Perfect Dark macht im Trailer alles richtig - Sorgen macht mir nur, was er nicht zeigt
Fast perfekt, wenn sie eine Sache nicht vergessen haben...
Interessiert das außer mich eigentlich noch irgendwen? Doch? Na dann schreib’ ich mal ein paar Takte zum überraschenden Debüt des neuen Perfect Dark. Eigentlich hörte man kaum etwas Gutes in den vergangenen Jahren über das Reboot des legendären Rare-Shooters. Das typische weiße Rauschen einer problematischen Produktion umgab The Initiatives Versuch dieser Neuauflage – und jetzt zeigt Microsoft auf dem Xbox Showcase aus dem Nichts einen Trailer, der bei mir all die richtigen Knöpfe drückt.
Das Gezeigte ist meiner Meinung nach der richtige Weg, die Goldeneye-Formel in die Neuzeit zu holen. Es zeigte eine Joanna Dark, die mit Technik-Gadgets auf leisen Sohlen eine Anlage infiltriert, um einen vermeintlichen terroristischen Anschlag zu vereiteln. Sicher, im kollektiven Gaming-Gedächtnis sind die Rare-Action-Spiele als Ballertitel abgespeichert, aber tatsächlich machte es immer am meisten Spaß, sie so zu spielen, dass man möglichst lange unentdeckt blieb. Immer ging es auch darum, ein wenig selbst den optimalen Weg durch eine Mission zu suchen.
Super-Spion-Fantasy, so muss man es machen
Darum passen für mich vor allem Spionage-Tricks wie Hacking und Durch-die-Wand schauen bestens zum Thema. Sogar die Klettereinlagen und das Parkour sind im Grunde nur dazu da, den Bewegungsspielraum der Figur zu erweitern. Das könnte mehr Optionen für uns Spielende bedeuten – sofern das, was wir gesehen haben, nicht der einzige gangbare Weg durch den Level ist. Das liegt zwar auch im Bereich des Möglichen, würde mich aber wundern.
Überhaupt hat das Gesehene starke Immersive-Sim-Vibes. Deus Ex und Dishonored huschen einem durch den Kopf, aber auch meine langen Abende am N64, als ich feindliche Patrouillen in Perfect Dark grundsätzlich leise und ohne entdeckt zu werden ausschalten wollte, denn ein offenes Gefecht auf dem Schwierigkeitsgrad “Perfect Agent” war immer eine schlechte Idee. Je geheimer man sein Geheimagenten-Ding machte, desto befriedigender war es auch. Und das neue Perfect Dark scheint fest entschlossen, euch wieder diese Möglichkeiten zu geben.
Und es ist ja nicht so, dass das Geballer, als es am Ende des Trailers dann doch richtig laut wird, nicht trotzdem ziemlich cool aussah! Vor allem die Mobilität und der Einsatz der Umgebung im Zusammenspiel mit Joannas Technik-Arsenal – der Kopfschuss durch den Feuerlöschernebel war cool – machen Lust auf kreative Schießereien. Dazu der Twist, dass es sich mal wieder um ein Prequel handeln dürfte – dass Daniel Carrington zu Beginn als Ziel für Joannas Infiltration ausgeschrieben ist, sagt einem alles, was man dazu wissen muss – und die Enthüllung einer weltweiten Verschwörung… ja, so darf Perfect Dark sich gern zu uns Zukunftsmenschen in die Neuzeit gesellen.
Die eine Sache, die mir noch fehlt
Das Wichtigste, was ich jetzt wissen will – abseits der tatsächlichen Menge an Wege, die man durch die Einsätze nehmen kann –, ist, ob man die modulare Missionsstruktur der Rare-Shooter beibehalten hat? Für alle, die sie nicht (mehr) kennen: In Goldeneye und Perfect Dark wählte man für jede Mission zu Beginn den Schwierigkeitsgrad. Der beeinflusste dann nicht nur, wie damals (und oft auch heute noch) üblich, wie schwach ihr und wie stark die Gegner sind, sondern auch, welche Missionsziele ihr zu erreichen habt. Dementsprechend müsst ihr in den Levels andere Bereiche aufsuchen, was dann wieder eingefahrene Muster aufweicht und erlernte Missions-Strategien bisweilen hinfällig macht.
Ich liebte, wie viel Wiederspielwert sich dadurch ergab und wie befriedigend es sich anfühlte, jede Spielumgebung genau zu studieren. Ich bin mir bewusst, dass das nicht unbedingt heutigen Spielgewohnheiten entspricht, aber für mich ist dieser Aspekt fast der wichtigste an einer Neuauflage dieser Reihe. Alles andere wäre für mich nicht wirklich Perfect Dark. Sagt ihr mir, ob es fair ist, dass ich so viel daran hänge. Für mich ist das aber irgendwie nicht verhandelbar.
Ansonsten: Ja, ein Perfect Dark, das die bis dahin vorhandenen Freiheiten im Sinne der Agenten-Fantasie ein bisschen ausweitet, ist genau das, worauf ich Lust habe. Nachdem ich jahrelang nicht an dieses Spiel gedacht habe, ist es eine schöne Überraschung, es so entschlossen auftreten zu sehen. Ich bin sehr gespannt.