Pathfinder: Wrath of the Righteous ist wie ein Spielebuch voller Loot
Nach einem Überblick über die Charakter-Erstellung schauen wir uns jetzt das Gameplay im neuen Pathfinder genauer an.
Zu den Waffen gegen das Dämonengezücht! Es geht weiter mit den Eindrücken zum brandneuen Pathfinder! Von der extrem detaillierten Charakter-Erstellung für Tabellen-Verrückte habe ich euch ja letztens schon erzählt. Wenn man sich da erst einmal durchgeknabbert hat, geht es zum eigentlich Gameplay und das ist (wie auch die Helden-gegen-Monster-Story) nicht gerade experimentell, macht aber genau das, was ein gutes Rollenspiel eben so tut.
Richtig gut gemacht, aber nicht sehr mutig
Ich liebe Fantasy und ich liebe RPG, in Pathfinder hat aber sehr lange gebraucht, mich richtig in die fremde Welt einzusaugen und ich glaube, das hat noch immer nicht so gut geklappt wie in anderen Games. Das liegt allerdings weniger am Gameplay als an der ziemlich generischen Einstiegs-Story, die will ich mir aber noch genauer anschauen, bevor ich zu schnell darüber meckere, vielleicht kann mich Pathfinder ja doch noch eines Besseren belehren.
Am Gameplay des Spiels dürften meine Startschwierigkeiten zumindest nicht liegen, denn das scheint bisher ziemlich tadellos, nicht gerade neu, aber tadellos: Kämpfen, taktieren, kräftig looten und aufleveln, wie sich das für ein Rollenspiel gehört und das Ganze noch mit meinem Lieblings-Kampfsystem seit den guten, alten Drakensang-Spielen: Halb-rundenbasiert.
Die Figuren machen ihre Aktionen automatisch nach der Reihenfolge, im Hintergrund würfelt der Algorithmus, ohne dass man sich selbst von Runde zu Runde klickt und zum Taktieren kann man auf Pause drücken, um besondere Fähigkeiten auszuwählen, alle zuerst gegen den fiesen Schwarzmagier zu schicken oder ähnliches - eine praktische Gratwanderung, die sich genug nach Pen and Paper aber auch genug nach CRPG anfühlt.
Dabei nutzt ihr für eure Figuren Fähigkeiten aus unterschiedlichen Gebieten: Zauber, übernatürliche Kräfte(die ähnlich wie Magie wirken), Fernkampf-Fertigkeiten oder klassische Nahkampfangriffe. Von der typischen Feuerlanze über den Sturmangriff bis hin zur Heilmagie ist da natürlich alles dabei, was man so kennt. Dabei ist wenig Ungewohntes, das Gebotene klappt aber wie am Schnürchen und die Kämpfe, die von den ersten Pappkameraden bis hin zu dämonischen Monstern schnell im Schwierigkeitsgrad ansteigen, machen richtig Laune.
Mein Schaaaaatz!
In Sachen Loot gibt es zum Glück auch einiges zu ergattern, wobei man sich da natürlich erst zurechtfinden muss, aber das ist ja fast immer so! Es dauert eine Weile, bis man die zig verschiedenen Waffenklassen kennt und verglichen hat, und da hält Pathfinder den angenehmen Mittelweg zwischen einem Messi-Witcher und einem manchmal erschreckend unergiebigen BG3, bei dem man sich noch über einen feuchten Händedruck freuen kann (ich übertreibe natürlich, ein paar Dinge gibt es selbst dort in den Kellern und Gewölben abzustauben)
Soll heißen: Endlich darf ich nach Baldur's Gate wieder einige Fundstücke an mich raffen, ohne wie in Wild Hunt in Zeug zu ersticken. Das mag ich, Pathfinder! Damit ihr ja nichts verpassen könnt, wird die Beute sogar auf der Karte angezeigt - okay, da macht es einem der "Pfadfinder" vielleicht etwas zu einfach.
Natürlich sammelt ihr neben Loot auch noch Erfahrung und könnt dann eure Charaktere verbessern - in diesem komplizierten Charakterbogen? Gar nicht so schlimm, denn eure Begleit-Figuren könnt ihr alle automatisch leveln lassen, wenn ihr Zeit sparen wollt. Dann werden euch jede Stufe passende Fertigkeiten vorgeschlagen, die ihr hinzufügen könnt. Nur eure Hauptfigur müsst ihr natürlich brav verbessern und euch durch jede Menge Fähigkeiten wühlen - wie am Spieltisch natürlich.
Neben Loot und Kämpfen gibt es aber noch einen Bereich, der wichtig für das echte Pen-and-Paper-Gefühl ist: Textpassagen mit Entscheidungen wie in einem Spielebuch. Ihr solltet für das neue Pathfinder - wie schon bei Kingmaker - also auch nicht lesefaul sein, denn einfach durchklicken und überspringen ist... ungünstig, wenn man dabei auch noch Entscheidungen treffen soll. Das ist dann, wie wenn ihr jemandem kaum zuhört und dann eine Frage gestellt bekommt - riskanter Moment.
Ein sicherer Pfad
Für mich gilt in Pathfinder bisher: Alles ist grundsolide gemacht, aber kaum etwas sticht wirklich heraus. Die Optik: Schick, aber brav. Das Spielprinzip: unkompliziert, aber altgewohnt. Selbst die Story ist bisher eine Mischung aus allen möglichen bekannten Fantasy-Bausteinen. Vielleicht ist das der Grund, weshalb der Funken bei mir und Pathfinder etwas braucht, um überzuspringen.
Das Ungerechte: Vor 10 Jahren hätte das wirklich was hergemacht, aber mit so viel Konkurrenz wie Baldur's Gate, Divinity, Pillars of Eternity und Co, tut sich der Pathfinder schwer, einen besonderen Pfad zu finden.
In Sachen Story gebe ich dem Fantasy-Epos aber noch einmal eine Chance, denn da gibt es für mich noch einiges mehr zu sehen: Auf geht's, überrasche mich, Pathfinder, ich bin gespannt!