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NeverDead - Vorschau

Körperteile-Katamari

Der Ansatz, Bryce stets die menschliche Begleiterin Arcadia an die Seite zu stellen, erweist sich zudem als clevere Idee, wie man ein Spiel um einen unsterblichen Helden ein wenig spannender hält. Trotzdem verkommt NeverDead nicht zu einer gewaltigen Eskort-Mission. Arcadia kann gut auf sich selbst aufpassen, schießt euch viele Gegner sogar vor der Nase weg und nur zweimal musste ich ihr in meinem knapp 45-minütigen Durchlauf durch die verlassene Anstalt wieder auf die Beine helfen. Da der gespielte Abschnitt aber leichten Tutorial-Charakter versprühte, lässt sich bislang noch nicht sagen, ob Arcadia auch in der Praxis noch ein vollwertiger Lebensenergie-Ersatz ist und damit eher für angenehme Aufregung sorgt oder nur zum allgemeinen Chaos auf dem Bildschirm beiträgt.

Denn das ist nicht von schlechten Eltern. Schon gegen wenige der flinken, hundeartigen Feinde, die diesen Level dominieren, ist es recht schwer, die Fadenkreuze eurer zwei Waffenarme, die man auch mit separaten Schultertasten abfeuern muss, effektiv über die Gegner zu halten. Das liegt zum einen an dem hohem Tempo, dass Bryce läuft (und das sich durch einige Perks sogar vervielfachen lässt), zum anderen an dem für meinen Geschmack noch etwas zu losen Aiming. Vielleicht ist es auch einfach die Handhaltung: Beide Daumen auf den Sticks und beide Zeigefinger auf R1 und L1 - das löst meines Erachtens nach ein wenig den Halt um den Controller, was wiederum dazu führt, dass man mit dem rechten Daumen etwas ungenauer steuert.

Ich gehöre zwar zur Kategorie Spieler, die bei Shootern das 360-Pad dem DualShock vorziehen, aber selbst mit letzterem - etwa in Uncharted - bin ich eigentlich noch recht treffsicher. Dieses Gefühl kam bisher nicht so recht auf. Sicher liegt es auch zu einem gewissen Teil an den Gegnern, die notgedrungen immer den Nahkampf suchen. Blitzschnell ist man umzingelt und durch ihre Bisse nach und nach alle Körperteile verliert. Spätestens hier geht dann die Übersicht ein bisschen flöten, vor allem, da man oft auch nicht nachvollziehen kann, warum jetzt gerade euer Haupt von euren Schultern getrennt wurde, ganz zu schweigen, dass es inmitten der Trümmer und Feindesleiber immer schwerer wird, seine übrigen Überreste wiederzufinden.

Zwei Dinge stimmen mich allerdings hoffnungsfroh, dass das komplette Spiel letzten Endes deutlich sortierter ablaufen wird: Zum einen hatte ich es später immer besser raus, schnell auf Bryce' Schwert zu wechseln, um im Nahkampf recht kurzen Prozess zu machen, und zum anderen fand ich in diesem Level bereits eine Maschinenpistole, die die Angreiferwellen etwas effizienter ausdünnte. Da kommt später sicherlich noch mehr, das die etwas lockere Handhabung noch kontert.

NeverDead - Trailer

Ein Progressionssystem motiviert zudem, euch eure ganz eigene Version von Bryce zu erstellen. Zu Beginn habt ihr zehn Slots zur Verfügung, die ihr gegen Erfahrungspunkte mit verschieden teuren Perks befüllen könnt. Oben erwähnte mehrstufige Tempo-Steigerung war zwar nicht gerade mein Fall, erhöhter Folgeschaden mit jedem Pistolen- oder Schwerttreffer sowie massiverer "Splash-Damage" durch Trümmer der teils ordentlich zerstörbaren Spielumgebungen waren aber auch für mich sehr erstrebenswerte Upgrades, auf die ich gerne sparte. Schnelleres Rollen per Kopf oder höhere Sprünge runden das Portfolio freischaltbarer Skills ab.

Am Ende überwiegt die Erkenntnis, einen der interessanteren Titel für die Saure-Gurken-Zeit des nächsten Jahres angespielt zu haben. Optik, Spielsystem und Gegnerdesign sind trotz der teilweise etwas überbordenden Bildschirm-Anarchie recht eigenständig und durchaus ansprechend. Auch wenn ich bislang noch ein bisschen die Chemie zwischen Bryce und Arcadia vermisse: Bei einem Spielabschnitt, der von überall aus dem Titel stammen könnte und dem demnach der geeignete Rahmen fehlt, ist das nur verständlich. Rebellion sollte vielleicht noch Aiming, Schießeisen-Sounds und Gegnerreaktionen etwas geradeziehen, um ein befriedigenderes Trefferfeedback zu vermitteln. Doch das sind Dinge, die sich in der Endphase der Produktion sicher noch regeln lassen.

Wichtig ist: Man merkt schon jetzt, dass NeverDead seinen eigenen Kopf hat. Und der ruht ohne Emo-Haarschnitt oder erzwungene End-of-Days-Gedanken weitaus fester auf den Schultern als es das Haupt seiner zentralen Figur je vermuten lassen würde.

NeverDead erscheint am 2. Februar 2012 für PS3 und Xbox 360.

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