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Operation Wolf, Mega Turrican, C64

Neues auf der Wii Virtual Console

1987 begann meine Computerkarriere und eigentlich hätte zu Weihnachten alles gut werden sollen. Endlich, nach mehrmonatigem verbalem Dauerbeschuss, lenkten meine Eltern ein und unter dem Weihnachtsbaum sollte ich meinen ersten Computer finden. 1987 eine sichere Sache, ging ich davon aus, dass es der C64 sein würde.

Jeder hatte damals Commodores Meisterwerk, liebevoll Brotkasten genannt, dazu den unverwüstlichen Competition Pro, einen Commodore 1701 Monitor – exorbitante Auflösungen von 300*200 Pixel waren möglich – und meist auch ein Floppylaufwerk. Ich begann sogar schon ein paar Spiele zu horten, was damals in der 8. Klasse nicht so schwer war. Maniac Mansion,Barbarian, R-Type und natürlich Samantha Fox Strip Poker warteten auf ihren Einsatz. Gewalt, Sex und Videogames, alles legitimiert und passend zu Weihnachten. Es waren so einfache, sorglose Zeiten in der Spielerszene.

Dann kam der große Tag und mein Vater schleppte mehrere riesige Kisten ins Haus, keines davon zeigte das Commodore-Logo. Alle waren mit „Peacock“ beschriftet. Was sich dann an Hardware in mein Zimmer ergoss, hätte jeden Anwendungsentwickler der Zeit vor Neid erblassen lassen. Es war ein PC-XT mit 10 Mhz, 20 MB-Festplatte und stolzen 1 MB RAM. Dazu passend ein hochauflösender Monochrommonitor, 24-Nadel-Drucker und sogar eine der ersten IBM-PS2-Mäuse. Aber kein Joystick.

Ich kann nur vage ahnen, was das Ganze gekostet haben muss, aber Ihr könnt Euch vorstellen, dass ein spielebegeisterter 13-jähriger ganz sicher nicht die Schönheit dieses Equipments zu schätzen wusste. Der Haussegen hing ein paar Tage schief, der in den Augen meines Vaters wesentlich sinnvollere Großrechner wurde am Ende nicht gegen einen C64 umgetauscht und so verpasste ich diesen Teil dem Heimcomputergeschichte weitestgehend…

… und kann ihn dank Nintendo und Wii zumindest jetzt zum Teil nachholen. Der C64 ist auf der Virtual Console angekommen. Herzlich willkommen, Brotkasten!

Uridium

Plattform: C64
Entwickler: Graftgold
Erschienen: 1986
Kostenfaktor: 500 Punkte
Wii-Mote Unterstützung: Ja

Solltet Ihr damals Konsolenspieler gewesen sein und schon Dinge wie Contra und Salamander gekannt haben, dürfte eine Begegnung mit Andrew Braybrooks – auch für Paradroid bekannt – Klassiker von 1986 seltsam gewesen sein. Der Screen scrollt von rechts nach links, Ihr fliegt aus der Draufsicht über eine Art Sternenzerstörer und ballert auf Gegnerformationen und die Geschütze des Riesen selbst. Dann kommt Ihr zum Ende und wendet. Oder Ihr wendet zwischendurch. Eigentlich könnt Ihr Euch innerhalb des Levels völlig frei bewegen und so nach und nach die großen Kampfraumer zerlegen.

Diese Freiheit in den 15 immer größer und härter werdenden Leveln zeigt ganz gut die Unterschiede zwischen japanischen und westlichen Ballergames: letztere ließen sich meist mehr von Defender inspirieren und Uridium dürfte einer der besten Vertreter dieser Gattung sein. Nach 20 Jahren ist die Steuerung präzise wie eh und je, Ihr werdet gut zu tun haben, um die teilweise heimtückischen, aber nie unfairen Levels zu bewältigen und lediglich technisch gilt es natürlich ein paar Abstriche zu machen. Der C64 war halt noch kein Amiga. Sollte Euch NES-Optik aber nicht abschrecken, dürft Ihr hier ruhig einen Blick auf ein etwas anderes Shoot´em´Up riskieren.

Goldmünzen: 3/5

International Karate

Plattform: C64
Entwickler: Activision
Erschienen: 1987
Kostenfaktor: 500 Punkte
Wii-Mote Unterstützung: Ja

Uridium lässt Euch praktisch vergessen, dass es sich hier nicht um einen C64 vor Euch handelt, das Proto-Prügel-Spiel von Archer McLean macht es Euch nicht so leicht. Beim Start der virtuellen C64-Games erscheint der alte Ladescreen und per Druck von 1 ein Keyboard. Auf diesem sollt Ihr dann F1 oder F2 „drücken“, um die Spielerzahl zu wählen. Kein Problem.

Zumindest theoretisch, denn praktisch beginnt das Spiel schon mit dem Druck von F1. Und da Euch International Karate nichts schenkt und schon gar keine Siege, solltet Ihr eine Menge Übung darin investieren, in unter einer Sekunde das virtuelle Keyboard wegzudrücken und geschwind wie Sensei Miyagi persönlich die Mote zu drehen, um nicht sofort hinten zu liegen.

Nintendo hat es sich nicht zu schwer gemacht und nimmt offensichtlich für alle C64 Spiele einen einheitlichen Emulator. Das ist völlig ok, aber wenn es schon den Start eines Spiels empfindlich stört, sollte man zumindest gelegentlich das Buttonlayout anpassen. Also bei aller Liebe für einen Klassiker, für dieses Manko gibt es Abzüge und außerdem kommt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendwann der bessere Nachfolger IK+.

Goldmünzen: 1/5