Call of Duty 3
Alter Krieg, neues Glück.
Wisst Ihr, welches Spiel wir zum Xbox 360-Launch am häufigsten gezockt haben? Nein, es war nicht Perfect Dark Zero und auch nicht Project Gotham Racing 3. Es war Call of Duty 2. Eigentlich komisch, dass man die Geburt einer Konsole mit einer PC-Umsetzung feiert. Aber in Sachen Atmosphäre und Adrenalinausstoß konnten die anderen Starttitel eben nicht mit Activisons Egoshooter mithalten. Außerdem war es einfach zu schön, den PC-Only-Kollegen zu zeigen, wie flockig CoD2 auf einem 130cm großen HDTV rüber kommt. Mir kann keiner erzählen, dass er lieber in einen 17-Zoll-TFT schielend am Schreibtisch verkrüppelt. Hab ich da grad jemanden quaken gehört, dass Maus und Tastatur einem Joypad vorzuziehen sind? Tja, damals hattet ihr vielleicht die Wahl, doch Call of Duty 3 erscheint nur auf Konsole. Als das erstmals bekannt wurde, konnte ich übrigens ganz leise hören, wie weltweit unzählige Herzen entzwei brachen.
Dieses Mal dreht sich alles um die große Offensive im Sommer 1944. In Nordfrankreich durchbohrten Alliierte die deutschen Linien, wie wir alle wissen. Nicht, weil wir im Geschichtsunterricht so gut aufgepasst, sondern weil wir Band of Brothers geguckt und unzählige WW2-Games gespielt haben.
Schlachtfeldmäßig kommt man in Call of Duty 3 erwartungsgemäß viel herum. Gefechte in Saint Lo, Geballer auf offenem Feld, in dichten Wäldern und am Mont-Ormel, um nur einige zu nennen. Geschichtsbüchern zu Folge fielen dort im August 1944 über 22 000 Soldaten. Ob sich eine Schlacht solchen Ausmaßes in einen Videospiel-Level pressen lässt? Wenn das jemand kann, dann die CoD-Macher. Die Fähigkeit, bildgewaltige Massenauseinandersetzungen zu inszenieren, haben die anscheinend mit der Muttermilch aufgesogen.
Erneut erleben wir den zweiten Weltkrieg aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Ein Ami ist am Start und auch der Brite ist wieder vertreten. Neu: ein Kanadier und ein polnischer Panzerführer. Der Russe hat dieses Mal frei. Über spielerische Neuerungen ist noch nicht allzu viel bekannt. Fakt ist, dass die Missionen nicht mehr ganz so linear ablaufen. Wenn Ihr euch beispielsweise zu einer gegnerischen Stellung kämpft, habt Ihr die Wahl: Schnurstracks vorstoßen oder den Feind flankieren? Je nach Entscheidung sind verschiedene Fähigkeiten gefordert. Ist ein Weg versperrt, muss vielleicht gesprengt werden, die andere Route verlangt wiederum den Einsatz eines Scharfschützen und so weiter. Ich glaube nicht, dass Call of Duty 3 deswegen gleich zum GTA im Zweiten Weltkrieg wird, aber ein Schuss spielerische Freiheit hat noch keiner Serie geschadet.
Weil die Panzer-Missionen im Vorgänger so gut ankamen, wird auch dieses Mal darauf gesetzt. Ob es unterschiedliche Vehikel gibt, behalten die Macher noch für sich. Dafür haben wir Informationen zu einem Feature namens "Battle Action" aufgeschnappt. Das sind geskriptete Sequenzen, die in regelmäßigen Abständen ins Spiel gebracht werden. Während der Saint Lo-Kampagne etwa führt der Weg durch ein Haus, in dem Ihr in ein Handgemenge verwickelt werdet. Die Perspektive wechselt und zwei kämpfende Soldaten sind zu sehen. Auf dem Screen blinken Icons auf, die entsprechenden Tasten müssen so schnell wie möglich gedrückt werden und wart Ihr schnell genug, knockt Ihr den Feind aus. Solche Minispiele fanden wir schon in der aktuellen Tomb Raider-Episode nett und in SEGAs Shenmue-Epos haben wir diese interaktiven Filmchen geradezu geliebt. Warum nur bringt Yu Suzuki nicht endlich Shenmue 3? Gott liebt mich nicht mehr.
Ganze 24 Spieler dürfen sich in der Xbox 360-Version online bekriegen, verspricht Activison. Auch, dass der magere Multiplayer-Modus des Vorgängers gegen die neuen Mehrspielerschlachten wie ein Witz anmuten wird. Fünf Modi, verschiedene Spielerklassen und Fahrzeuge sollen der Grund dafür sein. Sollen, können, werden, wollen. Ob das Ganze wirklich so viel Laune macht, wissen wir sobald eine spielbare Version auf dem Tisch liegt. Bist dahin gibt es genau zwei Dinge, die uns bei der Stange halten. 1. Die Grafik sieht auf den Bildern und in den Gameplay-Videos wirklich fantastisch aus. 2. Die Call of Duty-Reihe hat uns bisher eigentlich noch nie enttäuscht. Wenn ich es mir recht überlege, sind diese beiden Informationen für mich schon Grund genug, um gleich jetzt den Vorbestell-Button zu klicken.
WW2-Schlachten jenseits von Omaha Beach. Call of Duty 3 zeigt uns weitere Gefechte, die im zweiten Weltkrieg die entscheidende Wende brachten. Ist es vielleicht möglich, dass damals einfach alle Gefechte die entscheidende Wende brachten? Ich frag ja nur. Alles soll größer, imposanter, spannender und noch realistischer werden, sagen die Macher. Wenn ich mir die bisher gezeigten Spielszenen vor Augen halte, dann glaube ich daran. Die neuen Nahkämpfe im Minispiel-Format sind freilich keine Mega-Revolution, aber trotzdem mal was Neues. Nörgler fragen, ob die Welt denn wirklich noch einen weiteren WW2-Shooter braucht. Ich antworte: Wenn es darin ordentlich knallt, habe ich nichts dagegen.
Die bösen Krauts dürfen wir ab November auf folgenden Plattformen wegputzen: PS2, PS3, Xbox und Xbox 360.