NHL 10 vs. NHL 2K10
Krieg der Scheibenwelten
Arcade-Charakter
Wenngleich sich sowohl NHL 10 als auch NHL 2K10 mittels Schieberegler stufenlos anpassen lassen, sodass sie als reine Spaßveranstaltung durchgehen: Das zweitgenannte Spiel liefert mehr Arcade-Flair. Auch deshalb, weil es Modi wie „Pond Hockey“ (4 gegen 4 in einer Freiluftarena) und „Mini Rink“ (2 gegen 2 auf einer Zwergeisfläche) bietet. Wer sich ähnlichen Blödsinn (positiv gemeint!) im EA-Universum wünscht, muss sich die kostenpflichtige Version 3 on 3 Arcade herunterladen.
Meine bessere Hälfte ist ferner förmlich ausgetickert, weil sie in den Drittelpausen von NHL 2K10 sogar Eismaschine auf Zeit fahren darf. Frauen sind also doch relativ einfach zu befriedigen. Wegen des höheren Fun-Charakters geht David gegen Goliath 2:3 in Führung.
Realismus
Beide Spiele lassen sich in den Optionsmenüs auf realistischer trimmen. NHL 10 kann dies einen Tick besser. 3:3-Ausgleich! Erstmals gibt es mehrere komfortable Voreinstellungen. Im „Hardcore“-Modus bestimmt ihr sogar die Passstärke – je nachdem, wie lange ihr den Knopf gedrückt haltet. Schade ist nur, dass gewiefte Lupfer nach wie vor zu wenig ausgebaut sind. Bei NHL 2K10 klebt der Puck förmlich am Schläger, was Realismusfanatiker gar nicht gern sehen.
Spielfluss
In NHL 10 kommt es häufiger zu Abspielfehlern und Unterbrechungen, was auch an der neuen (und realitätsfördenden) „Precision Passing“-Funktion liegt. Früher genügte es, die Richtung des Passes ungefähr mit dem linken Stick anzugeben, schwupps, schon hatte der Mitspieler die schwarze Hartgummischeibe. Meistens jedenfalls.
Nun müsst ihr exakte Bewegungen ausführen, weil das Spiel die 360-Grad-Rundum-Funktion des Eingabegeräts unterstützt (abstellbar). Selbst gezielte Pässe in den freien Raum oder via Bande sind möglich. Die höhere Komplexität beim Spielaufbau sehen Profis als Vorteil, Gelegenheitsspieler eher nicht.
Eine weitere Neuerung von NHL 10 beeinträchtigt den Spielfluss aber auf jeden Fall: Es ist nett gemeint, dass es nun auch nach dem Schiedsrichterpfiff möglich ist, zu rangeln und zu stänkern. Was sich hochtrabend „Post Whistle Action“ nennt, hält letztlich nur auf oder führt zu Strafzeiten.
Das gilt auch für das von EA gehypte neue Kampfsystem in der Ich-Perspektive. Es ist hübsch anzusehen. Wettkampf-Spieler schalten es garantiert ab. NHL 2K10 präsentiert sich so fluffig leicht, es schwimmt eventuell sogar in Milch. Hier sind längere Pass-Stafetten fast an der Tagesordnung. Ihr habt auf den Rücken gebundene Arme und heißt Ray Charles, seid also blind und tot? Egal, der Puck kommt fast immer an. Das bedingt weniger Unterbrechungen und oft schönere Spielzüge, was NHL 2K10 mit 3:4 in Führung bringt.
Spielmechanik
NHL 10 sieht aus wie Eishockey, hört sich so an, spielt sich so und würde wohl sogar nach Männerschweiß riechen, gäbe es Geruchskonsolen. Wie gut die Spielmechanik funktioniert, zeigt ein kleines neues Feature, das sich „Boardplay“ nennt und Zweikämpfe an der Bande aufwertet. Damit könnt ihr gegnerische Kufencracks festnageln, den Puck sichern und gegebenenfalls mit dem Schlittschuh weiterleiten. Was nach Kleinkram klingt, entfaltet überraschend viel Tiefe.
Spieler-Balancing
Die Stärkewerte der virtuellen NHL-Profis liegen in NHL 10 (von Ausnahmen abgesehen) zwischen 70 und 90. Das Spiel nutzt die 100er-Bandbreite also kaum. Im Grunde nicht verkehrt, schließlich ist die Leistungsdichte in der stärksten Liga der Welt sehr hoch.
Werte zwischen +/- 50 und 90 in NHL 2K10 arbeiten die Stärke von Starspielern besser heraus, machen Unterschiede deutlicher. Das mag nicht so realitätsnah sein, es gibt einem aber ein gutes Gefühl, wenn man gerade mit einem Superstar durch die gegnerischen Reihen wedelt. Von mir bekommt der EA-Konkurrent den Punkt zum 4:5.
Künstliche Intelligenz
Die Spieler in NHL 10 stehen besser als im Vorjahr an der blauen Linie, machen die Räume eng, sodass euch mehr Verantwortung zukommt, wollt ihr ins gegnerische Drittel eindringen. Nach wie vor anfällig sind die Pixelbrüder selbst im höchsten von vier Schwierigkeitsgraden, wenn man über die Flügel attackiert und nach innen passt. Doch das ist im Vergleich zu NHL 2K10 jammern auf hohem Niveau.
Besonders auffällig: Die Torhüter im Pendant von EA haben sich verbessert. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich deutlich weniger „Eier“ einfangen – von Bauerntricks abgesehen. Die Keeper von NHL 2K10 sind wohl der größte spielerische Schwachpunkt, weil sie einfach insgesamt zu viele Treffer schlucken. Summa summarum bedeutet das den 5:5-Ausgleich.