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Okamiden

Weißer Wolf vs. 3DS-Hype?

Trotzdem fühlt sich Okamiden aber nicht wie ein simpler Zelda-Klon an. Das liegt zum einen an der wundervoll stilisierten, fernöstlichen Welt, aber auch an den ganz eigenen Okami-Elementen wie den verschiedenen Begleitern – allesamt Nachfahren der Helden des Erstlings – und natürlich dem innovativen Pinsel-Element.

Schon als Okami auf der PS2 erschien, fragte sich manch ein Spieler, ob Okami nicht besser auf dem DS funktionieren würde, immerhin ist es ein zentrales Element, mit magischer Tinte in die Umgebung zu malen. Das ging damals mit etwas Übung auch per Analog-Stick ganz manierlich, aber natürlich funktioniert es jetzt auf dem DS per Stylus ein ganzes Stück besser und fühlt sich einfach rund und überzeugend an.

Genauso rund und überzeugend ist die Welt von Okami: Zwar ist Okamiden auch für all jene, die das Original-Okami nicht kennen, absolut zugänglich und nachvollziehbar, aber gerade Veteranen erleben immer wieder herrliche Aha-Momente, in denen Figuren oder Orte des ersten Spiels auf überraschend clevere Art und Weise in die neue Handlung verwoben werden. Solche Anspielungen fallen bei alten Okami-Veteranen natürlich auf fruchtbarsten Boden und steigern den Spielwitz nochmal ein ganzes Stück.

Leider verzichtet Okamiden auf deutsche Bildschirmtexte.

Technisch tummelt sich Okamiden ganz, ganz weit oben im DS-Olymp – da oben, wo sonst nur noch Platz für die Zelda-Episoden, Dragon Quest IX oder Final Fantasy: 4 Warriors of Light ist. Capcom bringt den DS gnadenlos an die technischen Grenzen und entlockt der betagten Hardware wahre Höchstleistungen.

Die Ähnlichkeit zu den wunderschönen Szenarien der PS2-Version ist absolut beeindruckend und zeugt deutlich vom technischen Talent der Entwickler. Ich persönlich wäre mehr als überrascht, wenn der DS demnächst noch einen technisch aufwendigeren Titel als Okamiden bekäme.

In einer Hinsicht ist der DS dann aber doch etwas überfordert: Die Steuerung von Chibiterasu selbst geht einfach doch nicht ganz so gut von der Hand wie man es sich wünschen würde – mit dem digitalen Steuerkreuz fühlt sich die Kontrolle einfach ein wenig zu unpräzise und zu hakelig an, insbesondere wenn ihr in die Kurve geht, dann würdet ihr für einen Analog-Stick, oder besser noch für die Analogscheibe des 3DS, töten. Das ist allerdings auch ein Problem das vor allem in der ersten Stunde nervt, nach etwas Spielzeit gewöhnt ihr euch an die etwas steife Steuerung und bekommt ein besseres Gefühl der Kontrolle über Chibiterasu. Trotzdem ist es dieser Faktor, der Okamiden die begehrte 9er-Wertung verwehrt.

Der typische Okami-Look wurde überraschend gut auf den DS übertragen.

Es wäre wirklich tragisch, wenn Okamiden jetzt durch den Start des 3DS erneut die verdiente Aufmerksamkeit verwehrt bleiben würde. Der Nachfolger des PS2-Klassikers wirkt trotz schwächerer Hardware und der nicht ganz so griffigen Steuerung zu keinem Zeitpunkt wie ein zweitklassiger Kompromiss. Okamiden ist ein herrlich durchdachtes Action-Adventure, das gegenüber seinem Konsolen-Vorgänger sogar einen Vorteil hat: Durch das etwas kompaktere Design ist das Spiel etwas kürzer und knackiger – während der 15 bis 20 Stunden Spielzeit kommt es zu keinem Zeitpunkt zu Leerlauf, ihr fühlt euch stets beschäftigt und habt gut etwas zu tun.

Es ist aber vor allem die magische Okamiden-Welt, die euch nach kurzer Zeit einfach nicht mehr loslässt. Die Farben, der eigenwillige Pinsel-Stil der Umgebung und die wundervoll konstruktive Prämisse des Spiels haben einfach etwas regelrecht erhebendes. Wo es in anderen Spielen um Kampf und Zerstörung geht, hat Chibiterasu die Aufgabe, eine beschädigte, kaputte Welt zu heilen. Wo ihr lauft, hinterlasst ihr Blumen, jeder Ort, den ihr besucht, ist etwas besser, wenn ihr ihn verlasst... schöner kann eine zeitweilige Flucht aus unserer tristen Lybien-Kernschmelzen-Schwarz-Gelb-Wirklichkeit eigentlich kaum noch ausfallen.

Okamiden ist ab sofort für den Nintendo DS erhältlich.

8 / 10

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