Töten von Zivilpersonen bestrafen und Strategien belohnen, mit denen man Schäden im Gefecht minimiert. Andere wiederum erlaubten den Angriff auf "geschützte Objekte" wie Kirchen oder Moscheen und zeigten Befragungen mitsamt Folter.

Das gesamte Projekt sei jedoch schwierig gewesen, da viele Spiele so komplex seien, dass man nur schwer sagen könne, ob alle möglichen Verstöße gefunden wurden oder ob in den Spielen, in denen man keine gefunden hat, nicht doch welche möglich seien.

Man gibt zwar an, dass die meisten Spieler wohl nie an echten Kampfhandlungen teilnehmen werden, die Spiele jedoch ihren Eindruck vom Krieg und den Verhaltensweisen von Soldaten in der echten Welt beeinflussen könnten. Sie würden eine "falsche" Nachricht darüber vermitteln, dass Konflikte ohne Limits durchgeführt werden oder im Kampf gegen den Terrorismus alles akzeptabel wäre.

"Speziell im Hinblick auf die heutige Realität ist das problematisch", heißt es. Nur wenige Spiele zeigen demnach, dass diejenigen, "die gegen die internationalen Menschenrechte verstoßen, am Ende als Kriegsverbrecher und nicht als Gewinner behandelt werden."

Nichtsdestotrotz fordern die Autoten nicht, dass man die Gewalt zurückschrauben sollte: "Wir rufen die Hersteller der Spiele dazu auf, die Regeln der internationalen Menschenrechte konsequent und kreativ in ihre Spiele mit einzubeziehen."

John Walker, einer der Schreiberlinge des Spieleblogs "Rock, Paper, Shotgun", sagt dazu: "Spiele werden wirklich in spezieller Art und Weise behandelt."

Seiner Meinung nach käme wohl niemand auf die Idee, von Büchern zu verlangen, dass sie diesen Regeln folgen, oder James Bond dafür kritisieren, dass er sich einen Weg durch den unterirdischen Komplex eines Superschurken freischießt. Die Autoren hätten nicht verstanden, dass Spieler zwischen Fantasie und Realität unterscheiden können.

"Ich habe den heimlichen Verdacht, dass von all denjenigen, die Zivilisten im kontroversen Flughafen-Level von Modern Warfare 2 niedergeschossen haben, nicht sehr viele denken, dass dies ein legitimes oder angemessenes Verhalten ist."

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