Overwatch 2 im Test: Blizzard holt das Beste aus seinem Helden-Shooter heraus
Altes Gameplay trifft auf neues Konzept.
Overwatch 2 gibt FPS-Shooter-Fans seit dem 4. Oktober eine neue Alternative ihre Leidenschaft auszuleben - egal ob auf PC, Xbox, PlayStation oder Nintendo Switch. Um Overwatch 2 zu bewerten, ist die Frage des Kontextes wichtig. Möchte ich die Fortsetzung mit Overwatch 1 vergleichen oder Blizzards Helden-Shooter ganz für sich alleinstehend betrachten?
Auch wenn der Vergleich mit dem Vorgänger wichtig ist und in diesem Test auch berücksichtigt wird, möchte ich mich vor allem mit der Gegenwart von Overwatch und seiner Position in der aktuellen FPS-Landschaft beschäftigen. Wie viel Spaß das Spiel am Ende macht, hängt am Ende ja nicht vom Gameplay der alten Version ab. Durch einen Blick in die Vergangenheit lassen sich die Bemühungen von Blizzard und der Weg, den das Spiel in Zukunft nehmen könnte, besser einschätzen.
Wir lassen die Vergangenheit hinter uns
Overwatch 2 ist kein völlig neues Spiel. Im Grunde ist es ein Free-to-play-Overwatch, an dessen Gameplay etwas herumgeschraubt wurde. Man könnte sagen, Blizzard habe hier alles an versäumten Änderungen und Updates nachgeholt, die für das Überleben von Overwatch nötig gewesen wäre. Alte Karten, Helden, Skins und Modi wurden direkt in das neue Konzept übernommen und ein paar wenige Neuheiten zum Launch hinzugefügt.
Die Fortsetzung zu einem eigenen Spiel zu machen, war sicher nicht notwendig, hat aber etwas symbolhaftes. Eine Wiedergeburt, ein Neuanfang. Diesmal soll alles besser werden. Statt sechs Helden in einem Team gibt es nun fünf, Rollen und Helden wurden etwas überarbeitet, das Rangsystem flexibler gestaltet, die Grafik verbessert, Lootboxen entfernt, ein Battle Pass eingeführt und ein Story-Modus soll in absehbarer Zukunft ins Spiel kommen.
Wir können die Vergangenheit hinter uns lassen - Overwatch selbst allerdings arbeitet trotz vieler Veränderungen mit derselben Basis. Das ist aber nichts Schlechtes, denn Overwatch war ein Shooter mit viel Potenzial, das Blizzard bis jetzt noch nie ausgeschöpft hat. Ich bin sogar froh, dass sich das grundlegende Gameplay kaum verändert hat, denn Overwatch war ein einzigartiger FPS an den so schnell kein anderer Shooter herangekommen ist.
Der Ist-Zustand von Overwatch 2
So, genug in Erinnerungen geschwelgt. Overwatch muss ich nun nicht mehr vermissen, denn es gibt jetzt Overwatch 2. Inzwischen haben sich die Probleme mit dem Einloggen zumindest bei mir gelegt. Ich kann mich sogar wieder direkt um 19:00 oder 20:00 Uhr ohne Warteschlange anmelden. Zeit also für einen (fast) finalen Test - den PvE-Modus gibt es ja immer noch nicht. Trotzdem gefällt mir Overwatch 2 schon jetzt besser als der erste Teil. Die Gründe dafür liegen in unterschiedlichen Bereichen.
Zunächst trifft das Spiel optisch und vom Gameplay her den Zahn der Zeit. Selbst auf mittleren Grafikeinstellungen hängt Overwatch 2 viele Genre-Kollegen ab und besitzt ein angenehm schnelles Gameplay, in denen ihr als einzelner Spieler in nahezu jeder Sekunde Einfluss auf die Leistung des Teams habt. Im Alleingang das Spiel zu schultern, ist im Vergleich zu anderen kompetitiven Shootern aber nur schwer möglich. Dieser starke Fokus auf das Zusammenspiel des Teams und das Erfüllen spezieller Rollen mithilfe sehr prägnanter Fähigkeiten ist ein Überbleibsel aus alten Tagen und gibt Overwatch 2 eine ganz eigene Nische zwischen Valorant, Rainbow Six Siege und Co.
Alle Helden fühlen sich bisher einzigartig an und bringen Fähigkeiten mit starkem Einfluss mit. Besonders positiv hervorheben möchte ich, dass sich aktuell fast alle Helden optimal ausbalanciert anfühlen. Egal, ob Symmetra, Pharah oder Widowmaker - jeder Held und jede Heldin hat Stärken, die sich in einem bestimmten Modus oder auf besonderen Karten nutzen lassen. Kein Charakter ist so schwach, dass es sich nie lohnt ihn zu spielen. Und wir wissen durch andere Charakter-basierte Spiele wie Apex Legends oder League of Legends, dass dieser Zustand wirklich nicht so einfach zu erreichen ist.
Auch wenn Veteranen neben den meisten Helden sicher auch viele Karten und Modi noch in und auswendig kennen, bietet Overwatch 2 allgemein eine große Vielfalt an Aktivitäten. Von gewerteten und ungewereten Matches bis hin zu einer Handvoll rotierender Arcade-Modi, bei denen ihr einfach drauflosballern könnt. Egal ob ihr mit geringer Schwerkraft spielt, euch in Duellen messt oder völlig verrückte Fan-Modes spielt, da sollte für jeden, der mal eine Pause vom Ranked machen will, etwas dabei sein.
Bei mir lief Overwatch 2 bisher durchwachsen flüssig. Anfangs, als Blizzards Server noch von Überlastung und DDoS-Attacken geplagt waren, gab es Abstürze und unschöne Ruckler. Je weiter ich vom Release weg bin, desto angenehmer wird es. Inzwischen läuft Overwatch 2 meist sauber, außer es regt sich über die standardmäßig übertaktete GPU in meinem Laptop auf und stürzt deswegen völlig beleidigt ab - aber immer nur alle paar Runden mal und auch nicht immer. Am PC meckert der Shooter kein Stück - hier läuft die süße Nvidia GeForce GTX 2070 Super ohne Steroide und schafft locker die höchsten Grafikeinstellungen ohne groß FPS einzubüßen.
Insgesamt gibt Overwatch 2 ein wirklich schönes und rundes Live-Service-Erlebnis ab. Die Zeiten in der Warteschlange für die Matches sind nicht lang, das Menü übersichtlich, der Battle Pass mit hübschen kosmetischen Items gefüllt und der Shop nicht ungewöhnlich teuer. Auch in anderen Spielen ist es möglich für 20 Euro einen Skin zu kaufen. Pay-to-win-Mechaniken sind mir bisher nicht aufgefallen – dafür hat Blizzard ja schon Diablo Immortal.
Nur die Zukunft weiß mehr
Ob Overwatch 2 den gewünschten Erfolg erzielt, wissen wir wohl erst in einigen Monaten. An dem Shooter selbst gibt es wenig auszusetzen - außer dem mühsamen Grind nach kostenlosen Skins. Das ging mit den Lootboxen früher schneller. Man kann halt nicht alles haben. Ich denke, dass es mit Overwatch 2 erst einmal eine Weile vorwärtsgehen wird. Immerhin hat das Konzept des Spiels bereits als erfolgreich erwiesen und dieses hat Blizzard größtenteils beibehalten.
Enorme Veränderungen gibt es besonders bezogen auf das Gameplay nicht. Overwatch-Fans der ersten Stunden finden hier ihr geliebtes Spiel mit ein paar Patches wieder, die das Spiel modernisieren, Inhalte hinzufügen und die Meta etwas aufrütteln. Viel zu meckern gibt es da eigentlich nicht, zumal auch alle anderen Live-Service-Titel solche Veränderungen durchgemacht haben.
Für neue Spieler ist Overwatch 2 ein kompetitiver Shooter, der sich von den sehr beliebten Genre-Kollegen abzuheben weiß. Die Map- und Modi-Rotation kann für Anfänger etwas überladen wirken, abgesehen davon gibt es keinen Grund für Fans kompetitiver Shooter nicht zumindest einen Blick in Blizzards zweiten Versuch zu werfen.
Overwatch 2 Test - Fazit
Bisher stimmt mich Overwatch 2 sehr zuversichtlich. Ich habe das Spiel in der Landschaft der Helden-Shooter vermisst und kann ihn Freunden dieses Genres nur ans Herz legen. Dank der guten Basis, die das alte Overwatch seinem Nachfolger bietet, hat es ein bereits bewährtes Gameplay-Konzept und ist frei von den meisten Kinderkrankheiten. Wir haben es bei Overwatch 2 eher mit einem Teenager zu tun, der bereits aus den Kinderschuhen herausgewachsen, aber dennoch nicht ganz im Leben angekommen ist. Die neue Orientierung hin zu einem Free-to-play-Modell steht dem Shooter wirklich gut und ist ein sinnvoller Schritt, um das Spiel langfristig konkurrenzfähig zu machen. Wichtig ist dafür nur, dass auch Blizzard am Ball bleibt.
Overwatch 2 - Pro und Contra
Pro:
- Einzigartiges Gameplay-Konzept in der Helden-Shooter-Landschaft
- Macht vieles besser als der Vorgänger
- Helden haben hohen Wiedererkennungswert - sowohl optisch als auch vom Kit her
- Helden sind zum Release gut ausbalanciert
- Viele Modi und Karten
- Matches sind kurz und zeitlich gut einschätzbar
Contra:
- Skins im Shop sind etwas teuer
- PvE-Modus lässt noch auf sich warten
Entwickler: Blizzard Entertainment - Publisher: Blizzard Entertainment - Plattformen: PC, Xbox Series, Xbox One, PS5, PS4, Switch - Release: 4.10.2022 - Genre: FPS - Preis (UVP): Free-to-play