Operation Flashpoint: Dragon Rising
Ab an den Krisenherd!
Beinschuss? Nicht empfehlenswert, denn dann stolpert das Alter Ego ab sofort wie Dr. House durch die Gegend. Verletzung am Arm? Ganz schlecht, weil es das schwerer macht, zu zielen. Treffer am Kopf? Komplett ungünstig, weil es entweder zu schlechterer Sicht oder sofort zum Tod führt – so viel dann auch zu der Sache mit den Trefferzonen. Bestenfalls spaziert ein Sanitäter in der Nähe herum, der den Verwundeten wieder zusammenflickt. Bestenfalls, wohlgemerkt, schließlich kennen wir alle das Gesetz von Murphy, das in diesem Fall so lautet: Brauche ich einen Medizinmann, um nicht abzunibbeln, dann schlürft der Typ garantiert gerade irgendwo einen Kaffee oder ist wasweißichwo.
Doch zurück zur Truppe. Auf dem höchsten Punkt des Hügels angekommen, blickt das Quartett auf eine kleine Basis des Gegners. Die mobile Radarstation dort ist der Armeeführung ein Dorn im Auge. Weil rund um das Lager mehrere feindliche Soldaten abhängen, ist Taktik gefragt. Auf Tastendruck plöppt ein kreisförmiges Befehlsmenü auf, mit dem man seine Kumpanen herumscheucht. Dieses Menü ist kontextsensitiv. Es reagiert also darauf, was ihr gerade im Blick habt. Zu sehen sind dann immer nur die Optionen, die just in dieser Sekunde sinnvoll sind.
Habt ihr ein Haus im Visier und einen Sturmangriff im Sinn, erobern die Kampfgenossen also exakt das auserwählte Gebäude. Der Kommandant kann aber auch Feinheiten wie etwa Flankenangriffe anweisen. Während seine Männer links oder rechts einfallen, beackert Cheffe beispielsweise das Gesindel frontal, um es auf diese Weise abzulenken.
Es mag erschütternd klingen, aber auf mich als langjährigen Maus-und-Tastatur-Spieler ging die Steuerung via Gamepad leichter von der Hand. Konsolenliebhaber freut das. Ein zusätzlicher Blick in die PlayStation-3-Fassung machte dafür aber deutlich, wie viel besser die PC-Version aussieht – höhere Auflösungen vorausgesetzt natürlich.
Computernutzer reiben sich zudem die Hände, weil nur sie einen Editor mitgeliefert bekommen. Wermutstropfen: Es lassen sich damit keine eigenen Karten generieren, sondern lediglich Missionen auf der vorgefertigten Insel. Nun zum Thema Ausreden. Meine Ausrede lautet im Hinblick auf Action-Spiele im Zusammenhang mit dem unangenehmen Wort „Versagen“ stets: Ich war nicht beim Bund! Zugegeben, das ist nicht wirklich ein stichhaltiges Argument, um nach dem zweiten Scharmützel seinen ganzen Trupp selbst in die Luft jagen zu dürfen – aber mich beruhigt es. Wer zwischenzeitlich nur eine Sekunde lang vergisst, dass Dragon Rising ziemlich auf realitätsnah getrimmt ist, dem kann jedenfalls das schon mal das eine oder andere Malheur passieren.
Weiter im Takt: Der Auftrag lautete, ihr erinnert euch, das Radar in die Luft zu jagen. Sprengladung anbringen, ein paar Meter zurücktreten, Auslöser drücken und fertig – so geht das normalerweise. Bei Dragon Rising allerdings ist es empfehlenswerter, sich sehr, sehr viel weiter zurückzuziehen. Platz genug wäre angesichts einer angeblich rund 220 virtuelle Quadratkilometer großen Insel ja gewesen, was nebenbei erwähnt recht genau der Größe von Chemnitz entspricht. Aber nein, ich wollte ja unbedingt sehen, wie toll die Explosion aussieht.
Nach dem großen Bums war dummerweise nicht nur der Held so gut wie hinüber, einer seiner Kollegen hatte sich zudem bis auf einen Meter neben das bombige Paket gewagt und den Löffel abgegeben. Na vielen Dank. In solchen Momenten stellt man dann auch fest, dass es in Dragon Rising nur feste Speicherpunkte gibt, was wahrlich nicht jedermanns Sache ist.
Als weitaus lästiger aber, und damit sind wir beim eingangs angedeuteten großen ABER, waren die Programmfehler der Betafassung. Es kam immer wieder vor, dass nach dem Laden eines Spielstandes die Kampfgenossen plötzlich nur noch störrisch in der Gegend rumstanden, statt mir zu folgen. Auch bei der künstlichen Intelligenz des Feindes kam es zu Hängern. Spielfiguren, die kurz zehn Meter in der Luft hingen, Tonaussetzer, fehlende Explosionseffekte und andere Kleinigkeiten vermittelten einen unfertigen Eindruck.