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New Play Control! Pikmin 2

Immer noch Spaß pur!

Sequels zu bekannten Spielen sind Fluch und Segen zugleich. Erst recht bei einem sehr guten Vorgänger. Die Erwartungen der Fangemeinde sind hoch, der Hype steigt ins Unermessliche und letztendlich bekommen wir bloß einen schalen Aufguss mit besserer Grafik und winzig kleinen Veränderungen im Detail vor die Füße geworfen. Ganz nach dem Motto: "Die werden es ja schon kaufen."

Auf der anderen Seite gibt es Nachfolger, die sich immer noch frisch anfühlen, obwohl am Grundprinzip nichts geändert wurde. Ein Paradebeispiel dieser Art ist Pikmin 2, das bereits 2004 für den GameCube erschien und nun ebenfalls für die Wii unter dem Label New Play Control! umgesetzt wurde. Das Warten hat damit ein Ende und Ihr müsst nicht länger Eure hart verdienten Scheinchen zurückhalten.

Bereits nach dem lustigen Intro begrüßt Euch der Titel mit einer erfreulichen Nachricht: Es gibt kein Zeitlimit! Bei seinem zweiten Besuch auf der Erde ist Captain Olimar nämlich freiwillig gelandet, um seine Firma aus den Schulden zu hieven. Insgesamt 10.000 Pokos müsst Ihr während Euren Erkundungstouren in Form von Schätzen zusammentragen. Dazu habt Ihr alle Zeit der Welt und könnt die großartige Erfahrung ohne Stress genießen. Zwar muss Olimar jeden Tag vor Abendanbruch zurück bei seinem Raumschiff sein, doch gibt Euch die kleine Änderung komplette Freiheit in Eurem Handeln. Ihr könnt es in jedem Tempo spielen und dabei die wunderbaren Umgebungen erforschen.

Zumindest müsst Ihr keinen iPod zum Schiff tragen.

Die zweite Neuerung, die einem sofort ins Auge sticht, ist die Anzahl der spielbaren Charaktere. Um Olimar ein wenig unter die Stummelärmchen zu greifen, hat ihm sein Chef Louie mit auf den Weg gegeben, dessen fehlgeschlagene Lieferung den ganzen Schlamassel erst verursacht hat. Beide spielen sich vollkommen gleich, können jedoch getrennt von einander agieren, was Zeit spart. So greift Olimar mit seinem Trupp Pikmin ein feindliches Monster an, während Louie auf der anderen Seite der Karte den nächsten Schatz zurück zum Schiff bringt.

Auch die Artenvielfalt der kleinen Blumenwesen hat sich vergrößert. Neben den roten, blauen sowie gelben Pikmin trefft Ihr ihm Spielverlauf auf lila und weiße Helfer. Letztere sind resistent gegen Gift und besitzen zudem die Fähigkeit, vergrabene Schätze ans Tageslicht zu fördern. Lila Pikmin stechen aus der wuselnden Masse besonders hervor, da sie nicht nur das zehnfache an Gewicht zu tragen vermögen, sondern auch im gleichen Maße mehr Körpermasse mit sich bringen. Vor allem in Kämpfen bieten sie durch ihre Stärke erhebliche Vorteile.

Die Balance zwischen den alten und neuen Pikmin wird durch die Herstellung der einzelnen Arten erzeugt, so dass Ihr nicht mit einer Arme von Sumo-Pikmin durch die Landschaften zieht. Weiße sowie lila Pikmin können nur an bestimmten Blumen durch das Opfern eines andersfarbigen Wichtes generiert werden. Deshalb solltet Ihr sie nie leichtsinnig in den Tod schicken. Bei all den Verbesserungen hält man Pikmin 2 im ersten Moment sicherlich für zu leicht. Im Zusammenhang mit dem nicht vorhandenen Zeitlimit sowie der verbesserten Organisation Eures Trupps und den neuen Arten trifft die Aussage auch zu. Nach den ersten Spielstunden müsst Ihr das Urteil jedoch wieder revidieren.

Obwohl Ihr Euch stressfrei und ohne Hetze an die Arbeit machen könnt, hat es der Titel in einem neuen Aspekt faustdick hinter den Ohren. Damit meine ich die zufallsgenerierten Dungeons. Den Großteil des Spiels verbringt Ihr unter Tage in mehrstufigen Höhlen, an deren Ende nicht selten ein Bosskampf auf Euch wartet. Das Besondere daran ist, dass Ihr nur eine festgelegte Anzahl von Pikmin mit Euch nehmen dürft und bis zur Rückkehr an die Oberfläche keine mehr dazu bekommt. In späteren Abschnitten kann es durch fiese Fallen und Monster schnell zum Verlust Eurer gesamten Mannschaft kommen. Durch diesen Faktor müsst Ihr wesentlich strategischer und cleverer vorgehen. Bloßes Angreifen führt meist zu einem Massensterben Eurer Pikmin. Doch ist es gerade solch eine Herausforderung in abgetrennten Bereichen, die alle Dungeons erst anziehend macht.

Bei solchen Gegnern sind Verluste fast unvermeidlich.

Wer genug vom Hauptspiel hat, versucht sich alleine oder mit einem Partner an den 30 knackigen Challenges, in denen Ihr es möglichst unversehrt an das Ende einer Höhle schaffen müsst. Leider steht Euch meist eine sehr geringe Anzahl an Pikmin für den Auftrag zur Verfügung. Kompetitive Naturen messen sich im Versus-Modus, in dem es um das banale Ziel geht, mehr Murmeln als Euer Konkurrent zu ergattern. Wirklich Spaß macht es aber nicht. Dafür fehlt es der Variante an Spieltiefe.

Bleiben noch die Unterschiede zur originalen Version auf dem GameCube. Hier hat sich im Vergleich zum ersten Pikmin-Remake rein gar nichts getan. Genau wie die perfekte Steuerung per Wiimote und Nunchuck haben es auch die verschiedenen Kameraperspektiven mit ihren teils matschigen Bodentexturen ins Spiel geschafft. Dazu gesellt sich noch ein angenehmer 16:9 Modus. Weitere Neuerung sucht Ihr vergebens. So schön das Spiel auch aussehen mag, allein am Kantenflimmern vieler Objekte hätte geschraubt werden müssen.

Somit fällt mir mein ehrliches Urteil etwas schwer. Als fast perfekte Fortsetzung in allen Bereichen hätte ich liebend gerne eine 9 gezückt. Doch angesichts der verstrichenen fünf Jahre seit der Erstveröffentlichung, reichen die wenigen Neuerung nicht dafür aus. Zwar sind Gameplay und Steuerung immer noch das Gelbe vom Ei, Nintendo hätte aber zumindest ein paar neue Challanges in den bunten Strategietopf werfen können.

Besitzer des Originals lassen die Neuauflage also besser im Händlerregal und erleben das Abenteuer schlicht noch mal mit der Cube-Fassung. Allen anderen Wii-Spielern kann ich nur dringlichst zum Kauf raten. Schlachtet Euer Sparschwein, rennt zum nächsten Laden und krallt Euch Pikmin 2. Ihr werdet die Welt um Euch herum vergessen.

Fegt den Staub von Eurer Wii und legt Pikmin 2 ein, das im Handel erhältlich ist.

8 / 10

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