Skip to main content

NHL 2K9

Mutlos

In Eishockey-Spielen geht es häufig knallhart zur Sache. Da werden die Beteiligten weggestoßen, von den Beinen geholt oder in die Seitenwände gedrückt. Mitunter entsteht daraus sogar eine kleine Schlägerei. Fussball hingegen wirkt im direkten Vergleich zum Beispiel fast schon wie ein Kinderspiel. Dummerweise ist genau diese Härte auch eine Sache, die in Electronic Arts' diesjähriger Eishockey-Simulation – wie bereits in unserem Test zu NHL 09 erwähnt – nicht so richtig rüberkommt.

Besser macht es da schon der direkte Konkurrent aus dem Hause Take Two, der EA Sports' Werk vom Eis verdrängen soll. Und zumindest in diesem Punkt gelingt das durchaus, wie man bereits nach mehren Partien feststellt. Die Matches zwischen den Teams laufen in NHL 2K9 sehr viel körperbetonter ab. Das resultiert wiederum in mehr Checks, mehr Schlägereien und deutlich mehr Strafminuten – meistens werden mehrere Spieler pro Partie vom Spielfeld geschickt. Gut so, schließlich soll es ordentlich krachen, wenn die jeweiligen Mannschaften alles für den Sieg geben. Und das tun sie. Wer dabei seine Taktik ändern möchte, muss dazu keineswegs das Spiel unterbrechen. Mit Hilfe der Live-Trainer-Funktion nimmt man über das D-Pad verschiedene Einstellungen vor und passt sich den jeweiligen Geschehnissen auf dem Eis an. Einfach und unkompliziert.

Freude und Enttäschung auf einem Bild.

Angenehmer fühlt sich zudem die Steuerung der Spieler an. Während Schüsse in NHL 09 über den rechten Analog-Stick ausgeführt werden, dienen hier lediglich die Buttons dazu. Das führt in entscheidenden Situationen zu weniger hektischen Bewegungen und einer nur geringen Fehlerzahl. Ganz untätig bleibt der Stick jedoch nicht, dient er doch zur Ausführung der so genannten Dekes.

Das sind Spezialmanöver, mit denen man beispielsweise einen Gegner links liegen lässt oder alleine vor dem gegnerischen Torhüter für Verwirrung bei diesem sorgt. Dazu betätigt man den linken Bumper und bewegt gleichzeitig beide Analog-Sticks in eine bestimmte Richtung. Insgesamt hat man so Zugriff auf 38 spezielle Aktionen, zum Beispiel eine schnelle Linksdrehung, eine Rückhand-Täuschung oder eine Annahme aus der Drehung.

In Sachen Spielvarianten fährt man unter anderem einen Shootout-Modus und diverse Trainingsmöglichkeiten auf. Darüber hinaus laden schnelle Spiele zu einer kurzen Partie zwischendurch ein. Wenig Unterschiede bieten indes die Modi Saison und Franchise. Saison konzentriert sich lediglich auf eine einzige Spielzeit, während Franchise anschließend weiterläuft. Ansonsten kämpft man wie gewohnt um die Meisterschaft, sucht nach Talenten, verändert die Drafts oder kümmert sich um das Management.

In die Kategorie „ganz nett“ fallen Pond-Hockey und Mini-Eisbahn. In Ersterem absolviert man ein 5vs5-Match (inklusive Keeper) auf einem zugefrorenen See mit eingeschränkten Spielregeln. Noch eine Nummer gestaltet sich das Geschehen auf der Mini-Eisbahn. Hier erwartet einen eine 3vs3-Partie in einer überschaubaren Arena. Und dabei kann man im wahrsten Sinne die Sau rauslassen, denn Strafen sind abgeschaltet. Dafür fallen umso mehr Tore.

Selbiges gilt für die normalen Partien ebenfalls, was unter den Umständen leider keine positive Eigenschaft ist. Die Abwehr reagiert zuweilen höchst seltsam und lässt den Spieler sowie die Gegner gerne mal recht einfache Treffer erzielen. Und überhaupt fühlt sich NHL 2K9 ein kleines bisschen arcadiger als der EA-Konkurrent an. Der Puck klebt fast schon zu sehr an den Spielern und ein Passspiel lohnt aufgrund diverser Einzelaktionen eher selten. Dem einen mag das vielleicht gefallen, dem anderen wiederum nicht. In dem Fall wäre wohl NHL 09 die bessere, realistischere Wahl.

Die Arenen können sich sehen lassen.

Bei näherer Betrachtung der Lizenzen zieht NHL 2K9 indes klar den Kürzeren. Zwar ist die NHL mitsamt ihrer Teams vertreten, ausländische Ligen findet man allerdings nur bei EA Sports. Abgesehen davon hat man zwei All-Star-Teams, mehrere Nationalmannschaften sowie diverse klassische Teams anzubieten, die bis ins Jahr 1952 zurückreichen.

Optisch bewegt sich NHL 2K9 im Großen und Ganzen auf einer Augenhöhe mit seinem Konkurrenten. Während hier die Spielermodelle vor allem mit den Animationen der Gesichter hinterherhinken, überzeugt das Treiben auf den Zuschauertribünen im Gegenzug etwas mehr. Aber das ist nichts, was jetzt einen wirklich großen und entscheidenden Unterschied ausmachen würde. NHL 2K9 sieht – wie auch NHL 09 – durchweg ansprechend aus. Eher weniger begeisterungsfähig verhalten sich indes die beiden neuen Kommentatoren Randy Hahn und Drew Remenda. Beiden mangelt es im Vergleich mit NHL 09 doch ein wenig an Emotionen.

So gut NHL 2K9 spielerisch sein mag, letztendlich bleibt doch ein fader Beigeschmack übrig. Anstatt mutig mit neuen Inhalten gegen NHL 09 anzutreten, legt 2K Sports' diesjährige Version die Füße hoch und macht anscheinend eine kleine Verschnaufpause. Da hilft es auch wenig, dass mir persönlich die körperbetontere Gangart etwas mehr zusagt. Interessante Neuerungen wie ein Spielzug-Editor, "Be a Pro"-Modus oder weitere Lizenzen sucht man im Gegenzug vergeblich. Besitzer von NHL 2K8 sollten sich also im Klaren darüber sein, dass sie hier kaum mehr als ein Update bekommen. Im nächsten Jahr muss man daher schon ein paar frische Spielmodi draufpacken, Abwehrverhalten und Gameplay optimieren sowie die Grafik weiter verbessern, ansonsten zieht EA Sports noch weiter davon.

NHL 2K9 ist bereits für Xbox 360, PlayStation 3 und PlayStation 2 erhältlich. Eine Wii-Version folgt.

7 / 10

Schon gelesen?