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Octahedron - Test

Disco, Disco, Disco!

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Anspruchsvoller Platformer in Neon-Optik, der durch seinen flexiblen Soundtrack und hohen Wiederspielwert besticht. Etwas schwer lesbar.

Ist das Zeitalter der Großraumdiscos endlich vorbei? Über diese Frage habe ich mich neulich mit Bekannten unterhalten und wir kamen zu dem Schluss, dass sie zumindest in den urbanen Gebieten des deutschsprachigen Raums längst durch Clubs abgelöst wurden. Kleinraumclubs gewissermaßen. Wenn es aber nach den Entwicklern von Octahedron geht, dann, ja dann, endet das Disco-Zeitalter niemals. Das Spiel atmet den Geist schwitzender Körper, die sich zu wummernden Elektro-Beats aneinanderreiben. Mit dem grandiosen Unterschied, dass ihr hier nicht nach der Musik tanzen müsst wie bei vielen anderen Spielen mit starkem Audio-Fokus. Nein, die Musik tanzt nach euch. Und wer einmal in diesem Rhythmus ist, kann sich ihm nur wirklich schwer entziehen.

Wir müssen uns an dieser Stelle nicht großartig mit der Geschichte des Spiels aufhalten, die gibt es zwar ganz rudimentär, sie spielt aber nicht die geringste Rolle. Findet euch einfach damit ab, dass ihr ein kleines Männchen seid, das aussieht als hätte es ein gütiger Schöpfer aus bunten Neon-Leuchtröhren zusammengesteckt. Und dass ihr in einer Welt lebt, die ebenfalls aussieht als sei sie von diesem nicht besonders gütigen Neon-Gott konstruiert worden. Nicht besonders gütig vor allem deshalb, weil Octahedron kein allzu einfacher Plattformer ist. Die knapp 50 Level sind zwar selten allzu lang, wohl aber anspruchsvoll. Und wenn ihr eure vier Leben verloren habt, geht es zurück zum Anfang des Levels.

Ihr wisst nicht, was hier passiert? Das werdet ihr sicher noch lernen. (Octahedron - Test)

Anspruchsvoll ist Octahedron auch, weil ihr euch im Gegensatz zu vielen anderen Platformern nicht in der Horizontalen bewegt, sondern von unten nach oben. Dabei ist es hilfreich, dass eure Figur eine bestimmte Anzahl von Plattformen pro Level unter ihren eigenen Füßen erschaffen kann - und, drückt ihr den entsprechenden Button, auch mitten in der Luft darauf surfen. Die Anzahl dieser Plattformen ist pro Sprungabfolge aber limitiert. Habt ihr also, wie zu Beginn des Spiels, nur zwei Plattformen zur Verfügung, könnt ihr nur genau so viele erschaffen bevor ihr wieder auf festem Grund landen müsst. Erst dann lädt sich die Fähigkeit wieder auf und dann könnt ihr erneut zwei Plattformen erschaffen. Erschafft ihr diese Plattformen an den richtigen Stellen, gibt's Bonuspunkte, an anderen Stellen löst ihr damit auch Funktionen wie Aufzüge aus.

Warum genau das faszinierend ist, ist in Worten nicht ganz leicht zu erklären, aber ich möchte es trotzdem versuchen. Der Soundtrack des Spiels besteht aus äußerst einnehmenden Elektro-Stücken. Die Level selbst sind so konstruiert, dass sich das Erschaffen neuer Plattformen, das Wegspringen von selbigen, das genaue Landen auf festen Neon-Balken und das Einsammeln der zahlreichen Bonus-Gegenstände einen gewissen Rhythmus ergeben. Soll heißen: Die Soundeffekte des Spiels unterstützen den Soundtrack auf äußerst gefällige Weise. Seid ihr einmal im Flow, ist die Chance groß, dass ihr darin bleibt, weil euch bisweilen schlicht euer Rhythmusgefühl sagt, wann ihr wieder abspringen müsst. Klingt komisch, funktioniert aber.

Das wars, ihr seid tot. Das Level beginnt gnadenlos ganz von vorn. (Octahedron - Test)

Ein Musikspiel ohne Anspruch ist Octahedron aber dennoch nicht. Manchmal braucht es auch ein bisschen, bis ihr herausfindet, wie ihr in den nächsten Bereich kommen könnt ohne all eure Lebensenergie zu lassen. Leider hat das teilweise auch damit zu tun, dass die Spielumgebung von Octahedron oft nicht ganz leicht lesbar ist. Irgendwie strahlt, glänzt und blinkt eben alles in Neonfarben. Das sieht nett aus, es erschwert eurem videospielgeschulten Hirn aber, sofort zu erkennen, was Freund und was Feind ist. Etwas, das eine Stärke des Spiels ist, wird daher gleichzeitig zur Schwäche. Das Spiel führt in beinahe jedem Level eine neue Mechanik ein - die ihr nicht kennt. Und genau aus diesem Grund rennt ihr schon mal gegen einen Gegner, den ihr gutmütig für ein Power-Up haltet. Weil er eben genauso lustig bunt leuchtet, wie der Rest der Welt.

Macht ihr diese Glühbirnen kaputt, ist das gut für euch, ... (Octahedron - Test)

Wer jedoch einigermaßen aufmerksam spielt, macht diesen Fehler zumindest nicht oft. Ich mache es an dieser Stelle ein bisschen einfacher und verrate euch: Blumen sind immer gut. Die nämlich braucht ihr, um neue Level freizuschalten. Alles, was nicht aussieht wie eine Blume ist womöglich ein Gegner. Außer Herzen natürlich. Blumen entstehen, indem ihr Gegner besiegt oder Glühbirnen kaputt macht. Glühbirnen macht ihr kaputt, indem ihr Plattformen in ihnen entstehen lasst. Gegner teilweise ebenfalls, wobei ihr im Verlauf des Spiels auch neue Plattformen dazubekommt. Plattformen etwa, die während ihrer kurzen Existenz nach unten schießen. Platziert sie im Sprung über einem Gegner und ihr seid ein Problem los. Zusätzlich gibt es sammelbare Items in Form von Dreiecken, die ihr erst dann wirklich behaltet, wenn ihr eine Weile nicht getroffen werdet. So könnt ihr hin und wieder sogar geheime Ausgänge öffnen, die euch zu Spielabschnitten bringen, die sonst nicht erreichbar wären.

... denn dadurch entstehen Blumen, wie die links oben im Bild. (Octahedron - Test)

Ihr merkt schon - Octahedron spielt sich teilweise ein wenig kryptisch. Ihr müsst schon wissen, was ihr tut, um in diesem Spiel Erfolge zu feiern. Und wirklich erklärt bekommt ihr nicht, was ihr machen sollt. Aber man lernt relativ schnell und dann kommen die ersten Erfolge. Es ist ein bisschen, als würdet ihr ein Musikinstrument lernen. Und vielleicht ist es genau das, was die Entwickler wollen. Irgendwann bekommt ihr ein Gefühl für das Spiel und dann lacht ihr wahrscheinlich selbst über eure ersten Versuche.

Octahedron ist ein Musikspiel, das stimmt. Aber es ist kein klassisches Musikspiel, die Musik gibt nicht das Gameplay vor. Stattdessen wirkt sie einerseits als Belohnung, wenn ihr etwas richtig gut macht, andererseits unterstützt sie euch, wenn ihr anfangt, ein Rhythmusgefühl zu entwickeln. Das macht Octahedron zu einem ziemlich innovativen Platformer, der vielen aufgrund seiner gewöhnungsbedürftigen Optik vielleicht nicht auf den ersten Blick gefällt - der aber mehr Spaß macht, je länger man sich mit ihm beschäftigt. Je mehr man lernt, was das Spiel möchte und wie man mit ihm am besten interagiert. Octahedron ist die spielgewordene Disco.


Entwickler/Publisher: Demimonde/Square Enix - Erscheint für:PC, PS4, Xbox One - Preis: 12,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: Xbox One - Sprache: deutsch - Mikrotransaktionen: Nein

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Markus Grundmann Avatar
Markus Grundmann: Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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