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Not The Robots - Test

Das fehlt noch auf der CES: Ein Metal Gear Roomba, der Möbel frisst!

Als möbelfressender Putzroboter schleicht ihr durch dieses leider alles andere als spielerisch tiefgreifende Stealth-Game.

Staubsaugerroboter? Nein danke! Am Tag des Jüngsten Gerichts, wenn Skynet die Menschheit versklavt und Cyborgs mit Arnolds Konterfei den letzten Widerstand niederballern, werden diese hinterhältigen Biester vermutlich an vorderster Front herumzuckeln. Von wegen 'harmlos' und 'praktisch': Was heute auf der CES 2014 in Las Vegas gefeiert wird, bürstet und saugt morgen die menschlichen Knochenberge blank! Ich hab euch gewarnt!

Die elegant rollende Mischung aus Telepräsenz-Roboter, Segway und Staubsauger im Indie-Spiel Not The Robots von 2DArray und tinybuild verschmäht hingegen Menschenfleisch (noch). Stattdessen frisst das Ding Möbel und schleicht durch verlassene Hochhäuser. Quasi Solid Snake und Ikeas Albtraum in einem. Das Szenario ist somit ganz nach meinem Geschmack: abgedreht und technikaffin.

Ziel des Spieles ist es, eine Büroetage nach der anderen von Möbeln zu säubern. Dazu dirigiert ihr den Roboter zwischen Schreibtischen, Schränken, Lampen und Topfpflanzen herum. Per Knopfdruck verdampft und absorbiert ihr die herumstehende Einrichtung - das füllt eure Anzeige, bis die rettende Aufzug-Röhre wieder aktiviert wird, durch die ihr die Etage zuvor betreten habt.

Eine klassische Situation: Hungriger Roboter mit Appetit auf Möbel gegen fliegende Killer-Köpfe. Ich sehe schon den passenden Pixar-Streifen vor mir...

Die Kampagne besteht aus zufallsgenerierten Leveln. Beißt ihr ins Gras, ist der Spaß vorbei. Ihr erhaltet Punkte, schaltet vielleicht ein paar Gadgets frei und beginnt von vorn. Not The Robots bedient sich hier sowohl bei typischen Roguelike-Titeln als auch bei Indie-Krachern wie FTL: Faster Than Light. Jeder Anlauf ist anders, der Tod wird bewusst einkalkuliert.

Die üblichen Todesfallen des Büroalltags

Damit die Sache nicht zu einfach wird, werden vom System diverse Fallen verteilt. So duckt ihr euch unter Laserstrahlen hinweg, umgeht Elektroschock-Bodenplatten, Suchscheinwerfer, Bomben oder Energiebarrieren. Nebenbei versteckt ihr euch vor Killer-Robotern, die aussehen wie der fliegende Kopf von C3PO aus Star Wars und euch bei Sichtkontakt per Maschinengewehr beharken. Es überlebt nur, wer den Roboter-Kopf unten behält und die Sichtlinie der Feinde meidet. So weit, so Stealth.

Der zentrale Unterschied zu regulären Schleichtiteln: Ihr müsst eure eigene Deckung futtern, um zur nächsten Etage zu gelangen. Jedes Möbelstück im Bauch des Roboters erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass er entdeckt wird. Warte ich mit dem Schreibtisch, bis der Wachroboter im Nebenzimmer ist? Lasse ich die Topfpflanze stehen, um den Laserstrahl zu blockieren? Das Konzept ist ziemlich ungewöhnlich und in der Theorie brillant - in der Praxis freilich nicht ganz so fesselnd, wie ich das erhofft hatte.

Ihr müsst eure eigene Deckung futtern, um zur nächsten Etage zu gelangen.

Vor jeder Runde könnt ihr euch per Überwachungskamera umsehen. Ein ausgefeilter Plan lässt sich trotzdem kaum entwickeln.

Die Levelarchitektur wird mit jedem Stockwerk kniffeliger und die Aufgaben härter. Statt einfach nur Möbel zu konsumieren, sollt ihr zum Beispiel Bodenplatten in bestimmter Reihenfolge abklappern oder Feinde und Fallen mittels 'Tagger' abklatschen - idealerweise ohne bemerkt zu werden. Zudem gibt es alle Nase lang neue Gadgets zu finden, die ihr im Inventar am linken Bildschirmrand lagert und per Möbelverspeisung aufladet. Unsichtbarkeit, Sprint, Wanddurchbrechung, Extraleben, Panzerung, Betäubungs-Minen, Teleport - das Repertoire ist beachtlich. Im Grunde genug Material, um einen lange zu motivieren. Doch richtig warm geworden bin ich mit Not The Robots trotzdem nicht.

Problem Nummer eins waren die zufälligen Level und unberechenbaren Feinde: Was eigentlich eine Stärke sein sollte, weckt bei mir eher gemischte Gefühle. Manchmal sind die Winkel, Fallen, Gegner und Möbel extrem unfair oder sinnfrei platziert. Die Grenze zwischen Herausforderung und Frust wird da schnell überschritten, besonders in den höheren Etagen. Zudem ist es unmöglich, die Routen der Wachroboter vorherzusagen und eine Strategie zu entwickeln. Gerade das ist es aber, was mir bei einem Schleichspiel Spaß macht: beobachten, planen, durchführen und mit Zigarre im Mundwinkel grinsen, weil ich es eben liebe, wenn ein Plan funktioniert. Glück sollte da weniger eine Rolle spielen.

Ein Roboter für Schleich-Quickies

Problem Nummer zwo: Die ersten Etagen sparen mit Herausforderungen, lassen sich aber beim Neustart nicht überspringen. Klar kommen "nur die Harten in den Garten", aber wo FTL mich gleich von Beginn an immer wieder aufs Neue überrascht und Highlights bietet, fehlt mir nach ein paar Anläufen in Not The Robots schlicht die Lust, es noch einmal zu versuchen. Einmal hätte ich fast den ersten, aber nicht endgültigen Boss in Gebäude sieben erreicht, dann erwischte mich ein Wächter und ich hätte vor Wut fast in meinen Schreibtisch gebissen (Ironie inkludiert).

Die freischaltbaren 'Operations' (kurze Einsätze) und 'Challenges' (zufällige Herausforderungen mit Sonderregeln) sind zwar für schnelle Spiele zwischendurch zu gebrauchen, verlängern aber nur unwesentlich den Spielspaß. Die Suche nach Audiofiles in den Stockwerken ist allenfalls ein nettes Zubrot - motiviert hat mich das auch nicht weiter.

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Dann wäre da noch der durchwachsene Soundtrack, der sich zwar brav der Situation anpasst, jedoch für meinen Geschmack allzu schräg schrammelt und schnell düdelig wird. Den musste ich nach fünf Minuten stumm stellen, sonst hätten mir die Ohren geblutet. Die Optik des Spiels ist schlicht, zweckmäßig und minimalistisch angenehm. Die Kameraperspektive lässt sich problemlos mit der Maus dirigieren, während man mit der Tastatur den Roboter lenkt. Alternativ kann man ein Gamepad benutzen. Das funktioniert intuitiv und macht null Probleme. Die Übersicht habe ich auch selten verloren - wenn, dann war es meine eigene Schuld. In dieser Hinsicht kann man den Entwicklern keinen Strick drehen.

Trotzdem muss ich allzu euphorische Indie-Fans bremsen. Ein wirklich abendfüllender Spaß war Not The Robots für mich nicht. Vielleicht macht aber auch die Dosis das Gift. Besser 'zwischendurch' als 'ausschließlich', lautet die Devise. Schaut euch die Unity-Plugin-Demo via Link von der offiziellen Seite an, wenn ihr ein bisschen Schleich-Adrenalin sucht, auf skurrile Settings mit Robotern steht, und euch von derben Frustmomenten nicht abschrecken lasst. Das Spiel ist 'ne harte Nuss für duldsame Typen, aber gerade das macht ja oft den Reiz aus. Auf Steam geht der Titel für mäßige 10 Euro über die Theke. Wer hingegen nach richtiger Stealth-Action lechzt, hält sich besser an Triple-A-Agenten wie Sam Fisher, Solid Snake oder Adam Jensen. Allerdings vertilgen die wesentlich weniger Möbel.

6 / 10

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Frank Erik Walter Avatar
Frank Erik Walter: Tagsüber arbeitet Frank als freier Journalist. Nachts jagt er seit 2010 flüchtige MMOs für Eurogamer.de und die MMO PRO. Skittles und Tetris sind sein Kryptonit.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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Not the Robots

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