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Nitrobike

Es staubt gewaltig

Verdammt, wo ist nur der Scheibenwischer abgeblieben? Der Staub verdeckt die Sicht aufs Geschehen und so rase ich mal wieder in das nächste Hindernis, was mit einer mächtigen Explosion samt ärgerlichem Zeitverlust quittiert wird. Dass bei Nitrobike der Scheibenwischer fehlt, liegt allerdings in der Natur der Sache, schließlich pest man bei diesem ein wenig an Motorstorm erinnernden Wii-Game ausschließlich auf Motocross-Maschinen über die staubigen oder vereisten Parcours. Die Sache mit der fehlenden Sicht hätte man unabhängig davon jedoch trotzdem besser machen können.

Doch der Reihe nach. Was Euch bei Nitrobike erwartet, lässt sich zunächst ziemlich einfach als Rennspiel bezeichnen. Auf den ersten Blick bietet sich ein Bild des Grauens: Pixelige Spielfiguren und supermatschige Texturen, die selbst für Wii-Verhältnisse nur als "unter aller Sau" klassifizierbar sind. Ein bisschen mehr Mühe in der Gestaltung wäre wirklich erfreulich gewesen, denn unter der eher abschreckenden Karosserie verbirgt sich klammheimlich etwas, das man als milden Spielspaß werten darf.

Das hässliche Entchen entpuppt sich nach einiger Eingewöhnungszeit zwar noch lange nicht als ein Motorstorm-Konkurrent auf der Wii, aber doch als einigermaßen unterhaltsames, wenngleich bisweilen nerviges Spielchen. Diese Ambivalenz lässt sich auf folgende Punkte zurückführen:

1. Die Steuerung:
Vergleichbar mit anderen Wii-Games haltet Ihr auch hier die Wiimote waagerecht und steuert Euer Motorrad mit Links-Rechts-Bewegungen, was auch ganz gut funktioniert. Größere Probleme mit der Umsetzung Eurer Bewegungen auf dem Bildschirm gibt es nicht. Zudem ist es möglich, den Wendekreis Eures Gefährtes durch kurzes Antippen der Gas- und Bremsbuttons zu verringern und dadurch rasanter durch die Kurven zu brettern beziehungsweise zu driften.

Eine Reise zum Mittelpunkt der Erde...

Allerdings bedarf es schon einiger Übung, um wirklich auf diese Weise geschmeidig über die Strecken zu rasen. Ohne Geduld geht hier nichts. Als Manko erweist sich zudem die Umsetzung des Handlings bei Tricks, mit denen Ihr eigentlich Eure wichtige Boost-Power vergrößert: Zu häufig werden die Tasten-Kombinationen nicht erkannt, was zu frustigen Fahrmomenten respektive Crashes führt. Wo man bei Excite Truck die Tricks mit einigen simplen Bewegungen auslöst, geht die Tasten-Orgie hier oft in den Rennoverall.

2. Übersicht-Streckendesign:
Auch wenn sich das Streckendesign durchaus als abwechslungsreich und vielseitig präsentiert und damit zunächst eine gute Grundlage für ereignisreiche Rennen legt, gibt es einige Pisten "aus der Hölle": Grundsätzlich enthalten zwar alle Strecken die eine oder andere Schwierigkeit, einige sind jedoch so dürftig entworfen, dass Euch einfach die Übersicht fehlt.

Das liegt dann weniger an dem aufgewirbelten Staub, der massiv die Sicht behindert, sondern an uneinsehbaren Streckenabschnitten. So passiert es mitunter, dass überhaupt nicht klar ist, in welcher Richtung man weiterfahren soll, da die Streckenbegrenzungen und Schilder nicht eindeutig genug sind. Erschwerend kommt hinzu, dass man seine Rennmaschine nur aus einer festen Perspektive steuert und sich diese eben nicht in allen Situationen als tauglich erweist. Außerdem ärgerlich: Die kleinste Berührung mit Hindernissen sorgt für einen Abflug vom Bock und somit unter Umständen zu uneinholbaren Zeitrückständen. Wer davon nicht genervt ist, dürfte spätestens vor dem sich ständig wiederholenden Billig-Rock Soundtrack davon laufen, den man leider nicht durch eigene Songs ersetzen kann.

Ohne Boost hat man keine Chance.

3. Online-Features
Insgesamt bietet der Karriere-Modus genug Stoff für ein paar mehr oder minder unterhaltsame Stunden und erinnert mit seiner Struktur - abermals - sehr stark an Motorstorm. Anfangs steht nur eine Rennserie mit wenigen Parcours und Modi bereit. Durch gute Platzierungen in den Rennen ergattert Ihr wertvolle Punkte, mit denen Ihr weitere Serien, Modi und Strecken freischaltet. Allerdings bieten hier die toughen KI-Fahrer einen guten Widerpart und so hat man zunächst durchaus Mühe, auf dem Podest zu landen. Wer doch lieber gegen menschliche Fahrer antritt, lädt einige Freunde zu sich ein oder wählt den Online-Modus. Ja, Ihr habt richtig gelesen: ONLINE.

Als eines der wenigen Games für die Wii offeriert Nitrobike also die Möglichkeit, sich mit Spielern außerhalb der eigenen vier Wände zu messen. Allerdings hat das Ganze, wie könnte es auch anders sein, einen kleinen Haken. Man hat nämlich darauf verzichtet, einen Serverbrowser oder eine ähnlich komfortable Übersicht zu integrieren, sodass man praktisch auf gut Glück nach Mitspielern im Trüben fischt. Meist kommt dabei selbst nach mehrminütiger Suche keine Verbindung zustande. Besser dran ist nur, wer eine dicke Freundesliste besitzt und mit diesen eine Direktverbindung herstellt. Sobald die Verbindung steht, laufen die Matches auch ohne nennenswerte Lags ab. Abzüge in der B-Note gibt es übrigens dafür, dass Ubisoft erneut darauf verzichtete, einen 16:9-Modus zu implementieren.

Wer sich vom "Ach du Schande"-Eindruck der ersten Minuten nicht abschrecken lässt, ist wahrlich hart im Nehmen. Die Grafik stammt aus der Spielesteinzeit, es gibt einige Mängel und die Steuerung ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Doch wenn man Nitrobike ein wenig Zeit gibt und sich reinfuchst, offenbart es sogar kleine Stärken: Die ewige Suche nach DER einen Bestzeit, der optimalen Runde oder einfach nur einen Sieg nach dem anderen einzuheimsen und eine 100 Prozent-Wertung in der Statistik vorweisen zu können. Das alles verbunden mit zig Sachen zum Freischalten. Bleibt die Frage: Reicht der Jagdtrieb und der Online-Modus aus, um die Negativ-Punkte vergessen zu lassen? Leider nicht.

Nitrobike ist für die Wii bereits erhältlich. Wer nach einem guten Rennspiel sucht, sollte aber besser zu Excite Truck greifen.

4 / 10

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