Overlord
Hobbits böse. Muss Hobbits töten!
Die Goblins können übrigens mit gefunden Gegenständen verstärkt werden. Rennt die Standard-Version anfangs nur mit einer Keule und einem Lendenschutz durch die Gegend, wird aus ihnen mit etwas Vorsicht am Ende eine Waffen starrende Horde. Dabei schnappen sich die kleinen Bösewichter Schwerter, Heugabeln und Helme, aber auch Töpfe und ausgehöhlte Kürbisse.
Wenn die Gegner keine Waffen fallen lassen, muss man die durchgeknallten Winzlinge nur auf Kisten, Felder und Häuser loslassen. In ihrem Wahn zerlegen sie alles und fördern dabei allerlei nützliche Gegenstände zu Tage. Neben der besagten Bewaffnung schleppen die Plagegeister zudem Zaubertränke und Gold an. Eine praktische Funktion, die auch noch einen wahrhaft diebischen Spaß bereitet.
Auf dem Weg zur Allmacht gilt es außerdem, eine bösartige Gespielin und ein unterwürfiges Volk zu beschaffen. Dazu löst man Aufträge für zukünftige Untertanen und arbeitet sich nach und nach zum Schrecken der Welt empor. Die ersten Missionen gestalten sich dabei noch recht übersichtlich. Zum Beispiel müsst Ihr einen Dorfbewohner aus den Klauen der Hobbits befreien oder geklaute Lebensmittel zurück bringen. Oft kann man sich entscheiden, ob man die Aufgabe gewissenhaft erledigt oder nur den eigenen Vorteil daraus zieht. Als Belohnung warten Bauteile für die Festung oder eine Erweiterung der Fähigkeiten auf den Overlord. So könnt Ihr dann etwa eine Arena frei schalten beziehungsweise in Zukunft einen Feuerball schleudern. Netter Nebeneffekt: Das wachsende Schloss beeinflusst zwangsläufig die Umgebung und langsam aber sicher verwandelt sich das zuckersüße Märchen in einen ausgewachsenen Alptraum.
Neben dem abwechslungsreichen Gameplay macht auch die Optik dem bösen Meister alle Ehre. Mit viel Liebe zum Detail werden die klassischen Fantasy-Charaktere so richtig durch die Mangel und herrlich auf die Schippe genommen. Ob es Melvin der Hobbit-Held ist, der sich so fett gefressen hat, dass er als Spezialangriff einfach über Euch und Eure Schergen hinweg rollt. Oder die strunzdähmlichen Trolle, die sich ständig am Hintern riechen - immer ist das Spiel für einen Lacher gut. In technischer Hinsicht liefern die Entwickler bislang eine solide Arbeit ab, die mit allerlei Effekten und vielen Details überzeugt. Die bisher nur englische Sprachausgabe ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern und wartet mit jeder Menge Humor und guten Sprechern auf.
Weniger meisterlich sind dagegen Kameraführung und Steuerung ausgefallen. Durch die träge Reaktion sind die wieselflinken Goblins nie richtig im Bild und schnell geht einer im Getümmel verloren. Man kann zwar ständig den Winkel korrigieren, trotzdem verwandeln sich die Schlachten schnell in ein wildes Gemetzel, in dem die mühsam aufgerüsteten Kämpfer Ruckzuck das Zeitliche segnen. Auch der recht lineare Levelaufbau und die miesen Angriffs-Animationen sind dem Fürsten der Dunkelheit nicht würdig. Überhaupt ist die Rolle der Hauptfigur eher beschränkt und man bekommt selten das Gefühl, wirklich ein gewaltiger Höllenfürst zu sein. Als Ausgleich gibt es aber sowohl einen netten Koop-Modus als auch ein kleines Deathmatch. Nichts Weltbewegendes, für echte Overlord-Fans jedoch sicherlich eine Bereicherung.
Nicht nur echte Fieslinge werden sich über den Rollentausch diebisch freuen. Es macht einfach Spaß, als Bösewicht so richtig die Sau raus zu lassen und den Spieß einfach mal herum zudrehen. Die liebevoll inszenierten Charaktere funktionieren als Parodie hervorragend und sind für einige Lacher gut. Die Grafik reißt zwar keine Bäume aus, doch dafür bekommt man unverbrauchte Ideen und ein wirklich ungewöhnliches Szenario. Das Gameplay kann über weite Strecken begeistern und bietet genug Substanz, um sich damit Tagelang zu beschäftigen. Und ist man am Ende durch, kann man sogar Online sein Glück versuchen.
Doch die bittersüße Alptraumwelt hat auch ihre Schattenseiten. Aufgrund der miesen Kamera und der unausgegorenen Steuerung geht streckenweise der Spielfluss flöten. Auch der relativ schwache Overlord ohne nennenswerte Upgrade-Möglichkeiten passt einfach nicht zu dem Bild eines mächtigen Despoten. So hinterlässt das Spiel in der Preview-Version einen recht zwiespältigen Eindruck. Wenn es aber Codemasters gelingen sollte, die Probleme noch zu beheben, steht uns ein einmaliger Fantasy-Titel ins Haus, den zumindest alle Hobbit-Hasser mit offenen Armen empfangen werden.
Fieslinge können ab dem 29. Juni 2007 ihrem dreckigen Handwerk nachgehen, dann erscheint Overlord für die Xbox 360 und den PC.