PC spielen von der Couch: Corsair Lapdog vs. Couchmaster Cycon
Kaufen oder selber basteln?
PCs nehmen immer mehr Einzug ins Wohnzimmer. Wo damals höchstens Mediacenter unter dem Fernseher standen, ermöglichen es kleinere, kühlere und leisere Karten, immer mehr Leistung in schlankes, stubentaugliches Format zu pressen und so PC-Inhalte auch auf großen Diagonalen zu erleben. Die Interfaces hinken den Rechnern leider immer noch hinterher. Drahtlose Controller samt Steams Big Picture sind eine Sache, der Steam Controller eine andere und ein guter Anfang. Aber die komplette PC-Erfahrung, die gibt es nun mal nur mit Maus und Tastatur - und die brauchen nun mal einen Schreibtisch. Bisher jedenfalls.
Mehr und mehr Hersteller versuchen nun, Keyboard und Nager Sofasitzern näherzubringen. Zwei davon möchten wir heute vorstellen: Den Corsair Lapdog und den Couchmaster Cycon, den meine Hirnwindungen zunächst als "ouchmaster" lasen, weil sie das Logo nicht richtig erkannten. Ich nehme es mal vorweg: So richtig schlauer, ob Tastatur und Maus sich jemals zum Spielen im Wohnzimmer durchsetzen werden, bin ich nach ausgiebigem Testen beider Konstruktionen nicht.
Corsair Lapdog
Corsair macht den Anfang mit einer Schoßlösung. Soll heißen: Tastatur und Mauspad liegen in einem rigiden "Brett" fest verbaut auf den Oberschenkeln des Users. An der Unterseite ein recht angenehmes und vorgeformtes Neoprenkissen mit Memory Schaum, das sich ergonomisch an die Oberschenkel anschmiegt. Nettes Detail: Das Kissen fluppt dank Magneten wie von Geisterhand an die Unterseite des Lapdog und bleibt da auch, wenn man links nicht zu viel Handballendruck auf die Basis gibt.
Der Formfaktor ist hier definitiv der große Unterscheider, denn der Lapdog sieht vor, dass ihr eine Corsair K65 oder K70 Tastatur kauft, die gebürstete, schwarze Alu-Abdeckung des "Schoßhundes" abschraubt und die durchaus edlen Keyboards fest in dem Teil verbaut. Da der Lapdog mit 129 Euro zu Buche schlägt und sich die Tastaturen von 80 bis hin zu 179 Euro in der RGB-Ausgabe erstrecken, wird aus der Komplettlösung schon ein nicht allzu günstiges Teil. Auch das Kabel der Maus soll man im nett gemeinten inneren Hub des Lapdog einstecken, wer aber nicht noch eine Extra-Maus dauerhaft an das Teil binden möchte, darf auch einen der beiden externen USB-Anschlüsse nehmen. Immerhin.
Man muss es Corsair lassen: Das Gerät sieht irgendwie sexy aus und fühlt sich bestens verarbeitet an. Das integrierte harte 28cmx28cm Mauspad "schabt" zwar ein bisschen hörbar - ich bin nicht mal sicher, ob man sich hier nicht noch ein anderes Mauspad drauflegen soll -, aber performt mehr als nur okay. Die vielen Metallelemente greifen den Look der Premiumtastaturen gut auf. Er ist ein cooles, wenngleich kostspieliges Teil, dieser Lapdog. Und dann fängt man an, ihn zu benutzen.
Mal ganz zu schweigen davon, dass der Lapdog natürlich immer noch mit dem mitgelieferten, langen USB-Kabel mit dem Rechner verbunden werden muss, wurde ich mit der Schoßlösung einfach nicht warm. Das Kernproblem liegt daran, dass die Tastatur und das Mauspad jede noch so kleine Bewegung eurer Beine mitmachen. Es gibt mannigfaltige Gründe, warum und in welchen Situationen das ungünstig ist. Der wichtigste für mich ist, dass sich die Maus jedes Mal von selbst in Bewegung setzt, sobald man sie loslässt, etwa zum Chatten (wofür die Tastatur übrigens viel zu weit links ist) oder um seinem Team in Rainbow 6 eine schnelle Nachricht zu schreiben. An der Vorderkante des Mauspads ist nicht einmal ein Rutsch-Schutz und die Grate rechts und unten sind zu flach, um eine Maus zu stoppen, die einmal in Fahrt gekommen ist. Mir ist die Maus mehr als einmal runtergefallen. Und wenn sie das nicht tut, ist es immer noch nervig, dass sie nicht mehr dort liegt, wo ich sie losließ.
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Das führt dazu, dass man relativ verkrampft in permanenter Maus + WASD-Haltung verharrt. Und selbst die ist nicht einmal besonders angenehm, denn die Vorderkante an der Tastatur ist verdammt hart und scharf. Den Handballen hier liegen zu haben, ist auf Dauer keine angenehme Erfahrung. Alles in allem habe ich vom Lapdog also nicht die Bequemlichkeit bekommen, die man eigentlich im Sinn hat, wenn man an Couch-Gaming denkt. Im Grunde ist das schade, denn wie er dort so steht, macht er mich schon ein bisschen an. Schade, dass mir kein Szenario einfällt, in dem ich ihn je wieder benutzen möchte.
Couchmaster Cycon
Das zentrale Problem der Schoßlösungen will nerdytec mit seinem Couchmaster angehen, dessen Untertitel "Cycon" offenbar kein Tippfehler ist. Eine oberflächliche Recherche ergab, dass mit CyCon "Cyber Konflikte" gemeint sein könnten, die in der Realität aber weit weniger mit Computerspielen zu tun haben. Sei's drum. Der Weg, den der Couchmaster geht, ist ein anderer: Ein "Brett", auf das man Tastatur und Maus(pad) auflegt und deren Kabel nach innen zu einem Hub führt. Auch hier sind beide Eingabegeräte mehr oder weniger dauerhaft, wenngleich auch nicht irreversibel - an das Gerät gebunden. Mir wäre eine Stecklösung an der Unterseite deutlich lieber gewesen als die fünf Schrauben pro Klappe. Und dass Tastaturen mit PS2-Anschluss draußen bleiben müssen, ist ebenfalls schade. Immerhin gefällt das interne Kabelmanagement.
Die mitgelieferte Kunstledertasche für die Maus befestigt man per Klett-Klebestreifen, den man selbst erst einmal anbringen muss, bevor man auf seinem Sofa zwischen den massiven kunstledernen Quader-Kissen Platz nimmt, auf denen man den Couchmaster dann ruhen lässt. Das verunstaltet zwar ein Stück weit ein schönes Sofa, eliminiert aber auch das Problem, dass euer komplettes Arbeitsgerät wackelt, sobald ihr euch regt. Die Maus ruht ebenfalls in sich und auf dem Pad, ohne sich allzu sehr zu verselbstständigen. Tatsächlich kam dieses Coucherlebnis dem Spiel am Schreibtisch am nächsten. Das hier war ordentlich zu benutzen, wenngleich die legere Sofa-Sitzposition sich mit Maus und Tastatur an der Hand ein wenig befremdlich anfühlt.
Das Problem ist zum einen, dass ein Sessel dem Couchmaster nicht genug ist, aber das verrät der Name ja schon. Zum anderen störte mich, dass natürlich nichts so richtig fest verbaut ist. Die Kissen können im Verlauf der Session verrutschen, Die Tastatur liegt auch nur auf und allgemein wirkt das Ganze immer noch ein wenig improvisiert. So sehr mir der Lapdog auch in der Praxis missfiel, handlicher und praktischer war er schon als dieses erfinderische, aber nicht gerade praktisch wirkende Kissenfort. Und dann erst die Verarbeitung. Für einen glorifizierten USB-Hub mit ein paar Kissen, einem mitgelieferten Mauspad in Supermarktqualität und eine Auflage aus durchaus etwas billig wirkendem Plastik sind 159 Euro schon ein starkes Stück. Wer ein wenig basteln will kann mit einem Brett aus dem Baumarkt, ein paar stabilen Kissen, doppelseitigem Klebeband und einem USB-Verlängerungskabel ein vergleichbares Ergebnis erzielen.
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Handgefühl, der Eindruck, sich mit dem sperrigen Platzmonster die gute Stube ein bisschen zu verschandeln und der Geist des Provisorischen, den eine derartige Ansammlung aus Einzelteilen irgendwie nie loswird, machen es mir schwer, den Couchmaster wärmstens zu empfehlen, auch wenn er seine Funktion eigentlich gut erfüllt.
Mit M+K auf die Couch?
Spiele-PCs sind vielleicht in den Wohnzimmern angekommen. Maus und Tastatur müssen aber wohl vorerst noch ein wenig draußen bleiben. Die Hersteller müssen sich die Frage gefallen lassen, ob sie hier an einer unmöglichen Lösung für ein Problem arbeiten, das nur wenige User wirklich betrifft. Wer aus logistischen Gründen dennoch dringend nach einer Möglichkeit sucht, Maus und Tastatur in die Sofalandschaft zu verpflanzen und nicht gerade Lust hat, selbst den Heimwerkerkönig raushängen zu lassen, ist mit dem Couchmaster aktuell besser bedient, auch wenn Corsair nach allen verarbeitungstechnischen Gesichtspunkten das schönere Gerät gebaut hat.