Othercide: XCOM trifft auf Dark Souls
Und dazu gibt es eine stylische Grafik.
Werft eine Prise Horror mit ein wenig XCOM und einer Portion Dark Souls in den Mixer. Als Resultat erhaltet ihr mit großer Wahrscheinlichkeit das, was Lightbulb Crew mit Othercide auf der diesjährigen gamescom präsentierte. Das rundenbasierte Taktikspiel verschlägt euch in einer alternative Realität. Mit einer Gruppe von weiblichen Kriegern versucht ihr dort finstere Gestalten davon abzuhalten, die Realität zu zersplittern.
Othercide sticht dabei vor allem mit seinem überwiegend schwarz-weißen Grafikstil hervor, der vereinzelt und dezent von ein wenig roter Farbe durchzogen ist. Diesen Look wählten die Entwickler nicht deswegen, weil sie ihn cool fanden oder ihnen nichts anderes einfiel. Einer der beiden Präsentatoren des Spiels verweist darauf, dass manche Menschen ausschließlich in schwarz-weiß träumen. Und da es euch hier in eine albtraumhafte Welt mit dazu passenden Kreaturen verschlägt, zählten sie eins uns eins zusammen und es ergab sich dieser Look.
Die Entwickler zeigten einen Level, um zu verdeutlichen, dass Othercide kein Kinderspiel ist. Darin nimmt es eine Dreiergruppe der Kriegerinnen mit Gegnern auf, die auf Nah- und Fernkampf spezialisiert sind. Währenddessen sind die drei Klassen des Spiels zu sehen: Gunslinger, Knight und Blademaster. Der Gunslinger attackiert aus der Distanz mit Schusswaffen, während Knight und Blademaster auf Tuchfühlung mit den Kontrahenten gehen. Knights stecken mehr ein und sind gute Tanks, während Blademaster größeren Schaden anrichten.
Wobei "Tank" hier ein dehnbarer Begriff ist. Wie die Entwickler betonen, halten eure Charaktere maximal einige wenige Treffer aus, bevor sie zu Boden gehen. Eine Heilung ist weder während noch nach den Missionen möglich. Ihr legt vor einem Auftrag fest, mit welchen Charakteren beziehungsweise Klassen ihr in den Kampf zieht, sucht nach der Kombination, die euch zum Erfolg verhilft. Kampferprobte Charaktere, die nicht mehr viel einzustecken vermögen, lassen sich opfern und ihre Fähigkeiten auf einen neuen Rekruten übertragen.
Da es keine Heilmöglichkeiten gibt, ist die richtige Taktik das A und O im Gefecht. Prescht nicht zu weit nach vorne, ansonsten nehmen euch die Feinde auseinander. Geht vorsichtig vor und bleibt vor allem zusammen. Ein aus der Heroes-of-Might-and-Magic-Reihe bekanntes Element ist die Zeitleiste am unteren Bildschirmrand, auf der jeder einzelne eurer Protagnisten und jeder Feind abgebildet sind. Das Geschehen spielt sich aus einer XCOM-ähnlichen Perspektive, aber beide Seiten absolvieren nicht abwechselnd als Ganzes ihre Züge.
Während der Kämpfe ist es daher erforderlich, nicht ausschließlich auf die Positionen der Gegner und eurer Kriegerinnen zu achten. Behaltet ebenso im Auge, wer als nächstes an der Reihe ist. Mit verschiedenen Fähigkeiten lassen sich Verbündete auf der Zeitleiste nach vorne oder Gegner nach hinten verschieben. Für jedwede Aktion verbraucht ihr Aktionspunkte, die mit jedem neuen Zug aufgeladen werden. Es sind viele Überlegungen nötig, bevor ihr den nächsten Schritt wagt. Reichen die Aktionspunkte noch für einen Angriff? Verschiebe ich die nächste Aktion eines bestimmten Gegners? Oder feuere ich einfach auf den nächstbesten Feind, um Schaden anzurichten?
Sich gegenseitig zu unterstützen ist ein wichtiges Element. Es kommt nicht alleine durch die besagte Zeitleiste zum Tragen. Steht ein Gegner zum Beispiel direkt vor dem Knight und ist auf diesen fokussiert, habt ihr die Möglichkeit, euch mit dem Blademaster hinter die Kreatur zu begeben und einen kritischen Angriff durchzuführen. Das wäre zum Beispiel nicht möglich, wenn er nicht den Knight im Auge hätte. In dem Fall würde er sich in Richtung des Blademasters drehen. Es ist ein ständiges Abwägen, wie weit euch am bewegt, wie ihr euch positioniert und welche Aktion ihr ausführt. Eine falsche Bewegung hat unter Umständen tödliche Konsequenzen und löst einen Domino-Effekt aus. Ein nettes optisches Detail: Jede eurer Kämpferinnen trägt einen roten Schal. Je mehr Schaden sie einstecken, desto mehr färbt er sich schwarz.
Es verwundert nicht, dass die Entwickler Dark Souls oder den Ironman-Modus von XCOM als Inspirationen aufzählen. Sie verlangen nahezu Perfektionismus von euch, um die vor euch liegenden Herausforderungen zu bestehen. Obendrein geht es ihnen darum, dass ihr mit euren getroffenen Entscheidungen lebt und nicht einfach zurückkehrt oder den Spielstand ladet, um es anders zu machen. Und dabei sind die Monster zu Beginn noch schwach, später erwarten euch gefährlichere Kreaturen, die euch das Leben schwer machen.
Zwischen den Missionen plaudert ihr unter anderem mit Leuten, die Erzählung der Geschichte erfolgt zugleich durch das Gameplay und andere Elemente. Nach Angaben der Macher gibt es kaum Zwischensequenzen, da sie die Action zeigen möchten. Jeder erfolgreich abgeschlossene Auftrag in der Kampagne erhöht derweil die Zahl der Tage, die die Bewohner in der Stadt überleben, die als Schauplatz von Othercide dient. Im Gegensatz zu XCOM gibt es keine zufallsgenerierten Einsätze, alles ist handgemacht. Dennoch versprechen sie, dass sich jeder Durchgang anders anfühlt.
Mich hat die Präsentation neugierig gemacht. Othercide scheint eine echte Herausforderung eurer Fähigkeiten zu sein, ein wohlüberlegtes, nahezu fehlerfreies Vorgehen zu erfordern. Leider gibt es bislang noch kein öffentliches Material direkt aus dem Spiel. Der Stil ist auf jeden Fall schick und ansprechend umgesetzt und versprüht einen einzigartigen, geheimnisvollen Charme. Ein interessanter Geheimtipp für Fans von Taktikspielen.
Die Veröffentlichung von Othercide ist im kommenden Jahr für den PC geplant.