Persona 4 Arena Ultimax - Das Alter steht dem Anime-Turnier-Fighter gut
Die turbulenten Fights nun auf PlayStation, Xbox und Switch machen immer noch richtig gute Laune, die zähe Kampagne ist aber nur für Hardcore-Fans ein Genuss.
Es hat mehrere gute Gründe, warum ich meine grauen Gehirnzellen gar nicht so sehr anstrengen musste, um mich an den schon gut sieben Jahre alten Arcade-Klopper Persona 4 Arena Ultimax zu erinnern: Erstens, als Persona 3 und 4-Fan konnte ich mit meinen Lieblingsfiguren und deren Persona gegeneinander in kunterbunten und schön abgedrehten Fights antreten. Zweitens, das durchaus komplexe, aber für mich schnell zu erlernende Kampfsystem mit den zwei Knöpfen für leichte und schwere sowie zwei Knöpfen für ebenso leichte und schwere Persona-Attacken, hat mich lange bei der Stange gehalten.
Eigentlich wollte ich schon immer mal meine PS3 oder Xbox 360 vom Dachboden holen und wieder ein paar Runden spielen, aber wie das so ist, immer kommt was dazwischen. Erst, als kürzlich SEGA anlässlich des Re-Release für PS4, Nintendo Switch und Steam zu einem Event einlud und meine Kollegin Ana und ich standesgemäß in einem britischen Box-Club virtuell und real ein paar Kämpfe austragen durften, war mein Fighting-Fieber wieder ausgebrochen. Schaut euch unbedingt das verlinkte Video von Ana an, wenn ihr einige Impressionen von der Veranstaltung sowie dem Spiel sehen möchtet.
Ich habe mir also gleich Persona 4 Arena Ultimax auf PS5 heruntergeladen, um von den nahezu nicht vorhandenen Ladezeiten zu profitieren. Die Neuauflage des Prüglers ist ein absoluter Content-Gigant, in dem ihr sämtliche veröffentlichten Persona 4 Arena Ultimax-Inhalte in einem Komplettpaket bekommt. Obendrauf gibt es noch neue Spielfiguren, frische Soundeffekte, die Wahl zwischen japanischer oder englischer Sprachausgabe sowie einige Customizing-Optionen, mit denen ihr euren Lieblings-Fighter individuell anpasst. Das sieht alles richtig schick aus, auch wenn die zahlreichen Zwischensequenzen in niedriger Auflösung qualitativ aus der Rolle fallen.
Wenn ihr allerdings gleich Online-Matches spielen möchtet, dann solltet ihr wissen, dass erst für den Sommer ein Update mit einem Rollback-Netcode geplant ist. Aktuell kann es zu unangenehmen Verzögerungen kommen, was den Spaß beim Online-Kräftemessen dann doch trübt. Da ich aber eh ein Einzelkämpfer bin und mich lieber gegen KI-Kämpfer oder einen Freund oder Freundin direkt vor dem TV austobe, ist die Wartezeit für mich kein KO-Argument. Überhaupt stehen euch jede Menge Einzelspieler-Modi, wie Versus-, Arcade-, Punkteherausforderungs- oder der knackige Golden-Arena-Modus zur Verfügung, bei dem ihr eine Reihe Kämpfe absolviert, ohne dass sich eure Lebensenergie regeneriert. So kann ich wenigstens noch ordentlich trainieren, denn das tiefgreifende Kampfsystem erfordert nicht nur schnelle Reaktionen, sondern auch das Wissen, wie die zahlreichen Spezialattacken, Kombos und der mächtige Instakill im richtigen Augenblick ausgelöst werden.
Bei mehr als 20 Figuren - zu einem guten Teil auch in einer separaten Schatten-Version wählbar -, die allesamt über eigene Techniken und Specials verfügen, steht schon einiges an Lernarbeit und Übung an, bevor ihr den Sieg in allen Klassen davontragt. Außer ihr wählt den niedrigsten Schwierigkeitsgrad, dann ist es eine echte Kunst überhaupt einen Kampf zu verlieren. Versucht euch an der Einstellung „Riskant", wenn ihr da gegen die brutal aufspielende KI gewinnt, dürft ihr euch getrost auf die Schulter klopfen. Empfehlenswert ist definitiv der zwar etwas dröge gestaltete, aber sehr umfangreiche Trainings- und Lektionsmodus, der euch die Feinheiten des komplexen Gameplays aus Schlägen, Blocks und Sprüngen für jeden Recken anschaulich präsentiert. Gerade die mächtigen Persona-Attacken sind oftmals entscheidend und sichern euch den Sieg unter Umständen auch dann noch, wenn euer Lebensbalken schon hektisch rot blinkt.
Zusätzlich steht euch der sehr, sehr umfangreiche Story-Modus offen, in dem ihr die Hintergründe zu einem mysteriösen Mitternachtsturnier in der Schattenwelt aufdeckt und mehr zu den Beziehungen der zig Charaktere untereinander erfahrt. Verpackt wird das Ganze in Form einer Visual Novel mit Standbildern und reichlich Text. Selbst, wenn ihr nur jede zweite Zeile lest, braucht ihr eine gute halbe Stunde, bis endlich der erste Zweikampf beginnt. Hardcore-Persona-Fans werden die textlastige Story wohl mögen und wenn ihr euch komplett auf die Geschichte konzentrieren möchtet, dann lassen sich die Kämpfe per Knopfdruck auch automatisch absolvieren. Ihr braucht euch also nur eine Tüte Popcorn zu holen, den Gesprächen lauschen und Duellen zwischen Kapitän Ressentiment Yosuke Hanamura, dem unbezwingbaren Finsterwittchen Yukiko Amagi oder dem stählernen Möchtegernboss mit Schwesterkomplex Yu Naukami zuzuschauen. Und ja, die heißen wirklich so.
Spaß macht der schicke Anime-Klopper von Atlus und den BlazBlue- und Gulity Gear-Entwicklern Arc System Works auf jeden Fall auch heute noch: Die Animationen sind geschmeidig und das Kampfsystem mit genügen Finessen ausgestattet, dass dieses auch nach Wochen noch motiviert. Jetzt darf SEGA gerne noch ein Persona 5 Arena in Auftrag geben - ich würde es kaufen.