Payday 3 Test: Der kleine Heist für Zwischendurch macht nur zu viert wirklich Spaß
Was Heist das jetzt?
Masken auf und rein in die Bank! Payday 3 ist nun endlich auf freiem Fuß und gibt den Fans des Heist-Franchise neues Futter. In einigen Bereichen macht der Koop-Shooter einen Schritt nach vorn, dennoch haben sich einige Kritikpunkte angehäuft - und das nicht nur aufgrund der Server-Probleme, die ich mir in meiner Testzeit auch aus der Nähe betrachten durfte.
Payday 3 ist gar nicht so viel anders als Payday 2, oder?
Wer Payday 2 kennt, weiß, was er von einem dritten Teil erwarten kann: verschiedene Raubzüge, unterschiedliche Szenarien und ein gut geplantes Vorgehen. Das grundlegende Spielprinzip ist identisch. Ihr dringt in ein Gebäude ein, sucht Gold, Gemälde, Geld oder andere wertvolle Güter, stopft eure Taschen voll und bringt diese zum Fluchtfahrzeug. Manchmal ist es ein Auto, mal ein Hubschrauber.
Doch ganz so leicht macht euch Entwickler Starbreeze Studio das Leben als Krimineller nicht. Überall stehen Wachen, die euch entdecken und eine Armada an Polizisten und Einsatzkräfte herbeirufen können. Außerdem liegen die Schätze ja nicht einfach so herum. Oft sind diese hinter dicken Safes versteckt oder liegen in abgeschlossenen Räumen, für die ihr eine Schlüsselkarte vom Personal stibitzen müsst. Kleine Rätsel, Minispiele, Kämpfe und große, verschachtelte Gebäude ohne Karte machen die Raubüberfälle zu einer Herausforderung. Das Leveldesign ist insgesamt ganz geschickt umgesetzt und bietet ein wenig Abwechslung auf jeder Map.
Insgesamt acht verschiedene Szenarien könnt ihr zocken. Wollt ihr jedes einmal spielen, seid ihr nur wenige Stunden beschäftigt. Das ist eine ziemlich schwache Ausbeute, was den Inhalt angeht, denn über diese acht Karten hinaus gibt es nur noch das Tutorial. Wie auch in Payday 2 könnten hier allerdings im Laufe der Zeit mehr Maps hinzukommen. Für jede Karte gibt es außerdem ein kleines Story-Video, das euch eine Rahmengeschichte für den Raub gibt. Ist nett, aber für die Kohle spaziere ich auch ohne Vorgeplänkel in den Schmuckladen rein.
Ambitionierte Räuber können diese Karten immer wieder spielen, bis sie es schaffen, den Überfall durchzuziehen, ohne entdeckt zu werden. Das zu schaffen ist aber gar nicht so leicht - vor allem, wenn man online mit fremden Maskierten in eine Lobby gesteckt wird. Für die Kommunikation und die Koordination habt ihr lediglich einen Textchat und die Möglichkeit zu Pingen. Nein, es gibt keinen Voice-Chat. Ich habe wirklich mehrfach danach gesucht.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Diese Erfahrung musste ich in meinen ersten Spielen machen. Manche Hobby-Kriminellen haben es wirklich drauf, andere wissen überhaupt nicht, was sie tun. Letztere sind dann wohl, ausgehend von meinen Matches, die Mehrheit. Ein wenig planlos läuft die Gruppe mehrfach um das Gebäude herum - natürlich nicht zusammen - und irgendwann geht der Alarm los und ihr setzt eure Masken auf. Das ist frustrierend, wenn ihr euch selbst die größte Mühe gebt unauffällig zu sein und die spärlichen, aber doch im Vergleich zu Teil 2 verbesserten Stealth-Features auszuprobieren. Ihr könnt etwa Kameras oder Mikrofone aufstellen, um Wächter oder Polizisten im Auge zu behalten und dem Personal wichtige Gegenstände heimlich entwenden.
Aber nun gut, dann jagen wir also Magazine in die Beamten, um uns an den materiellen Gütern anderer zu bereichern. Wenn man schonmal ein Oberbösewicht ist, dann auch gleich richtig, oder? Zu Anfang habt ihr zwei festgelegte Waffen, ein paar Granaten und wenig Munition. Klingt nicht viel, aber das täuscht. Ihr könnt von jedem niedergeschossenen Feind neue Munition aufsammeln, ihr erhaltet Munition sowie Leben oder Panzerung, wenn ihr spezielle kleine Kisten findet und neue Waffen könnt ihr euch mit eurem hart verdienten Geld in einem Shop kaufen, sofern ihr das Level zum Freischalten dieser erreicht habt. Bis zu 150 Level gilt es für die letzten Inhalte zu erreichen. Und das kann schon ein wenig dauern.
Der Shop ist ansonsten definitiv ein Pluspunkt. Zwar ist das Design etwas schlicht, dafür findet ihr hier haufenweise Waffen, Masken, Kleidung und andere Accessoires, die ihr für Ingame-Geld kaufen könnt, das ihr auf den Raubzügen erbeutet. Eine zweite Währung, die ihr für das erspielte Geld erwerben könnt, ermöglicht es euch Waffenanhänger und Handschuhe zu holen. Das ist dann aber eher etwas für Leute, die schon so viel gespielt haben, dass sie gar nicht mehr wissen, wohin mit dem Geld, denn der Wechselkurs für diese spezielle Währung ist ziemlich hoch. Aber um es nochmal festzuhalten: Es gibt keine Mikrotransaktionen! Ihr seid die Einzigen, die in diesem Spiel Geld von unschuldigen Personen an sich reißen.
Zurück ins Geschehen, den Shop könnt ihr ja eh erst nach einem Match besuchen und eure neuen Waffen und Masken ausrüsten. Ich und die drei anderen Clowns stehen also in der Bank, im Club oder in einem Kunstmuseum - es spielt sich eigentlich immer ähnlich ab - und müssen verschiedene Phasen im Match überstehen, die von ruhigen Minuten bis hin zu wilden Gegnerwellen reichen. Mal suchen wir noch ganz unentdeckt nach einem guten Eingang, mal warten wir auf ein Gerät, dass uns ein Loch zum Tresorraum bohrt, während die Polizei immer stärkere Truppen schickt. Wann die Cops kommen, könnt ihr ganz einfach der Stimme aus dem Off entnehmen, die euch 30 Sekunden vor dem Eintreffen der Einsatzkräfte warnt.
Die Waffen fühlen sich beim Schießen etwas kräftiger an als im Vorgänger, aber mir ist das Gunplay trotzdem akustisch zu flach und mechanisch etwas zu klobig. Das Zielen und Schießen fühlt sich weniger befriedigend an als in anderen großen Shootern. Für einen lustigen Heist ist das dennoch ausreichend, nur wer hier Highend-Gunplay erwartet, kommt nicht so ganz auf seine Kosten.
Dafür besitzt Payday 3 neue Optionen zur Bewegung und einige, die ihr direkt im Kampf nutzen könnt. So ist es möglich Geiseln gegen Zeit oder Ressourcen auszutauschen oder diese zu packen und als menschlicher Schutzschild zu verwenden. Leider könnt ihr sie nicht mehr in Leichensäcke stecken. Ein Skillsbaum hilft euch, eure Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen zu verbessern und euren Spielstil auszubauen - etwa das Hacken oder Schlösserknacken. Außerdem könnt ihr jetzt über den Boden schlittern. Das ging im zweiten Teil der Serie nicht. So fühlt ihr euch gleich viel mehr wie in einem Hollywood-Heist-Film. Drama, Baby!
KI? Dallas ich mal die Finger von
Fast schon dümmlich kommt mir die KI vor. Die Polizisten, denen ich begegnet bin, sind alle nacheinander aus dem Fahrstuhl gerannt, wo man sie perfekt mit einem epischen Kugelschauer begrüßen konnte, andere haben mich gar nicht bemerkt, als ich immer wieder für mehrere Sekunden ins Treppenhaus geschaut habe, um ein paar Schüsse abzufeuern. Interessanter werden dann die besonderen Spezialeinheiten, die ebenfalls akustisch durch die Sprecher angekündigt werden.
Wir haben etwa einen Schildträger, der sich nie von euch abwendet und es beinahe unmöglich macht ihn zu töten - na ja, außer ein Verbündeter greift ihn aus einem komplett anderen Winkel an oder ihr lenkt ihn mit einer Granate ab, die er dann mit seinem Schild abschirmen muss. Ein anderer schlägt euch einfach nieder und macht euch dabei bewegungsunfähig und prügel immer weiter händisch auf euch ein, bis ihr sterbt. Hier kann euch nur ein anderer Räuber helfen, ihr selbst seid komplett wehrlos, was ich schade finde. Wenn die fremden Mitspieler euch nicht helfen, könnt ihr nichts tun außer 30 Sekunden lang zusehen, wie ihr verprügelt werdet. Das frustriert.
Der schwerste Feind ist allerdings einer, der nur besonders viel aushält. Das macht ihn nervig. Er trottet schwergängig mit seinem Maschinengewehr durch die Flure und hält einige Hände voll Magazine aus, bis er dann endlich mal tot ist. Die Mechanik ist eher weniger spannend, die Abwechslung der Feinde insgesamt ist aber solide. Sniper oder Einsatzkräfte mit Sprenggürteln gibt es ebenfalls.
Sterbt ihr, können euch eure Miträuber retten und euch aufhelfen. Schaffen sie das nicht, wechselt ihr für eine bestimmte Zeit in einen Zuschauermodus. Die Zeit wird immer länger, je weiter der Überfall fortgeschritten ist. Das setzt die kriminellen Maskenträger nochmal zusätzlich unter Druck. Ist die Zeit abgelaufen, dürft ihr wieder mitspielen.
Wer es noch etwas härter mag, kann neben dem Schwierigkeitsmodus "Normal" auch "Schwer", "Sehr Schwer! und "Overkill" auswählen. Sie unterschieden sich vor allem in verstärkten Sicherheitsmaßnahmen.
Die Abwechslung zahlt sich aus
Cool ist, dass es nicht nur einen Weg gibt, den Raubüberfall perfekt abzuschließen. Je nachdem, wie eure Herangehensweise ist, kann sich eine Mission komplett anders anfühlen. Und ihr könnt die Karten ja beliebig oft spielen, um eure Taktik zu verfeinern. Wenn ihr Payday 2 gespielt habt, dürften euch einige Handgriffe bekannt vorkommen, Neulinge müssen sich hier erst einmal herantasten. Zum Glück hilft das Tutorial weiter. Es erklärt neben Waffen und Werkzeugen auch, wie ihr untertaucht, vermeidet entdeckt zu werden und mit Geiseln umgeht.
Wenn ihr euch, so wie ich, nicht gerne auf unbekannte Menschen verlasst, dann könnt ihr auch allein zocken. Dann müsst ihr aber dennoch online sein und erhaltet drei Bots, die es auch nicht immer schaffen, euch rechtzeitig wiederzubeleben oder im richtigen Moment mit den Taschen zum Hubschrauber zu laufen. So ist es trotzdem leichter, euch auf eure Methode zu konzentrieren, euch durch das Abschalten von Sicherheitskameras und das Ablenken der Wächter durch Interaktionen mit verschiedenen Alltagsgegenständen unauffällig Richtung Beute zu begeben.
Oder ihr sucht euch einfach drei Freunde. Dann macht das Spiel am meisten Spaß. Dumme Witze, gute Kommunikation und verrückte Pläne kann man doch am besten mit der eigenen kriminellen Truppe teilen. Langfristig glaube ich allerdings nicht, dass Payday 3 im aktuellen Zustand und mit nur acht Karten meine Langeweile rauben kann.
Payday 3 Test - Fazit
Payday 3 darf sich als solide Fortsetzung bezeichnen. In vielen Bereichen wirkt es sauberer ausgearbeitet als das jahrelang verbesserte Payday 2 - aber leider etwas zu wenig, um mich wirklich vom Hocker zu hauen. Die Waffen fühlen sich besser, aber dennoch etwas zu plump an, die KI hat wenige Gehirnzellen gewonnen, das macht sie aber trotzdem nicht schlau. Es ist zudem nie möglich wirklich allein, geschweige denn offline zu spielen, von den Server-Problemen mal ganz zu schweigen. Das Menü-Design ist etwas minimalistisch, die Kartenauswahl ist (noch) spärlich und einen Voice-Chat hätte ich mir wirklich gewünscht. Denn so ist es einfach nicht so spaßig, mit fremden Spielern einen kompletten Banküberfall zu planen und durchzuziehen.
Wobei Payday 3 glänzt, ist die Abwechslung der einzelnen Karten. Jede Map bietet Optionen für unterschiedliche Herangehensweisen, ein neues Szenario mit teils einzigartigen Zielen, neuen Fluchtfahrzeugen, verschiedenen Gegnertypen und speziellen Mechaniken. Viel Wiederholung führt zu besseren Ergebnissen, die Lernkurve ist auch auf dem Konto merkbar. Es gibt noch keine Mikrotransaktionen und neu eingeführte Features, wie etwa die festgelegten Spielphasen, das Schlittern oder die neuen Interaktionsmöglichkeiten mit Geiseln, die mehr Dynamik in den Raubüberfall bringen.
Payday 3 | |
---|---|
PRO | CONTRA |
|
|