Pagan Online - Familienbande
Mehr als ein weiterer Diablo-Klon?
Mal keine Panzer oder Kriegsschiffe: Die weißrussischen World of Tanks-Macher von Wargaming erweitern nach einem Ausflug ins 4X-Genre mit Master of Orion erneut ihr Spiele-Portfolio. Bei den serbischen Mad Head Games wird zur Zeit kräftig an dem Hack 'n Slay Pagan Online gearbeitet, das sich beim Anspieltermin nicht nur als noch eine Diablo-Variante der Marke Victor Vran, Torchlight, The Incredible Adventures of Van Helsing oder Path of Exile erweist. MMO- und MOBA-Anleihen reichern die Fantasy-Metzelei großzügig mit spannenden Spielelementen an.
Euch stehen drei klassische Starthelden zur Verfügung und ihr zieht im Prolog entweder mit dem Berserker Kingewitch, der agilen Peitschenschwingerin Anya oder dem bulligen Hammerträger Istok ins Gefecht. In der Von-oben-Perspektive metzelt ihr euch durch Horden an Gegnern und steht nach einer knappen Einführung der Steuerung und des Kampfsystems vor einem fiesen Dämonen, der euch kurzerhand das virtuelle Leben nimmt. Aber der Tod ist nur der Anfang und euer Held landet im Pantheon der Götter, der Hubwelt von Pagan Online.
So ganz habe ich die Story, die auf der eher selten genutzten slawischen Mythologie basiert, noch nicht durchblickt, aber es geht wohl darum, dass die Throne der Götter verwaist sind und ihr euch auf die Suche nach den Allmächtigen machen sollt, um das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse wieder herzustellen. Dazu kehrt euer Recke immer wieder für Missionen auf die Erde zurück, befreit Gebiete von Höllenbrut, rekrutiert Helfer, sackt massig Beute ein und killt Bosse. So weit, so Diablo.
Was direkt auffällt: Es gibt keine durchgängige Spielwelt, die Geschichte ist in neun Akten mit jeweils einem guten Dutzend Kapitel unterteilt, in denen ihr in maximal 10 bis 15-minütigen Sessions eine Aufgabe erfüllt. Da gilt es zum Beispiel, bedrängten Dorfbewohnern zur Hilfe zur eilen, eine Schmiedin in das Pantheon zu holen oder einen fiesen Zwischengegner plattzumachen.
Das Kampfgeschehen spielt sich in Arenen ab, die ihr erst verlassen könnt, wenn die Gegnerwellen ausgelöscht wurden. Genre-gerecht geht es dabei optisch spektakulär zu, wenn ihr Spinnen, Goblins, Zombies oder Geister mit den Spezialfähigkeiten den Garaus macht. Istok zum Beispiel, ein Tank-Charakter mit dicker Rüstung, Schild und einem Blitze-verschießenden Riesenhammer Marke Thor, pflügt im Nahkampf durch die Feinde und kann ordentlich Schaden einstecken.
Die Zauberin Anya dagegen hält sich möglichst von den Gegnern fern und erteilt aus sicherer Entfernung Flächenschaden. Gesteuert wird mit den WASD-Tasten, mit Q nutzt ihr einen der knappen Heiltränke und Mausklicks sind mit Angriffen belegt, die nach einer recht kurzen Aufladezeit erneut zur Verfügung stehen. Habt ihr euch daran gewöhnt, dass ihr mit einem Rechtsklick nicht die Spielfigur in die gewünschte Richtung bewegt, geht das Gemetzel flott von der Hand. Wobei das Kanonenfutter schnell das Zeitliche segnet, die kniffligen Bosse aber die richtige Taktik, Geschick und perfekte Positionierung verlangen. Am besten trommelt ihr ein paar Freunde zusammen und geht die Endkämpfe kooperativ mit bis zu vier Spielern an.
Neben den Standards Krieger, Magier und Tank, stehen weitere fünf, wesentlich differenziertere Charaktere, zur Auswahl. Bei Damor handelt es sich um einen Jungen, der mit einem Bären als Helfer in die Arena einrückt und zufallsbedingt Attacken per Tarotkartenwurf austeilt. Oder der Priester Lukian, der die Macht von Blitz und Feuer beherrscht und ihr im Kampf spontan entscheidet, welches Element der aktuelle Magieangriff beinhaltet. Jede Figur soll sich komplett anders spielen und am besten schaltet ihr jeden Helden frei, um in den späteren Akten auch immer den geeigneten Streiter für die eskalierenden Herausforderungen parat zu haben. Dazu benötigt ihr aber sogenannte Hero Shards, die sich in der Kampagne als knappes Gut erweisen. Keine Sorge, ihr braucht nicht gleich das Portemonnaie zu zücken, um euch übles Grinden zu ersparen.
Neben den Storyaufgaben, könnt ihr Spezialmissionen und Anschläge ausführen, die euch mit reichlich Hero Shards belohnen. Sobald ihr über mehr als einen Helden im Fundus verfügt, kommt das spannende Familien-Feature ins Spiel. Ihr levelt dabei nicht nur den aktuellen Charakter auf, sondern sammelt ebenfalls Erfahrungspunkte auf eurem Spieler-Account.
Der Vorteil: Habt ihr das Maximallevel 30 einer Figur erreicht, könnt ihr zwar neue Ausrüstung und Waffen mit Level 40 oder 50 einsammeln, macht aber den Helden nicht stärker. Habt ihr zwei Figuren am Maximum, beträgt euer Familien-Level 60 und ihr könnt, unabhängig vom bereits erlangten Erfahrungsschatz eines neuen Charakters, hochrangige Ausrüstung nutzen. Das macht Lust darauf, immer wieder einen neuen Helden auszuprobieren, da ihr nicht erst mühsam Erfahrung sammeln braucht und dazu eventuell immer wieder die ersten Missionen spielen müsst, sondern gleich den Neuzugang mit legendären Waffen und Gegenständen die nötige Schlagkraft verleiht.
Und wenn wir schon bei der Ausrüstung sind: Wie es sich für ein Action-RPG gehört, gibt es reichlich fette Beute. Bei meinem Anspieltermin habe ich allein in den ersten paar Missionen mindestens ein Dutzend neuer Variationen von Istoks Hammer gefunden. Dazu Ringe und Amulette, die sich unabhängig vom Charakter verwenden lassen und diverse Rüstungsgegenstände. Schön: Ihr könnt gleich auf dem Schlachtfeld das Loot begutachten und ausrüsten. Ähnlich wie in Destiny wird dabei die aktuelle Stärke eines Helden mit einem Wert angezeigt, der sich aus dem jeweiligen Status der Einzelteile errechnet.
Habt ihr das Glück und entdeckt in der Spielwelt Blaupausen und Rezepte, geht es im Pantheon in die Schmiede. Dort werden Waffen oder Amulette mit gesammelten Materialien zu mächtigeren Varianten geformt, die sich so nicht im Kampf finden lassen. Und wenn euch das Aussehen eures Helden zu langweilig ist, könnt ihr ein paar Hero Shards investieren und mit vorgefertigten Skins, unterschiedlichen Farben, Gesten und sogar Freudentänzen individualisieren. Es soll ja im Koop nicht jeder Istok gleich aussehen.
Pagan Online wird kein Free-to-play-Titel, sondern in diesem Jahr zum Vollpreis erscheinen, wenn die Entwickler das Feedback der Spieler aus der kommenden Early-Access-Phase auf Steam ausgewertet haben. "Es gibt keine Mikrotransaktionen oder Loot-Boxen", erklärt Uros Banjesevic, der Gründer von Mad Head Games. Ganz richtig ist die Aussage allerdings nicht, denn es ist geplant, zumindest für Pets eine optionale Echtgeld-Kaufoption anzubieten. Wenn ihr gerne einen tierischen Begleiter mit in die knackigen Kampfarenen nehmen wollt, dann könnt ihr geduldig warten, ob sich unter der Beute mal einer der Helfer befindet oder die Kreditkarte zücken. Meldet ihr euch zu den im April startenden Trials an, dann bekommt ihr als Bonus den exklusiven Phoenix, der eurem Helden einen kleinen Fähigkeiten-Bonus in den Metzeleien spendiert.
Entwickler/Publisher: Mad Head/Wargaming Erscheint für: PC - Geplante Veröffentlichung: 2019 - Angespielt auf Plattform: PC