Paper Beast Test: Eric Chahi entfesselt die Macht von VR
Spiel Nummer vier in 29 Jahren.
Paper Beast Test - Man weiß, dass ein Spiel etwas Besonderes ist, wenn einem keine, aber auch wirklich gar keine Vergleiche einfallen. Paper Beast, das Neue des legendären Another-World-Schöpfers Eric Chahi ist eines davon. Nun gut, "gar keine" ist nicht ganz korrekt. Was einem dazu aber einfällt, stammt komplett aus dem restlichen Oeuvre des bescheidenen Franzosen, was das Insulare von Paper Beast aber nur noch unterstreicht.
Einmal mehr beschwört Chahi die wortlose Fremdartigkeit und Verlorenheit seines stilprägenden Sci-Fi-Platformers von 1991 und verheiratet sie mit dem Faible fürs Anfassen und Verändern von Landschaften, die From Dust (klickt für den Test) zur Schau stellte. Und am Ende? Nun, am Ende haben wir Paper Beast, eines der seltsamsten und faszinierendsten Virtual-Reality-Erlebnisse, die ich je gespielt habe, das komplett anders ist - und sich trotzdem irgendwie nahtlos einreiht.
Ich will auch ehrlich gesagt nicht zu viele Worte hierüber verlieren. Doch ich muss sagen, dass mich der Gedanke an den Titel nicht mehr losgelassen hat, seit ich auf der gamescom 2019 ein durch und durch faszinierendes Treffen mit Chahi wegen Paper Beast hatte - ein kleines Wunder, dass das Produkt jetzt trotzdem nicht enttäuscht.
Paper Beast Test - Erleben großgeschrieben
Es liegt mit seinem surrealen, gemütlichen Ton definitiv mehr auf der Erlebnis-betonten Seite, ist trotz einiger Umgebungsrätsel, die häufig die Interaktion mit den Papierwesen oder das Verändern der Landschaft zum Gegenstand haben, eher eines zum Betrachten und Darin-aufgehen. Man füllt Wasser um, verlagert Sanddünen von hier nach dort oder versucht, die Tierchen, die in dieser Wüste verlorener Daten im Innern der "Cloud" leben, dazu zu bringen, Dinge zu tun, die es erlauben, in den nächsten Bereich voranzuschreiten, um sich dort aufs Neue verzaubern zu lassen.
All das ist so betörend hübsch und entwaffnend fremdartig, dass man nicht umhinkommt, Paper Beast entschieden traumartige Qualitäten zuzuschreiben. So etwas wie das hier hat man definitiv noch nie gesehen und mit im Grunde limitierten Mitteln hier herumzuexperimentieren, ob nun in der etwa fünfstündigen Kampagne oder im wundervoll entspannenden, bastelbetonten Sandbox-Modus, ist irrsinnig erbaulich. Gleichzeitig erlebt man mit erfreulicher Regelmäßigkeit Dinge, die einem echt und ehrlich die Sprache verschlagen.
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Beispiele aus frühen Abschnitten wären ein gigantischer Krater, der sich aus dem Nichts in die Wüste frisst und zu einem endlosen Schlund anwächst, der alles - den Spieler eingeschlossen - zu verschlingen droht. In VR schlichtweg überwältigend, wenn man hilflos versucht, die im Sog gefangenen Tierwesen mit den Move Controllern zu retten. Und wenn man das erste Mal in Paper Beast Ballon geflogen ist, ist es ohnehin längst um einen geschehen. Ich bin tatsächlich drauf und dran, es hierbei bewenden zu lassen, denn im Grunde habe ich fast schon zu viel erzählt, so wichtig ist es, frisch hieran zu gehen.
Kurz angerissen haben möchte ich, dass bei so einem Titel fast schon dazugehört, dass man hier und da ein wenig auf dem Schlauch steht. Dieses Spiel bleibt vage und viele der Werkzeuge, die es euch hinlegt, sind so granular und analog, man nicht immer weiß, was man machen soll und ob man nun etwas richtig gemacht hat. Das spielerisch herauszufinden, machte für mich einen guten Teil der Faszination aus, auch wenn ich sicher bin, dass es der eine oder andere vielleicht hier und da frustrierend findet.
Dennoch: Sowohl auf SteamVR als auch auf PlayStation VR ist Paper Beast eine einzigartige Erfahrung, die man so nirgends anders machen kann - und die wohl auch niemand anderes als Chahi erschaffen konnte. Es ist seit 1991 erst sein viertes Spiel in Eigenregie. Dieser Mann hebt sich auf und wenn man Paper Beast spielt, weiß man auch, dass es mit gutem Grund geschah.
- Entwickler/Publisher: Pixel Reef/Sony (auf PS4)
- Erhältlich für: PC, PlayStation 4 (getestet auf Oculus Rift und PSVR)
- Release-Datum: erhältlich
- Sprache: Deutsch, Englisch und weitere
- Preis: ca. 30 Euro