Overlord II
Bösartig
Und es wurde eine schöne Welt. Overlord war schon damals kein hässliches Spiel, aber dieses hier ist eine echte Perle der Fantasy. Verspielte Details lächeln euch an, wo ihr nur hinschaut. Weite Dschungel umrunden die tiefe Talsenke des Spinnentempels. Das zu stürzende Imperium lockt mit grünen, mediterran angehauchten Wiesen und Bauten. Euer eigener Unterschlupf lässt den Turm des ersten Teils wie eine armselige Hütte wirken. Und ruckeln oder zuckeln tut hier endlich mal nichts. Mein persönlicher Fluch ist gebrochen, endlich mal wieder ein flüssig laufendes Spiel.
Ihr seltsames Setting reichen die Holländer der Triumph Studios in keiner Sekunde bierernst, sondern würzen sehr britisch. Manch einem dürfte es zu weit gehen und ich sage ausdrücklich, dass ich schon mal Peta gespendet habe und Mitglied im Tierschutzbund bin, bevor ich davon berichte, dass ich in Overlord II mit Wonne Robbenbabys knüppelte. Was soll ich machen, sie bringen Energiepunkte. Und süß und fluffig haben in meinem Evil Empire einfach nichts verloren.
Und die Animationen der verspielten Minions, die ein frisch angezündetes Robbenbaby über das Eis verfolgen, sind einfach zu putzig. Wie gesagt, Peta und Tierschutzbund, das hier ist nur ein Spiel. Ein weiteres Highlight offerieren die verkorksten, dauerbekifften Hippie-Elfen, die euch auf Schritt und Tritt von solchen eigenwilligen Robbenaktionen abhalten wollen. Die Welt von Overlord ist das verdrehteste Fantasy, das ihr bekommen werdet, und selbst wenn nicht jede große Pointe auf den Millimeter sitzt, die Minions werden es schon reißen.
Eure ewigen Begleiter sind die Könige der schlechten Witze. Sie singen spöttische Lieder, ziehen sich alles mögliche,was sie finden, als Helm über den Kopf. Und geben auch schon mal den komplett schiefen Chor zum brillanten Fantasy-Gedonner-Soundtrack. Was diesen dann effektiv seiner übertriebenen Ernsthaftigkeit beraubt und zur gelungenen Parodie mutieren lässt.
Spielerisch hat sich bei dem Einsatz der Minions nicht so viel getan. Nach wie vor gibt es sie in den vier Farben Braun, Rot, Grün und Blau. Die Braunen bilden die Infanterie und prügeln gut, die Roten, Grünen und Blauen sind gegen Feuer, Gift und Wasser plus Magie immun. Alles wie gehabt. Nur, dass sie jetzt reiten können. Das ist neu und stellenweise auch absolut notwendig. Euer Hauptfeind, das römisch angehauchte Empire, hat nämlich die geschlossene Schildformation für sich entdeckt.
Die Braunen allein brechen hier nur unter hohen Verlusten durch, als Wolfsreiter bringen sie wesentlich schneller Unruhe in die Truppen, die dann von den Roten unter Beschuss genommen werden können. Wie sagte es euer Minion-Häuptling Gnarl so schön: "Menschen lassen sich so leicht aus der Ruhe bringen. Nur weil der Mann neben ihnen abfackelt.". Ja, eindeutig: Evil. Die Grünen nutzen dann ganz gerne Spinnen, mit denen ihr zu zuvor unzugänglichen Orten erreichen könnt oder eben die erwähnte Szene aus der Einleitung hinter euch bringt.
Und an ein paar Orte kommt nicht einmal ein mächtiger Overlord. Er ist einfach zu groß. Also schlüpft ihr schlicht in den Körper eines eurer kleinen Helferlinge. An bestimmten Punkten findet ihr dafür vorgesehene Schreine und diese sind immer ein Grund zur Freude. Ihr könnt euch sicher sein, dass die nächste Passage zum Besten gehört, was euch Overlord II zu bieten hat. Es geht weit über das Durchschlüpfen zwischen zwei Felsen zum Betätigen eines Schalters hinaus. Eine gut bewachte Straße im Herzen des Empires will mit Verstand und Vorsicht geräumt werden. Eine riesige Dschungelfestung gilt es zu durchkämmen, und das hier zelebriert ein ganz eigenes Fantasy-Stealth.
Mit solchen Aktionen sammeln eure kleinen Sklaven Erfahrung und auch das ist etwas, was das neue Overlord wesentlich größer schreibt als der Vorgänger. Dort kam es nie groß zur Geltung, da die Biester einfach zu schnell wegstarben. Hier landen sie auf dem Friedhof und können wieder zurückgeholt werden. Auch sonst bietet euer neuer Turm einiges mehr an allem. Mehr Waffen und Rüstungen zum Schmieden, mehr Erweiterungen und mehr Gespielinnen.