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Parking Garage Rally Circuit im Test: Wie Mario Kart auf der ersten PlayStation

Driften bis der Boost kommt.

Unterhaltsamer Arcade-Racer, bei dem vor allem das Drumherum Spaß macht, die eigentlichen Zeitrennen aber schnell an Reiz verlieren.

Natürlich könnte ich die Grafik auch auf „moderne PC-Umsetzung“ stellen. Aber wer will das schon, wenn die Texturen so herrlich wabern, Details so spät auftauchen und das Bild so verzerrt aussieht wie sie das bei Saturn- und PlayStation-Titeln vor – ach, du lieber Himmel! – 30 Jahren taten? Denn Parking Garage Rally Circuit ist vor allem das: eine Liebeserklärung an frühe Arcade-Racer, wie man sie in der Spielhalle und auf Heimkonsolen fand. Einschließlich übrigens eines hervorragenden Ska-angehauchten Soundtracks.

Die inhaltliche Beschreibung des Spiels steckt dabei quasi in den drei Schlagwörtern des Titels: In (1) Parkhäusern fährt man mit (2) Rallye-Autos (3) im Kreis. Die dort abgesteckten Strecken sind oft gerade mal anderthalb Wagen breit, Schranken versperren ebenso den Weg wie vom nebenan liegenden Berg fallendes Geröll und im Winter muss man Schneeschiebern aus dem Weg fahren.

Kontrahenten gibt es in Parking Garage Rally Circuit leider nur in Form von Ghosts, wobei immerhin die nächstschnelleren der Online-Highscoreliste geladen werden, um einen Hauch Wettkampf-Feeling zu erzeugen. Außerdem sieht man die Ghosts der Gold-, Silber- und Bronzezeiten, denn mindestens den kleinsten dieser Pokale muss man einfahren, um die jeweils nächste der acht Strecken freizuschalten. Hat man die alle bestanden, schaltet man das jeweils nächste der drei Fahrzeuge frei und beginnt auf denselben Kursen wieder von vorn. Gut, man kann auf einmal bestandenen Kursen immerhin auch so lange gegen ein Zeitlimit fahren, das an Checkpunkten immer knapper aufgefüllt wird, bis man zum Stehen kommt.

Allzu viel steckt hier also nicht drin, wobei ich während der Testphase kein Onlinerennen für bis zu acht Teilnehmer gefahren bin. Logisch: Dank der geringen Anzahl an Journalisten und Influencer sind offene Lobbys im Vorfeld noch Mangelware. Und auch der nicht gerade üppige Umfang verwundert mich nicht. Schließlich wurde Parking Garage Rally Circuit von gerade mal einem Entwickler gemacht.

Parking Garage Rally Circuit im Test

Tim Walaber wollte in einem Game Jam einfach mal seiner Liebe für Segas Saturn Ausdruck verleihen wollte – was so großen Anklang fand, dass daraus ein ganzes Spiel wurde. Ach, und falls 50.000 ähnlich Gestrickte sein aktuell nur auf Steam erhältliches Spiel kaufen, soll es auch eine Switch-Fassung geben. Entscheiden sich gar 100.000 zum Kauf, dann erstellt Tim sogar eine Saturn-Umsetzung. Na, mal sehen.

Aber kann das Schleifedrehen im Parkhaus denn auch spielerisch was? Nun… es ist durchaus ordentlich. Das Fahrzeug fühlt sich allerdings wie ein Spielzeug an, da es beim Berühren von Hindernissen sehr schnell Pirouetten dreht oder in wilde Überschläge purzelt. Viele Rücksetzpunkte sind außerdem frustrierend weit vom Unfallort entfernt, sodass ich ein Rennen im Anschluss lieber neu starte, anstatt es fortzusetzen.

Grundsätzlich geht die Physik schon in Ordnung, zumal man die Boliden per Knopfdruck in coole Drifts legt, deren Radius man angenehm leicht variieren kann und bei denen man in zwei Stufen einen Turbo auflädt, um mit Vollgas aus einer Kurve heraus zu beschleunigen. Mario Kart lässt grüßen. Und dass man das für absolute Bestzeiten auch auf Geraden tun sollte, versteht sich von selbst.

Das Ganze ist nur leider – unter anderem übrigens aufgrund des überschaubaren Geschwindigkeitsgefühls – fast frei von jeder weiteren Finesse, sodass es auf lange Sicht recht öde ist, hier den Bleifuß aufs Pedal zu drücken. Spätestens auf längeren Geraden wird das Fahren schnell langweilig. Man driftet, boostet, driftet boostet, driftet, boostet ständig auf die gleiche Art – und merkt schnell, dass Parking Garage Rally Circuit selbst unter den Indie-Racern einer der kleinen ist.

Seinen Reiz zieht es hauptsächlich aus der Präsentation, die das audiovisuelle Erlebnis von vor drei Jahrzehnten verdammt überzeugend einfängt. Dazu zählt auch, dass sich die Kurse vor und über bekannten Sehenswürdigkeiten entlang schlängeln, allen voran Mount Rushmore und die New Yorker Freiheitsstatue. Selbst wenn man als Grafikeinstellung „PC-Umsetzung“ wählt, funktioniert dieser Retro-Flash.

Man kann ja sogar die Bildrate auf 30 begrenzen, die Sichtweite auf Saturn-Niveau reduzieren und das simulierte TV-Bild dermaßen verzerren, dass das an eine besonders alte Röhre erinnert. Nur meinen ersten Schwarz-Weiß-Fernseher müsste ich über die Systemeinstellungen einrichten.

Parking Garage Rally Circuit im Test – Fazit

Das macht schon Laune: Dank des erstaunlich umfassenden Retro-Flairs einschließlich eines fantastischen Soundtracks hat diese Liebeserklärung einen Schwung, von dem ich mich gerne mitreißen lasse. Rein spielerisch ist der Tank allerdings schnell leer, weil inhaltlich und auch in Sachen Fahrverhalten einfach wenig drin steckt. Coole Finessen sucht man abseits des immer gleichen Driftens vergebens und auf gerade mal acht recht kurzen Strecken nur gegen Ghosts zu fahren, ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Man muss eben wissen, dass Parking Garage Rally Circuit ein zwar gelungener, aber auch ebenso kurzer Snack ist.

Parking Garage Rally Circuit
PROCONTRA
  • Stilvolles Einfangen eines Spiels von vor 30 Jahren
  • Schwungvolles Driften mit anschließendem Boost
  • Ghosts naher Onlinespieler als ständige Herausforderung
  • Acht kurze Strecken und drei nicht allzu verschiedene Fahrzeuge
  • Geringes Geschwindigkeitsgefühl und sehr einfaches Fahrverhalten

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