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Nier Automata YoRHa Edition - Test: Die letzte Runde drehe ich dann mal auf Nintendo Switch

Auch mit 30 Frames kann man existentialistische Probleme lösen.

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Nier Automata, das kommt einem vor, als wäre das Dekaden her. Oder war es Nier? Oder war es erst gestern? Diese fast mystischen Spiele haben einen so seltsam zeitlosen Charme, dass das gerne mal verschwimmt. Nachdem zuletzt Nier: Replicant endlich und in aufgehübschter Form eine Ehrenrunde drehte, ist nun wieder der zweite Teil dran, diesmal auf der Switch. Warum nicht, es ist ein großartiges Spiel und die ja gar nicht so geniale Optik wird Nintendos langsam in die Jahre kommendes Handheld doch wohl stemmen können.

Nun, kann es. Der kleine Kasten ackert sich einmal mehr ab, um ein nicht mehr ganz frisches Spiel der großen Plattformen angemessen zu feiern und einmal mehr gelingt es ihm. Ich hatte ein wenig Sorge bei den stylischen, aber doch recht kleinen Schriftarten, aber von der visuellen Anzeige des Upgrade-Systems, bei dem ihr plötzlich sehr schmal wirkende Balken platziert, ist das auch auf dem Handheld-Screen alles kein Thema. Da gibt es ganz andere Kandidaten, die es einem schwerer machen.

Andere erwartete Sorgen waren die Ladezeiten und wie flüssig der Kampf des eigentlich auf 60 Frames optimierten Titels sein würde. Nun, Erstere halten sich in Grenzen. Ja, die Ladezeiten sind länger als auf einer Xbox oder PlayStation, aber nicht so viel, dass es einen aus dem Konzept werfen würde. 30 Sekunden, wenn es mal lange dauert, meist deutlich darunter, damit lässt es sich gut leben.

Was den Kampf angeht, musste sich die Switch die flüssige Framerate von 60 verkneifen und auf 30 halbieren. Das ist so vorhersehbar wie schade, aber wenigstens hält die Switch diese 30 auch in praktisch allen Situationen. Wenn es mal groß wird, in großen Gebieten, dann sackt es ein wenig weg, aber es geht auch sofort wieder nach oben, immerhin. Wie sehr beeinflusst das die Kämpfe? Da ich das Gefühl habe, dass bei der Überarbeitung die Timings etwas vereinfacht wurden, um den weniger flüssigen Kampf zu kompensieren – oder es funktioniert zufällig einfach gut –, weniger als gedacht. Sicher, mit 60 ist es einfach ein anderes Spielgefühl, so wie es sein sollte, aber das hier funktioniert immer noch sehr gut.

Denkwürdige Momente hat Nier Automata reihenweise zu bieten.

Auch mit ein paar Kompromissen bei den Texturen erkauft sich die Switch die 30 Frames. Dieses Preisschild hält sich aber in Grenzen, denn zum einen ist Nier: Automata zwar stylisch, aber war nie ein Technik-Aushängeschild. Ein klein wenig weniger fällt da kaum auf. Zum anderen kommt dem Spiel wie immer die niedrigere Auflösung entgegen. Während sich die Xbox Series X mit ihrer frisch geupdateten Become-as-Gods-Editions das nicht leistet und brav in 4K läuft, fällt das dezente Downgrade auf 1080p oder gar dem kleinen Screen eh kaum auf. Es ist also nicht die ganz uneingeschränkte visuelle Erfahrung der großen Versionen, aber so nah dran, dass es nicht weiter stört. Nicht schlecht für ein über fünf Jahre altes Handheld, das damals schon als etwas schwachbrüstig galt.

Das größte Problem des Kampfes dürfte nach wie vor sein, dass ihr relativ schnell herausfinden werdet, dass all die coolen Schwert-Moves eures Androiden B2 die meiste Zeit eher hinderlich sind. Sobald ihr gelernt habt, Alle vier Schultertasten gezeitigt im Griff zu haben, wird Circle-Strafing zur ultimativen Waffe in den meisten Kämpfen. Sicher, dauert etwas länger, aber nicht viel. Das hat Devil May Cry besser in der Balance gehabt. Davon abgesehen wusste Platinum Games sehr gut was sie tun und wenn ihr die Krücke mal beiseitelegt und euch in den Schwertkampf stürzt, dann habt ihr ein wundervolles System aus schnellen Kombos, Kontern und Ausweichen.

Über die Story lassen sie Abhandlungen schreiben und das wurde auch schon getan. Einige kamen zum Schluss, dass dies alles furchtbar sei, vor allem der Twist in der Mitte und dass das Franchise auf ewig ruiniert sei. Andere – ich würde sagen die deutliche Mehrzahl – lobt die existenzialistischen Anleihen, die angehobene SciFi-Eso-Story und natürlich das brillante und sehr, sehr eigenständige Design der Welt und allem in ihr. Ich mag sie und selbst die „Hater“ attestieren ihr, zumindest interessant zu sein. Kann auch nicht jedes Spiel von sich behaupten.

Insolchen Szenen kämpft die Switch ein wenig mit den 30 Frames.

Solltet ihr Sorgen haben, dass man Nier 2, also Automata nicht ohne den ersten Teil genießen kann, dann seid beruhigt. Ja, es entgeht euch ein wenig was, aber nicht so viel, dass es ein Problem wäre. Die Spiele sind verknüpft und verwoben, aber auf so subtile und abgehobene Art, dass ihr Referenzen links liegen lassen kann und später vielleicht mal zu ihnen zurückkehrt. Jetzt, wo die Engine steht, gönnt Square Enix der Switch ja vielleicht auch Nier: Replicant, dann könnt ihr das immer noch nachholen.

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Man muss es hart sagen, die Switch Version, Nier: Automata: The End of YoRHa, ist die schwächste Version, die ihr spielen könnt. Keine 60 Frames, schlechtere Texturen, das ist nicht nichts in einem Spiel, das zwar für seine Story und sein verrücktes Design in Erinnerung bleiben wird, aber dessen brillant fließende Kämpfe sich auch immer nach etwas Besonderem anfühlten. Das schaltet jetzt einen ganzen Gang zurück. Es macht immer noch Spaß Massen an durchgedrehten Robo-Wesen zu vermöbeln, aber es ist eben konventioneller, langsamer. Trotzdem, es ist schön für alle reinen Switch-User, dass sie jetzt auch die Verrücktheit und Tiefgründigkeit dieses außergewöhnlichen Spiels erleben können. Nier: Automata ist nicht wie die anderen, es ist nicht mal wie Nier zuvor. Es ist definitiv wert gespielt zu werden und sei es nur, um zu gucken, wo man selbst bei der Story steht: Prätentiöser Mist oder das Beste, was je in ein Spiel wanderte? Findet es raus.

Noch dazu zu einem freundlichen Mid-Price, da muss man nicht mal auf den Sale warten, um meinen Satz aus dem letzten Square-Test abzurunden.

Nier Automata YoRHa Edition - Pro und Contra

Pro:

  • Tiefgründig, existenzialisch angehauchte Story (oder Eso-Quatsch, je nachdem, wen man fragt)
  • Dynamisches Kombo-Kampfsystem aus Nah- und Fernkampf
  • Fantastische Musik
  • Sehr eigenständiges Design
  • Viel Spiel mit Perspektiven und Spielelementen
  • Übersichtliche, aber durchdachte offene Welt
  • Mid-Price auch auf der Switch

Contra:

  • Nur noch 30 Frames auf der Switch
  • Niedrigere Auflösung und schwächeren Texturen
  • Kämpfe lassen sich oft auf Circle-Strafing reduzieren

Entwickler: Platinum Games - Publisher: Square Enix - Plattformen: Nintendo Switch (YoRHa Edition), PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox One, Xbox Series, Microsoft Windows - Release: 06.10.2022 (Switch), 2017 (Ersterscheinung) - Genre: Action-Adventure / RPG - Preis (UVP): ca. 40 Euro

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