Skip to main content

Nidhogg 2 - Test

Wer besser ficht, kommt in den Gummiwurm!

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Sehr simples Fechtspiel mit 16-bit-Comicgrafik. Hat überhaupt keine spielerische Tiefe, macht aber trotzdem verflucht süchtig.

Habt ihr Freunde, die ihr dringend verlieren wollt? Dann hab ich einen Tipp: Spielt mit ihnen Nidhogg 2. Ich dachte ja schon bei meinem Artikel über That's You, dass das ein Spiel ist, das hervorragend dazu geeignet ist, zwischenmenschliche Differenzen auszulösen. Das hier fällt in die gleiche Kategorie, obwohl es grundsätzlich was ganz anderes ist. Ein Fechtspiel nämlich. Ihr stecht, schwingt und prügelt euch von Bildschirm zu Bildschirm und wer als erstes an der Bildschirmseite des Gegners angekommen ist, hat gewonnen. Das war schon bei Nidhogg 1 so, sieht jetzt aber aus wie ein Super-Nintendo-Spiel. Neu sind außerdem verschiedene Waffen, die euch zufällig zugeteilt werden. Neben dem Degen gibt es jetzt auch ein Breitschwert, ein etwas größeres Küchenmesser sowie Pfeil und Bogen. Diese Waffen werden euch zu Spielbeginn und nach jedem Tod per Zufall zugewiesen. Und dann gibt's auf die Schnauze.

Und das sieht so aus: In einer 2D-Spielumgebung steht rechts ein Spieler und links ein Spieler. Auf Knopfdruck schlagt ihr mit eurer Waffe, wenn ihr den Stick nach oben drückt werft ihr sie. Pfeile lassen sich zurückschlagen und wenn ihr euren Gegner nur einmal trefft, segnet der in einer blutigen Pixelmatsch-Animation das Zeitliche. Dann dauert es ein paar Sekunden bis er wieder erscheint und in dieser Zeit könnt ihr auf seine Seite laufen. Seid ihr am Ende angekommen, kommt ein riesiger Wurm, der ein bisschen aussieht wie aus Knetmasse gebastelt. Der frisst euch dann und ihr habt gewonnen. Klingt fürchterlich doof, macht aber unglaublich viel Spaß. Das liegt unter anderem daran, dass das Gameplay sich absolut famos anfühlt. Euer Schwert wird stets auf jener Höhe eingesetzt, auf der sich der Analog-Stick gerade befindet. So entstehen wirklich spannende Duelle einerseits - andererseits gibt es auch manchmal Überraschungs-Kills, wenn ihr aus Versehen direkt in das Schwert eures Gegners springt oder der das Gleiche bei euch macht.

Eine der neuen Waffen: das Breitschwert.

Das Spiel findet in zehn verschiedenen Levels statt. Wahlweise tretet ihr gegen den Computer (langweilig!) oder gegen menschliche Spieler (aufregend!) an, entweder online oder lokal. Letzteres entpuppt sich dabei als echter Partykracher. Ihr habt Freunde da und wollt euch unterhalten, nebenbei aber irgendwas zocken? Nehmt dieses Spiel! Wer schon einmal ein Videospiel bedient hat, wird sich hier innerhalb weniger Minuten heimisch fühlen, es gibt so gut wie keine Eingewöhnungsphase.

Die Grafik dürfte zugegebenermaßen Geschmackssache sein. Der 16-bit-Pixellook ist inzwischen gerade im Indie-Bereich eben doch ein wenig verbraucht. Ich kann mich daran allerdings ehrlich gesagt gar nicht sattsehen und habe ihn auch hier genossen. Der Soundtrack ist dafür über alle Zweifel erhaben. Absolut großartige Elektro-Mixe, ein bisschen basslastig, interessant karibisch anmutend. Man könnte fast denken, es handelt sich um die Geräuschkulisse eines neuen Monkey-Island-Teils, der nicht existiert. Irgendwie klingt das ganze Spiel leicht piratig. Ich weiß, dass Wort existiert nicht, was mir sicher in den Kommentaren gleich jemand erklären wird, aber es beschreibt die Klangkulisse von Nidhogg 2 einfach zu gut um es nicht zu verwenden.

Hier wurde ich von meinem Online-Gegner völlig ohne Deckung erwischt. Rechts im Bild: ein aufgespießter Gummiwurm.

Um zu verdeutlichen, was dieses kleine Spiel bei mir ausgelöst hat, hier ein kleiner Schwank: Ich habe immer noch nur einen PlayStation-Controller und das ist der, der mit dem Gerät kam. Immer wenn ich Multiplayer-Spiele genießen wollte, habe ich das mit Menschen gemacht, die ebenfalls eine PS4 haben und selbige gebeten, ihren Controller mitzubringen. Jetzt aber gibt es Nidhogg 2 und ich will das mit jedem meiner Gäste spielen, ob die nun spielen oder nicht. Also habe ich mir endlich einen zweiten Controller bestellt. Nidhogg 2 wird künftig zu einer Art Begrüßungsritual. Wo woanders Leute was zu trinken bekommen oder an den Oliven naschen dürfen, gibt's bei mir Nidhogg 2. Sich erst mal ordentlich virtuell den Degen in den Bauch rammen. Nur so lernt man sich wirklich kennen.

Spaß macht Nidhogg 2 auch deshalb, weil es nie ausweglose Situationen gibt. Selbst wer schon bis auf seine Seite zurückgedrängt wird, hat immer noch gute Chancen, sich wieder nach vorn zu kämpfen und seinen Gegner zu besiegen. Das passiert sogar relativ häufig, was jede Partie unberechenbar macht und mit einem nicht zu unterschätzenden Glücksfaktor auch neuen Spielern eine Chance bietet. Nidhogg 2 ist ein Spiel, bei dem man gerne herumschreit, sowohl in Richtung Fernseher als auch in Richtung Mitspieler. Tipp am Rande: Vorher vereinbaren dass das, was in Nidhogg 2 passiert, auch in Nidhogg 2 bleibt.

Hier dagegen: ein sehr lebendiger Gummiwurm. Frisst er euch, habt ihr gewonnen.

Unterm Strich gesagt ist Nidhogg 2 das, was der Engländer einen No-Brainer nennt. Ein Titel, über den man nicht groß nachdenken muss, um ihn zu mögen. Ein leicht zu lernendes, unkompliziertes Spiel für endlosen Spaß im Freundeskreis - und notfalls auch online. Die Präsentation ist Geschmackssache, die Steuerung geht dafür wundervoll intuitiv von der Hand und holt auch Leute ab, die sonst nicht so viel Zeit mit Computer- und Videospielen verbringen. Am liebsten würde ich für dieses Spiel meine PlayStation 4 gar nicht starten, sondern hätte im Raum irgendwo ein Multiplayer-Arcade-Kabinett stehen, das einfach permanent an ist und das Spiel auf Knopfdruck startet. Ein tolles Gefühl, das auch ihr nicht missen solltet.

Entwickler/Publisher: Messhof/Messhof - Erscheint für: PC, PlayStation 4 - Preis: 14,99 Euro - Erscheint: erhältlich - Getestete Version: PlayStation 4 - Sprache: englisch - Mikrotransaktionen: Nein

Schon gelesen?