One Piece: Grand Cruise - Test
"Ach komm, das bringen wir jetzt einfach raus ..."
Große Piratenschiffe, Seeschlachten, Kanonen abfeuern, gegen riesige Kraken kämpfen, die Segel setzen: Klingt aufregend? Ist es in One Piece: Grand Cruise aber nicht. Denn dieses Spiel, falls man es überhaupt so nennen kann, ist nicht mehr als eine Tech-Demo im One-Piece-Universum. Falls man das, was hier passiert überhaupt in ein Universum einordnen kann.
Ich kann nicht sagen, dass ich von dieser PSVR-Software enttäuscht wäre, denn ich hatte ehrlich gesagt vor ihrem Release noch nie davon gelesen oder gehört, aber ich kann ernsthaft sagen, dass ich einigermaßen entsetzt bin, dass so etwas für 9,99 Euro im Playstation Store verkauft wird.
Das ist Geld, das man auch für drei bis vier Bier ausgeben könnte. Oder für sehr viele andere, tolle, günstige Spiele. Bei vielen Italienern bekommt man dafür auch eine hervorragende Salami-Pizza, hier in Franken vielerorts einen super Schweinebraten mit Kloß und Soße. Natürlich hat man dann nicht One Piece: Grand Cruise. Hier also eine Beschreibung: Folgendes wollt ihr nicht.
In One Piece: Grand Cruise verkörpert ihre einen namenlosen Piraten oder eine Piratin, das Geschlecht dürft ihr frei wählen. Ist aber egal, denn euren Körper könnt ihr im Spiel nicht sehen und ihr selbst habt auch keine Stimme. Ein unsichtbarer, schwebender Blob braucht kein Geschlecht, finde ich. Dann wählt ihr zwischen zwei Abenteuern aus. Einem, in dem es darum geht, Fässer und Kanonenkugeln abzuschießen, die von anderen Piratenschiffen auf euer Schiff geflogen kommen. Und einem anderen, bei dem es darum geht, einen Riesenkraken zu bekämpfen, der euer Schiff angreift. Damit das Menü noch nach ein bisschen mehr aussieht, könnt ihr hier auch die Credits ansehen.
Kommen wir zum ersten Abenteuer: Ihr sprecht mit einer Schnecke aus der One-Piece-Welt, die begrüßt euch auf japanisch, glücklicherweise mit deutschen Untertiteln. Dann wählt ihr, in welchen Raum des Schiffs ihr als nächstes gehen wollt. Das kann etwa die Kajüte sein, da sprecht ihr dann mit dem Chefkoch, der euch unzusammenhängendes Zeug über seinen Job erzählt. Oder aber ihr teleportiert euch in die Kajüte eines weiblichen Crew-Mitglieds. Die drückt euch dann virtuell ihre riesigen Silikonbrüste ins Gesicht. Mehrmals. Und redet währenddessen auch unzusammenhängendes Zeug. Ihr könnt natürlich euren Kopf drehen, dann findet ihr ihre Freundin, die offenbar beim gleichen Chirurgen Stammgast ist. Die hat ebenso sinnloses Zeug zu sagen. Beide beschweren sich, wenn ihr auf ihre Brüste starrt. Das habe ich ausprobiert, was aber nicht ganz einfach war, weil die PSVR in diesem Fall nicht wirklich gut erkannt hat, wo mein Kopf gerade ist.
In diesen Szenen, also sowohl beim Chefkoch als auch bei den Frauen mit den Riesenbrüsten, könnt ihr im Raum Gegenstände entdecken. Wenn ihr die fokussiert, bekommt ihr einen kleinen grafischen Glitzer-Effekt und ein Geräusch. Wenn ihr einen anderen Gegenstand fokussiert, passiert das Gleiche und der erste Gegenstand erscheint wieder an seinem ursprünglichen Ort. Welche Bedeutung das hat? Genau keine.
Habt ihr das hinter euch gebracht, kommt ihr endlich zum Minispiel. Ihr könnt am Anfang wählen, wo ihr an Bord stehen wollt, wirklichen Einfluss auf das Gameplay hat aber auch das nicht. Dann könnt ihr wahlweise per Dual Shock oder Move-Controller mit der Kanone auf anfliegende Fässer und Kanonenkugeln zielen und sie abschießen. Dafür bekommt ihr Punkte, habt ihr mehr als der Gegner, habt ihr gewonnen. Das gelang mir beim ersten Mal. Kommen wir also zum zweiten Abenteuer: Ist das gleiche. Es gibt nur ein paar mehr Räume und diesmal schießt ihr nicht auf Fässer und andere Kanonenkugeln, sondern auf einen Riesenkraken. Diesmal gibt es keine verschiedenen Teams, es geht einfach darum, das Vieh abzuwehren.
Auch das gelingt allerdings immer, zumindest in meinem Fall und zwar auch, als ich meine PSVR-Brille neben mir aufs Sofa gelegt hatte und wüst auf die X-Taste hämmerte, nebenbei WhatsApp-Nachrichten schreibend.
Wer übrigens PS4-Trophäen mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Denn es gibt welche für jeden besuchten Raum und für jedes Minispiel. Effizienter geht's kaum. Bei aller Frustration möchte ich dann die Grafik des Spiels aber doch positiv erwähnen. Die sieht wirklich aus, als würdet ihr euch mitten in einem One-Piece-Anime befinden. Nur rettet das eben nicht das Spiel. Ich habe das Gefühl, hier hat jemand eine gute Tech-Demo aus dem Hut gezaubert, mit vielen guten Ideen für ein Spiel. In der Kombüse wird euch erzählt, dass ihr Kräuter sammeln könnt, um sie dort weiterzuverarbeiten, beispielsweise. Habt ihr das zweite Minispiel beendet, werdet ihr von allen Figuren in eine wilde Piratenwelt entlassen - die aber eben leider nicht existiert. One Piece: Grand Cruise sollte mal mehr werden, glaube ich. Aber dann hat jemand beschlossen, es einfach zu veröffentlichen. Für zehn Euro. Irgendwer wird's schon kaufen.
Es gibt wirklich keinen Grund, One Piece: Grand Cruise zu spielen. Es sei denn vielleicht, jemand ist ein so extremer One-Piece-Fan, dass er absolut alles sehen muss, was jemals dazu das Licht der Welt erblickte. Abgesehen davon gibt es in diesem Spiel nämlich nur ein paar sinnlose Story-Fetzen mit digitalen Riesenbrüsten und zwei Minispiele. Die noch dazu sehr ähnlich sind. Wie eingangs erwähnt: Kauft euch lieber fränkisches Bier oder irgendwas anderes schönes aus einem der zahllosen Sales. Selbst, falls ihr Fan der Reihe seid: Tut euch das nicht an!
Entwickler/Publisher: Bandai Namco/Bandai Namco - Erscheint für: PSVR - Preis: 9,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: PSVR - Sprache: japanische Sprachausgabe, englische Untertitel - Mikrotransaktionen: Nein