Nintendo Switch Sports - Test: Für den kleinen Sportspaß zwischendurch
Kratzt an der Oberfläche.
Was waren das noch für Zeiten, als mich die Bewegungssteuerung auf der Wii mehr genervt hat, als mich zu begeistern. Auch ein Wii Sports änderte daran nicht viel. Ein Spiel, das mit mehr als 82 Millionen Verkäufen ein enormer Erfolg war. Daran konnten die beiden Nachfolger auf der gefloppten Wii U nicht anknüpfen. Und jetzt? Jetzt versucht Nintendo Switch Sports sich daran. Ob es Wii Sports knackt? Eher nicht, vermute ich. Spaß macht's definitiv, wenngleich es an vielen Stellen einfach nur an der Oberfläche kratzt.
Fangen wir mit den Basics an. Den Kern von Nintendo Switch Sports machen die sechs enthaltenen Sportarten aus: Volleyball, Badminton, Bowling, Fußball, Chanbara und Tennis. Eine siebte Sportart, Golf, kommt im Herbst kostenlos per Update ins Spiel. Es ist eine übersichtliche Auswahl an Disziplinen, die im Gegenzug alle genauestens umgesetzt wurden und prima funktionieren. Egal, ob ihr beim Volleyball den Ball am Netz blockt, beim Badminton kurze und lange Schläge absolviert oder euer Schwert beim Chanbara haltet, die Eingaben sind präzise und eure Bewegungen werden zu geschätzt 95 Prozent gut erkannt. Kleine Aussetzer kann es immer mal geben, spielen aber keine große Rolle..
Nintendo Switch Sports und der schnelle Spaß
Nintendo Switch Sports präsentiert sich dabei als das perfekte Spiel für eine kleine Runde Bewegung zwischendurch oder als Partyspaß mit anderen. Nur vorher vielleicht nicht zu viel trinken... oder doch? Abstand ist auf jeden Fall gefragt, nicht aus Gründen von Corona, sondern weil ihr mit eurem Joy-Con ausholt und schlagt. Und nicht die Handschlaufe vergessen, wir alle erinnern uns an die Videos mit Wiimotes, die Fernseher zerstörten. Ihr seid schnell drin und ebenso flott im Spiel, ohne großes Vorgeplänkel oder sonstige Dinge, die stören.
Gleichermaßen simpel bleibt es je nach Sportart. Beim Badminton oder Tennis bewegen sich die Charaktere von selbst, ihr müsst euch allein aufs Schlagen konzentrieren. Das normale Bowling ist nett, auf Dauer aber eintönig. Mit Hindernissen, Rampen und beweglichen Teilen gestaltet der Spezial-Modus das deutlich interessanter. Am meisten Spaß hatte ich letztlich mit Fußball. Nicht, weil ich gerne Fußball schaue, sondern weil Nintendo hier mehr oder weniger eine Art Rocket-League-Klon auf den Bildschirm zaubert.
Die Figuren könnt ihr hier frei bewegen und alle jagen einem riesigen Spielball nach, um ihn in die ebenso gewaltigen Tore zu feuern. Ohne das alles ohne Seitenaus, ohne Eckbälle, ohne Fouls, jagt einfach dem Ball hinterher. Ebenso wie in Rocket League gibt es nichts Befriedigenderes, als einen fulminanten Schuss abzugeben, der nach einem perfekten Treffer im gegnerischen Tor landet. Oder im letzten Moment noch mit einem Flugkopfball vor der eigenen Torlinie einen Gegentreffer zu verhindern.
Nicht alles ist toll in Nintendo Switch Sports
Wie erwähnt, alle Sportarten sind schön umgesetzt und funktionieren wie gedacht. Das Problem, das ich etwa für mich sehe, ist, dass auf Dauer Vielfalt und Einstellmöglichkeiten zu beschränkt sind. Es gibt jeweils eine Arena oder ein Bowlingcenter. Keine wechselnden Locations und solche Sachen. Hey, Nintendo, ihr habt so viele Möglichkeiten, warum lasst ihr sie liegen? Fußballarenen im Pilz-Königreich, in Hyrule, wo auch immer. Anders gesagt: Nintendo Switch Sports kratzt bei Vielfalt und Optionen an der Oberfläche dessen, was möglich wäre. Und das ist schade.
Das gilt nicht allein für die verfügbare Auswahl an Schauplätzen. Mir fehlt eine individuellere Anpassung der Sportarten. Eine Partie Fußball dauert drei Minuten plus die etwaige Verlängerung mit Golden Goal. Fertig. Eine Runde Chanbara besteht aus einem Best of 3 (inklusive Zeitlimit pro Runde). Fertig. Das ist zuweilen sehr kurz und ich wünschte einfach, ich könnte etwa statt drei Minuten sechs, zehn oder 15 Minuten Fußball spielen. Oder die anderen Sportarten länger laufen lassen, ohne dass regelmäßige Neustarts erforderlich wären. Bei aller Liebe für den Casual-Ansatz, den Nintendo hier verfolgt, solche zusätzlichen Optionen sind eigentlich Pflicht. Das Gleiche gilt in Sachen Abwechslung. Bitte nachliefern!
Jede Sportart lässt sich außerdem online gegen andere Mitspieler und Mitspielerinnen rund um die Welt spielen. Beim Fußball treten so maximal acht Leute gegeneinander an, beim Bowling sind Turniere mit bis zu 16 Teilnehmenden möglich. Solche Turnierfunktionen gibt es bei den anderen Sportarten aber leider nicht. Update: War der Online-Modus im Testzeitraum noch nicht verfügbar, ist er mittlerweile mit einem Update aktiviert worden. Und soweit funktioniert er auch ganz gut, größere Probleme gab es bei meinen Proberunden nicht. Nur online könnt ihr zusätzliche Ausrüstung für euren Charakter freischalten und obendrein an Ranglistenspielen gegen andere teilnehmen.
Auch im Hinblick auf das Fitness-Potenzial kocht Nintendo Switch Sports eher auf Sparflamme. Klar, ihr bewegt euch ein wenig, richtig anstrengend ist das aber eher nicht. Definitiv kein Vergleich zu einem Ring Fit Adventure, bei dessen Übungen ich mich richtig verausgaben kann und danach völlig fertig bin.
Nintendo Switch Sports Test - Fazit
Letztlich ist es das, was Nintendo Switch Sports am Ende kennzeichnet. Es ist ein zweischneidiges Schwert. Ein Spiel, das einerseits richtig Spaß macht, ob alleine oder mit anderen, weil die Sportarten gut umgesetzt sind und so funktionieren, wie ihr es erwartet. Anderseits ist es ein Spiel der ungenutzten Möglichkeiten, das nur an der Oberfläche seines möglichen Potenzials kratzt. Mehr Vielfalt, mehr Optionen sind das, was dem Spiel gut getan hätte. Am Ende überwiegt der Spaß beim Spielen gegenüber der Enttäuschung über verpasste Gelegenheiten. Seid euch dessen nur bewusst: Nintendo Switch Sports ist ein unterhaltsames Spiel für den kleinen Sportspaß zwischendurch, ob alleine oder mit anderen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.