New Super Mario Bros. Wii
Die Rückkehr des Hüpfkönigs
Genau das schafft New Super Mario Bros. Wii scheinbar mühelos. Um zu sehen, wie schwer diese Gratwanderung ist, vergleiche man nur das neue Abenteuer mit dem exzellenten, aber eben nicht endgültig brillanten, oftmals etwas gezwungen wirkenden New Super Mario Bros. für den Nintendo DS. Auch wenn sich die beiden Spiele auf den ersten Blick frappierend ähneln, bietet das neue Abenteuer genau das Quäntchen Inspiration, das dem Handheld-Vorgänger noch abging. Das Quäntchen Inspiration, das den Unterschied zwischen einem tollen Jump’n’Run und einem zeitlosen Klassiker vom Schlage eines Super Mario World oder Super Mario Bros. 3 ausmacht.
Die auffälligste und durchaus auch umstrittenste Neuerung im Marioversum ist der Vierspieler-Modus, war der es doch, der die Fans bei der ersten Präsentation des Spiels bei der diesjährigen E3 etwas skeptisch stimmte. Sollte der erste stationäre 2D-Mario seit dem großen Super Mario World etwa primär ein hektisches Mehrspieler-Gehopse mit pflichtbewusst drangehängtem Solo-Modus werden? Eine weitere Verbeugung vor der so hofierten neuen Nichtspieler-Zielgruppe? Mitnichten. Zu aller erst einmal ist New Super Mario Bros. Wii ein umfangreiches, kreatives und herausforderndes Solo-Abenteuer, das zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Kompromisse zugunsten des Multiplayer-Vergnügens eingeht.
Die acht Welten sind vollgestopft mit Extras und Geheimnisse. Wer die Unterlevels fleißig erforscht, der findet so manchen geheimen Ausgang, und Nintendo hat es meisterhaft verstanden, vertraute Mario-Elemente mit interessanten Wii-spezifischen Neuerungen zu vermischen. Bei der Floß-Tour über einen unterirdischen See bringt ihr durch entsprechende Neigung der WiiMote mit einem Scheinwerfer Licht ins Dunkel, ebenfalls durch Neigung kontrolliert ihr so manche kippende Plattform und um per Propeller-Anzug in die Höhe zu schnellen, genügt ein kurzer Ruck am Controller. Keine dieser Neuerungen wirkt ungelenk oder aufgesetzt. Natürlich bedeutet das im Gegenzug, dass der Einsatz von Classic- oder Gamecube-Controller nicht möglich ist, aber die seitlich gehaltene WiiMote hat sich ja mittlerweile in etlichen Titeln mehr als bewiesen.
Überhaupt ist der neue Mario überraschend kniffelig geworden: War der DS-Vorgänger New Super Mario Bros. den Hüpf-Veteranen doch eine Spur zu einfach, werden die Spieler, egal ob erfahren oder neu im Geschäft, hier in den späteren Levels endlich wieder gefordert. Die Altfans freut es und auch die Neueinsteiger müssen nicht verzweifeln. Dank der perfekt austarierten Lernkurve lernen sie ganz spielerisch die Feinheiten des Spiels. Und wenn ein Level mal partout zu schwer ist, dann ist das auch kein Grund zum Verzweifeln, hat Nintendo doch gleich ein doppeltes Rettungsnetz eingebaut. Und dabei zeigt sich ein weiteres Mal, wie wundervoll durchdacht der neue Mario ist.
Die für den Profi sportlichere Variante ist, einfach ein paar Mitspieler zu Hilfe zu rufen: Da ihr im Mehrspielermodus beim Lebensverlust nach kürzester Zeit gleich wieder in typischer Yoshi`s-Island-Manier ins Bild geschwebt kommt, entfallen die Rücksetzpunkte und auf diese Weise „ziehen“ die stärkeren Spieler ihre weniger erfahrenen Kumpanen einfach durch die kniffligen Stellen durch.
Die andere Methode ist Nintendos umstrittenes Autoplay-Feature. Ja, ihr könnt das Spiel tatsächlich auf einen Autopiloten stellen, damit es die biestige Herausforderung für euch meistert. Danach könnt ihr unmittelbar wieder selbst die Kontrolle übernehmen und den Level abschließen. Aber: Die Option steht nicht immer zur Verfügung. Erst wenn ihr wirklich Probleme mit einer Stelle im Spiel habt – übersetzt heißt das, wenn ihr in einem Level mehr als acht Leben verliert –, dürft ihr die Hilfsfunktion nutzen. Und natürlich zwingt euch niemand, Nintendos Angebot tatsächlich in Anspruch zu nehmen. Für eingefleischte Mariologen ist es selbstverständlich eine Frage der Ehre, sämtliche Widrigkeiten und Hindernisse selbst, sprich ohne die virtuellen Stützräder zu meistern.