Obi-Wan Kenobi Folge 1 und 2 – gutes Star Wars, schlechtes Star Wars
Im Rahmen der Möglichkeiten anständig.
Vorweg sollte ich sagen, dass ich die erste Folge von Obi-Wan Kenobi nicht gerade schlecht fand. Ich war nach The Book of Boba Fett auf Schlimmeres eingestellt. Schließlich war Ewan McGregor das einzige, was mir positiv von den Prequels im Sinn geblieben ist. Obi-Wans Geschichte vor den Ereignissen der ursprünglichen Trilogie hat Potenzial: Ein zwischen den Schuldgefühlen über sein Versagen und der Pflicht, Luke und Leia zu beschützen, zerrissener Lebensmüder, der sich auf der Schattenseite dieses Universums versteckt, ist spannendes Material.
Unterm Strich ist die Serie definitiv kein Totalausfall, wie zuletzt Bobas einschläferndes Wassertreten. Manche Dinge, wie zum Beispiel die Inquisition, die händeringend seit zehn Jahren nach Obi-Wan und den Resten der Jedi sucht, haben mir sogar sehr gefallen. Vor allem von der Dritten Schwester geht eine Menge bedrohliche Unberechenbarkeit aus. Das sorgte schon für ein paar spannende Szenen, vor allem als sie Joel Edgertons (den ich unglaublich gerne sehe) Owen Lars erpresste, ihr Obi-Wan auszuliefern, war das schon gut gemacht.
Da ertrage ich auch gerne ein paar bleiern gestelzte Dialogzeilen, die so niemand sagen würde. Man kann Harrison Ford fast rufen hören “George, man kann diesen Scheiß zwar schreiben, aber man kann ihn nicht sagen!”, wenn die Dritte Schwester sagt “Keine Angst, Obi-Wan, you won’t die …”, um dann ein “today” hinterherzuflüstern. Jeder normale Jedi-Jäger würde sagen “Ich werde dich nicht töten”. Aber in Ordnung. Das gehört, siehe Ford, seit Anbeginn der Zeit zu Star Wars dazu.
Doofer ist, dass auch diese dritte neue Serie ein paar TV-artige Abkürzungen und Klischees mitnimmt und sie mit den bequemen Zufällen mixt, die die Welt von Star Wars schon immer kleiner wirken ließen, als sie sein müsste. Mich riss das immer wieder kurz heraus aus dem eigentlich exzellenten Szenenbild. Es sind nur Kleinigkeiten, aber sie summieren sich.
Ständig stolpern Figuren über die richtigen Informationen und Leute zur rechten Zeit, ich brauche kein Kung-Fu in meinem Star Wars und manchmal wurde es sogar richtig albern: Zum Beispiel, als drei erwachsene Verbrecher lange erfolglos versuchten, ein zehnjähriges Mädchen im Wald einzufangen. Zum Augenrollen.
Überhaupt war die junge Leia ein gutes Argument dafür, warum überzeugende CG-Kinderschauspieler nicht früh genug kommen können. Und das sage ich als Vater zweier Kinder. In manchen Szenen spielte sie annehmbar. In anderen wiederum wirkte es, als hätte man sie nach dem ersten Take wieder nach Hause geschickt und es dabei bewenden lassen.
Und doch: In Summe war das schon ganz interessant anzuschauen, nicht zuletzt, weil es tatsächlich um etwas ging, die Figuren in inneren und äußeren Konflikten zu kämpfen hatten. Star Wars Obi-Wan macht von Beginn an klar, was der Einsatz für jeden einzelnen hier ist – und deshalb weiß man, warum man hier zuschaut. Auch hier blitzt sie auf, die alte Magie, wegen der man die ersten Filme einst liebte. Ich spürte sie in den vergangenen Jahren immer nur kurz. In den besten Szenen von The Force Awakens, Rogue One oder The Mandalorian, aber sie trat immer wieder in den Hintergrund. Zuletzt machte sie in Das Buch von Boba Fett einer Apathie Platz, die ich sonst nur bei Anime verspüre (sorry, Ana!). Obi-Wan Kenobi hätte ich dagegen tatsächlich direkt weitergeschaut, wenn auf Disney+ mehr als zwei Folgen online gewesen wären. Ich verbuche das fürs Erste als Erfolg.