New Xbox Experience
Avatarisiert
Für Hardcore-Gamer ist die Xbox 360 ein Traum. Dank umfangreichen Software-Lineup, günstigem Preis und einigen besonders blutigen Exclusives zeigt Microsofts Laubgebläse zumindest in den USA und England Sonys schwarzer Plattform, wo der Hammer hängt. Wer auf einen hochwertigen Online-Modus steht und bereit ist dafür ein wenig Geld auszugeben, bekommt bei Xbox Live das deutlich bessere Paket geliefert. Egal ob Gamer-Score, ein durchdachtes Freundes-System oder bewährte Matchmaking-Architektur, Microsoft hat insbesondere in diesem Sektor neue Standards gesetzt.
Etwas anders sieht es bei Multimedia-Fans und Casual-Gamern aus. Ohne Blu-Ray-Laufwerk, umfangreiche Multimedia-Funktionen und mit einem inzwischen unübersichtlichen Dashboard ausgerüstet, lassen sich gegen die japanischen Style-Könige und Nintendos Knuddel-Look nur wenig Punkte machen. Deshalb blasen die Software-Spezialisten nun zur Update-Schlacht und liefern am 19. November eine komplette Überarbeitung unter dem Titel New Xbox Experience ab, die mit neuen Featuren, einem etwas albernen Avatar und einer neuen Navigation der Xbox 360 endlich auch im Massenmarkt zum Durchbruch verhelfen soll.
Um uns von den Qualitäten ihres neuen Systems zu überzeugen, hat uns Microsoft nach London gekarrt, wo wir auf einen frisch gekürten und gut gelaunten Xbox Live Europa Chef trafen. Ehemals an der Entwicklung des Original-Interface beteiligt, soll Jerry Johnson nun dafür sorgen, dass die neuen Inhalte, Features und Ideen auch auf dem europäischen Markt ohne größere Probleme starten. Bisher wurden einige Staaten bei Xbox Live eher stiefmütterlich behandelt. Während die deutschen Nutzer nur ein paar gute Serien vermissen, warten die Schweizer noch immer auf einen eigenen Video-Marktplatz. Und in anderen Ländern sieht es nicht besser aus.
Doch mit der NXE soll sich alles ändern. Mit einem großen Team möchte Microsoft Xbox Live zu einem Erlebnis machen. Shows, Berichte und Spezialevents sollen mit witzigen Community-Games und Avatar-Einbindung die Fans bei der Stange halten. Gleichzeitig sollen neue Funktionalitäten wie das Kopieren von Spielen auf die Festplatte die Lautstärke reduzieren und bei den aufpoppenden Texturen der Unreal Engine 3 für Abhilfe sorgen.
Dann noch eine neue, schicke Navigation als Sahnehäubchen, ein lange überfälliges Party-System für gemeinsame Spiele-Sessions und fertig ist Microsofts Kampfansage an die Konkurrenz. Im Zentrum der Neuerung steht aber der Avatar. Direkt nach dem Update gilt es, passend zum Account eine Figur zu gestalten. Die Erstellung ist dabei Pflicht. Egal ob Ihr das etwas dümmlich grinsende Konterfei nach Eurem Ebenbild schafft oder versucht, besonders witzig auszusehen, etwas anderes als süß ist unmöglich. Als Startpunkt werden vom Spiel 10 wuselige Random-Charaktere auf den Bildschirm geworfen, die stark nach schlechter Videospiel-Werbung aussehen – Ihr wisst schon, die mit den spaßigen Models, die nicht spielen können.
Habt Ihr Euch für einen entschieden, dürft Ihr ihn Euren Wünschen anpassen und anziehen. Leider alles nur im Rahmen recht spießiger Gesellschaftsnormen. Richtig dick und richtig dünn funktioniert genauso wenig wie richtig böse. Das Endergebnis ziert dann Eure große Spielerkarte und die Freundesliste Eurer Kollegen. Skeptiker, wie meine Wenigkeit, dürfen aber zumindest Ingame ihre alten Gamerpics verwenden.
Auf die Frage, warum diese einschneidende Neuerung den Spielern mit Daumen-Schrauben aufgezwungen wird, versucht Jerry Johnson zu beschwichtigen. „Die Integration des Avatars geht weit über ein süßes Maskottchen hinaus. Der Avatar fungiert als integratives Element in vielen Titeln und soll problemlos in andere Spiele transportiert werden. Wir denken, dass die Leute damit jede Menge Spaß haben. Einige werden nicht viel Zeit damit verbringen wollen, aber für die anderen ist es ein starkes Tool, um ihre Individualität auszudrücken.“
Ähnlich wie auf der Wii werden viele Arcade-Games, aber auch einige Vollpreistitel Eure Figuren in das Spielgeschehen integrieren. Den Entwickler wird damit ein Tool zur Erstellung der Figuren abgenommen und sie können auf das System von Microsoft zurückgreifen. Zusätzlich wurde von LittleBigPlanet die Direktsteuerung der Avatare abgeschaut. Bei der Gamerpic-Fotosession könnt Ihr mit dem Controller lustige Grimassen und Bewegungen hervorrufen. Dann ein weiterer Knopfdruck und statt meiner F.E.A.R.-Alma taucht ein etwas dicklicher Dandy mit Schlapphut unter meinem Xbox-Accountnamen auf.