Paladins: Helden der Welten - Neue Konkurrenz für Overwatch und Co
Neben PC-Spielern dürfen auch PS4- und Xbox One-Zocker ran.
Paladins ist ein teamorientierter Free-to-Play-First-Person-Shooter, der nicht nur für PC, sondern auch für PS4 und Xbox One designt ist. Er stammt aus den Händen der Hi-Rez Studios, die sich bereits mit Tribes: Ascend und dem Multiplattform-MOBA Smite einen Namen gemacht haben. Vor knapp einem Jahr startete die Beta von Paladins und seitdem schraubt man fleißig daran, um der Konkurrenz bei Overwatch und Co. ein ordentliches Pendant entgegenzusetzen. In einem Jahr ist viel Spielinhalt hinzugekommen und zahlreiche Aspekte wie das Kartensystem, mit dem sich die Heldenfähigkeiten individualisieren lassen, wurden umgestaltet. Grund genug also, um sich den Titel und seine Helden einmal genauer anzusehen.
Bei einem Team-Shooter wie Paladins liegt der Schwerpunkt auf zwei Dingen: den Helden mit ihren Fähigkeiten und den Spielmodi und Karten, auf denen die Teams gegeneinander antreten. Von Ersteren gibt es bislang 29 Exemplare (weitere sollen folgen), die in die üblichen Rollen als Tank, Flanke (Assassin), Schaden und Unterstützer (Heiler) einsortiert werden. Neue Spieler starten mit acht Helden ins Spiel, von denen vier zur wöchentlichen Rotation gehören. Weitere Champions lassen sich wahlweise mit In-Game-Gold oder mit Kristallen freischalten. Ersteres verdient man automatisch beim Spielen, während man für die Kristalle echte Euros hinblättern darf. Das ganze Prozedere rund um die Helden kennt man ja bereits von anderen Spielen.
Zu den Champions selbst und ihren Fähigkeiten… ich will nicht direkt behaupten, dass man bei der Konkurrenz abgekupfert hat, zumal COO Todd Harris bereits mit "Overwatch war nicht die Inspiration für Paladin" sein Statement dazu abgegeben hat. Die starke Ähnlichkeit gewisser Fähigkeiten und Helden ist aber trotzdem irgendwie da. Nehmen wir beispielsweise den Paladins-Champion Drogoz - eine humanoide Echse mit Jetpack, Raketenwerfer und, wenn gewollt, mit Knockback-Projektil. Mir ist zwar bis jetzt nicht klar, von welchem Planeten Drogoz kommt, es würde mich aber nicht wundern, wenn er auf der Erde nahe dem Nil beheimatet ist und in seiner Freizeit gerne "JUSTICE!!!" an die Pyramidenwände pinselt.
Mehr Beispiele? Der Held Viktor ist mit einem Sturmgewehr und Granaten bewaffnet, die auf kurze bis mittlere Distanz effektiv sind. Er kann "sprinten" und mittels "Kimme und Korn" besser zielen. Makoa fungiert wiederum als Tank und hat als Bewaffnung einen "Schürfanker", mit dem man gegnerische Spieler zu sich heranziehen kann, sowie eine "Kanone", die besonders auf kurze Distanz verheerenden Schaden anrichtet. Außerdem gibt es einen sehr mürrischen Gesellen mit geringer Körpergröße und langem Bart, der mit Vorliebe Geschütztürme zusammenschraubt.
Die Liste endet hier noch lange nicht, doch daran sollte man sich nicht zu sehr stoßen. Auch wenn es viele Ähnlichkeiten zwischen den Helden beider Titel gibt, macht es nicht minder Spaß, mit den Paladins-Champions in die Schlacht zu ziehen. Häufig sind bekannte Fähigkeiten auch in anderer Zusammenstellung auf die Charaktere verteilt, was ganz neue und interessante Kombinationsmöglichkeiten ergibt. Beispielsweise hat Drogoz als ultimative Fähigkeit einen vernichtenden Nahkampfansturm. Nicht zu vergessen, dass es auch zahlreiche Helden mit individuellen Skills in Paladins gibt.
Besonders interessant sind die Unterstützer. Ihre Heilung ist nicht so stark und unbegrenzt verfügbar, wie man das von der Konkurrenz kennt. Man kann den Tank nicht einfach dauerhaft gegen Beschuss heilen, wie das beispielsweise Mercy in Overwatch macht. Dafür teilen Unterstützer in Paladins etwas mehr Schaden aus, haben mehr Möglichkeiten zur Gegnerkontrolle und/oder sind flinker auf dem Schlachtfeld unterwegs. Insgesamt sind die Unterstützer in Paladins weniger die üblichen Heilbots, die ihre Mitstreiter nur so lange am Leben halten, bis alles vorbei ist. Stattdessen greifen sie mehr ins direkte Kampfgeschehen ein, während sie nebenher Lebenspunkte-Notrationen verteilen.
Ein weiterer Punkt, der mich und vermutlich jeden, der mit Snipern auf Kriegsfuß steht, begeistern dürfte: Man kann seinen kleinen Zeh tatsächlich hinter einer Hausecke hervorstrecken, ohne sofort von der anderen Seite der Karte aus erschossen zu werden. Es gibt zwar Fernkämpfer mit hoher Reichweite, doch das Zielen wird bei zunehmender Distanz immer schwieriger. Einzig Kinessa verfügt über ein Gewehr mit Zielfernrohr, mit dem sich im Snipermodus aufgeladene Schüsse mit verheerendem Schaden abfeuern lassen. Doch selbst damit lässt sich kein Gegner mit einem einzigen Schuss niederstrecken, wenn er bei voller Gesundheit ist. Nicht einmal ein Kopftreffer bedeutet den sofortigen Tod - es braucht mindestens zwei Schüsse. Folglich hat man in Paladins als Ziel eines Scharfschützen wenigstens eine kleine Chance, seine Haut noch irgendwie zu retten.
Kommen wir zum anderen wichtigen Punkt: den Karten und Spielmodi. Bislang gibt es mit Belagerung, Offensive und Ladung drei verschiedene Modi, die sich im Fünfer-Team entweder gegen die KI oder gegen andere Spieler daddeln lassen. Hinzu kommt der Wettkampfmodus, bei dem besonderes verschärfte Regeln gelten, sowie ein Trainingsmodus und die Möglichkeit für benutzerdefinierte Spiele. Die Belagerung ist übrigens der Hauptspielmodus in Paladins und im Grund eine Mischung aus Offensive (Punkteroberung) und Ladung (Payload eskortieren oder abfangen).
Für jeden Spielmodus stehen bestimmte Karten der bislang rund 15 verschiedenen Maps zur Option. Zudem gibt es noch haufenweise Maps, die sich im Teststadium befinden und zukünftig ins Spiel wandern sollen. Für Abwechslung ist also bestens gesorgt. Das Ambiente der Karten entspricht in der Regel immer einer eigenen Welt und bietet somit immer etwas anderes fürs Auge. Mal kämpft man in einer alten Tempelruine, mal im grünen Dschungel, dann wieder in einer verschneiten Minenstadt und so weiter.
Das Layout der Karten bietet alles, was man für eine Schlacht braucht und erwartet. Man findet immer eine Häuserecke, Rampe, Treppe, Kiste, Erhöhung oder sonst irgendetwas, um dahinter in Deckung zu gehen oder sich vorteilhafter zu positionieren. Ebenso gibt es auf und neben der Hauptstrecke Schleichwege durch und um Gebäude und - je nach Karte - sogar Portale, die Abkürzungen ermöglichen. Dennoch kommt es mir so vor, als ob die Overwatch-Karten etwas weitere und offenere Kampfareale aufweisen, die noch einen Tick mehr Spielraum zum Taktieren geben.
In Paladins spürt man die Grenzen der Karten einfach deutlicher und schneller. Besonders auffällig ist das, wenn man mit fliegenden Champions wie Drogoz über ein großes Gebäude, eine Felswand oder ein ähnlich aufragendes Hindernis fliegen will. Auf der Suche nach einer besseren Flankierposition oder einer schützenden Deckung klebt man dann nämlich schnell wie eine Fliege an der Scheibe der unsichtbaren Spielwelt-Grenzen. Auf der anderen Seite gibt es (noch) nicht allzu viele Champions, die den Luftraum jenseits von normalen Sprüngen nutzen können, und etwas kompaktere Karten bedeuten im Endeffekt auch schnellere Action.
Bleibt am Ende die Frage: Macht Paladins: Helden der Welten Spaß? Ja, definitiv. Wer mit Overwatch und Co. seinen Spaß hat oder hatte, sollte hier definitiv einen Blick wagen, denn es gibt noch einige interessante Feinheiten wie das Kartensystem oder die Items, die in diesem Text keinen Platz mehr gefunden haben. Erwartet aber nicht, dass das Rad neu erfunden wurde. Für mich ist Paladins ein Overwatch, das einige Dinge anders angeht - ob besser oder schlechter, hängt immer von den eigenen Vorlieben und Ansichten ab. Am besten spielt ihr einfach selbst ein paar Runden und bildet euch eine eigene Meinung. Nochmals zur Erinnerung: Paladins ist für PC, PS4 und Xbox One verfügbar und kann kostenlos via Steam oder auf der Paladins-Homepage heruntergeladen werden.