Overlord: Dark Legend
Gelungener Wii-Ableger
Die Zusammenstellung der Begleitung bleibt weiterhin dem Spieler überlassen. Die gewünschte Zahl der Knechte zaubert ihr einfach aus den jeweiligen Portalen in jedem einzelnen Level herbei – für jede Sorte eines. Anfangs sind es nur fünf Mitstreiter, später führt man bis zu 25 Kämpfer in die Schlacht. Um sie herbeizurufen, benötigt man aber erstmal Seelen. Die bekommt man, indem man Feinde oder andere Kreaturen tötet, etwa herumstehende Schafe oder Käfer. Ausreichend Seelen sind jedenfalls immer vorhanden, wodurch man sich im späteren Spielverlauf keinerlei Sorgen um den Nachschub machen muss. Ausschlaggebend dafür ist eine kleine, aber feine Änderung: Seelen findet man in Dark Legend nur mehr in einer Farbe, in Overlord gab es noch für jede einzelne Schergenart eigene, farblich passende Seelen.
All das kennt man größtenteils schon aus Overlord, wirklich neue Rätsel fährt man – bis auf eine Ausnahme – nicht auf. Manchmal stößt die kleine Armee auf Hindernisse, die mit simpler Kraft nicht zu passieren sind. Die Lösung: Der Herrscher packt sich einen seiner Untergebenen und schüttelt ihn (via Wiimote) kräftig durch. Während der kleine Freund und Helfer irre vor sich hin kichert, fangen seine Augen langsam an zu glühen. Visiert man schließlich die Barriere an und lässt den nun leuchtenden Recken los, rennt er darauf zu und sprengt sich mitsamt der Blockade in die Luft.
Im Großen und Ganzen versprüht Dark Legend den gleichen Charme wie sein Quasi-Vorgänger. Entwickler Climax bedient sich allerlei Fantasy-Elemente und lässt den finsteren Anführer unter anderem Zwerge, Elfen, böse Feen oder Lebkuchenmänner verprügeln. Eine der vielen Aufgaben besteht zum Beispiel darin, Rotkäppchen durch einen finsteren Wald zu ihrer Großmutter zu begleiten. Auf dem Weg zu ihrer Hütte nimmt man es – wie sollte es anders sein – mit diversen hungrigen Wölfen auf, die die kleine Dame scheinbar gerne zum Frühstück verspeisen würden.
Unter dem Versprechen einer Belohnung bittet Rotkäppchen den Beschützer später in den Keller des Hauses, wo sich das kleine Mädchen allerdings als Wolf im Schafspelz entpuppt. Aus dem friedlichen, fröhlich durch die Gegend hüpfenden Kind ist eine Zähne fletschende „Wolf Queen“ geworden, die dem Overlord ans Leder will. Natürlich nur über dessen Leiche – oder besser gesagt über die seiner Schergen.
Technisch zählt Overlord: Dark Legend auf jeden Fall zu einem der bislang schönsten Wii-Spiele. Climax hat mit der Optik wirklich sehr gute Arbeit geleistet, allerdings erlaubt man sich bei der KI ein paar Schnitzer. Gelegentlich kommt es vor, dass ein Widersacher in der Gegend herumsteht und nichts tut, während man sich selbst wiederum in seiner Nähe aufhält oder einer seiner Mitstreiter direkt neben ihm verprügelt wird. Widmet man sich ihm dann persönlich, greift aber auch er ins Gefecht ein.
Freies Speichern ist dabei nicht möglich. Das Spiel legt regelmäßig automatische Spielstände an. Obendrein ist Dark Legend auch noch ein recht kurzes Vergnügen. Nach rund zehn Stunden und 30 Minuten flimmerte bereits der Abspann über den Bildschirm. Wer sich noch nicht mit den Feinheiten des Overlord-Gameplays auskennt, dürfte vermutlich auch nicht länger als zwölf Stunden benötigen. Außerdem ist Dark Legend eine reine Angelegenheit für Einzelspieler.
Mir persönlich tritt Dark Legend im Vergleich mit Overlord etwas zu sehr auf der Stelle. Die Neuerungen halten sich in Grenzen und auch in Sachen Humor erreicht das Spiel meiner Meinung nach nicht ganz die Klasse des ersten Abenteuers des Herrschers. Davon abgesehen hat Climax aber eine gute Wii-Version mit gelungener Steuerung und schicker Optik aus dem Hut gezaubert.
Dark Legend ist ein guter Einstiegspunkt in das Overlord-Universum, allerdings verpassen Overlord-Spieler, die nicht im Besitz einer Wii sind, auch keine wirklich wichtigen Details. Es bleibt ein Spiel, mit dem man zwischen zehn und zwölf Stunden lang seinen Spaß haben kann. Dem britischen Humor, den Fantasy-Klischees und der chaotischen Schergenhorde sei's gedankt.
Overlord: Dark Legend ist ab dem 25. Juni exklusiv für die Wii erhältlich.