Skip to main content

Phil Ring plaudert über LEGO Marvel Super Heroes

Warum der Hulk Platz braucht, Helden nur im Team funktionieren und Pulp Fiction in LEGO-Form möglich wäre.

Wenn man es recht bedenkt, hat sich LEGO mit Marvels Helden und Schurken keinen Gefallen getan. Allein die 'Fantastischen Vier' umzusetzen, dürfte eine Herausforderung sein: Wie realisiert man Reed Richards' Gummiarme, den komplett brennenden Johnny Storm, die unsichtbare Susan Richards oder Ben - das Ding passt in keinen Bausatz - Grimm? Zum Glück gibt es einige erfolgreiche Kinofilme, an deren Design man sich hängen kann. Voilà, schon liegt eine überschaubare, aber schicke Kollektion Klotz-gewordener Superhelden in den Regalen.

Stellt sich die Frage: Hat LEGO Marvel Super Heroes von TT Games mehr zu bieten als Plastik-Versionen von Robert Downey Jr., Scarlett Johansson, Samuel L. Jackson, Jeremy Renner, Chris Hemsworth, Mark Ruffalo, Chris Evans, Hugh Jackman oder wer immer gerade den Spider-Man verkörpert? Vor allem: Welche Helden und Schurken abseits der Verfilmungen landen im Spiel?

Produzent Phil Ring von TT Games hielt sich zu diesem Punkt konsequent zurück, als ich mit ihm anlässlich der Presse-Vorstellung von LEGO Marvel Super Heroes in der französischen Zentrale von Warner Brothers sprach. Sonst plauderte der Entwickler aber locker aus dem Nähkästchen (vor allem in den letzten paar Interview-Minuten - aber dazu später mehr).

Nur als Team könnt ihr Aufgaben lösen - hier muss Spider-Man klettern, damit der Hulk eine Maschine bedienen kann.

"Wir haben die bisher in LEGO-Bausätzen veröffentlichten Figuren als Grundlage genommen, aber haben uns darüber hinaus immer wieder mit Marvel unterhalten, welche Charaktere noch im Spiel sein sollten. Wir bekamen zudem viel Feedback von den Fans, die bestimmte Helden und Schurken im Spiel sehen wollen. Unsere Liste umfasst mittlerweile hunderte Charaktere, doch wir können derzeit selbst noch nicht nicht sagen, wie viele und welche genau letztlich im Spiel landen. Das befindet sich alles noch im Fluss", führt der Producer aus. Also keine genauen Infos zur Besetzung?

Ausgehend von den Figuren, die LEGO bislang auf den Markt gebracht hat, darf man auf die komplette Entourage der Avengers-Verfilmung spekulieren (Captain America, Iron Man, Thor, Black Widow, Hulk, Hawkeye, Nick Fury, Loki und Schergen). Aus Spider-Mans Ecke gesellen sich neben dem Netzschwinger noch Venom und Dr. Octopus hinzu. Daneben gibt es Plastik-Versionen von Dr. Doom, Nova, Beetle, Iron Fist und J.J. Jameson. Aus den Klötzchen-Sets mit den X-Men kennt man Wolverine, Deadpool (Zum Glück nicht die Ryan-Reynolds-Fassung) und Magneto. Komplettiert wird das Ensemble aus den Protagonisten der dritten Iron-Man-Verfilmung: Pepper Pots, War Machine, Aldrich Killian und der Mandarin.

Superkräfte in Klötchen-Optik

Ob man bei der Umsetzung der Superkräfte im LEGO-Design an Grenzen gestoßen sei? Stichwort: Fantastische Vier? Überhaupt nicht, meint Ring. Das Team habe sich nicht nur an den Filmen orientiert, sondern sich selbst viele coole Manöver für die Helden und Schurken einfallen lassen. Dabei habe man auch die Design-Rosinen aus sämtlichen Comics des Marvel-Fundus herausgepickt.

Auch die Innen-Levels mussten größer sein, um flugfähigen Helden wie Iron Man genügend Platz zu lassen.

"Wir mussten allerdings die Levels bewusst größer designen, damit auch Riesen wie der Hulk genug Platz finden und Flugkräfte wie die von Iron Man zur Geltung kommen. Außerdem war die Bandbreite spielbarer Charaktere eine Herausforderung. Iron Man, Captain America, Hulk, Wolverine, Spider-Man und ihre Superkräfte müssen durch die Bank Spaß machen und cool aussehen", erklärt Ring.

Na also. Immerhin hat der Producer damit ein paar Helden aufgezählt. Meine nächste Frage zielt indirekt in dieselbe Richtung. Die Hintergrundstory von LEGO Marvel Super Heroes handelt vom Silver Surfer, dessen Brett in tausende Teile zerbrochen sei. Diese mächtigen Fragmente, 'Cosmic Bricks' genannt, müssen die Helden nun einsammeln, bevor es die Schurken tun. Doch was wäre der Silver Surfer ohne Galactus? Werden wir also dem rosa gerüsteten Verschlinger der Welten persönlich gegenüber treten?

Ring muss sich bei der Frage sichtlich bremsen. So leicht will er sich nicht verplappern: "Tja. Der Silver Surfer deutet etwas in der Richtung an, nicht wahr? Aber ich will nicht zu viel von der Story verraten, außer dass es einige aufregende Schauplätze und Charaktere zu sehen geben wird und wir demnächst mehr verraten", lautet die lakonische Antwort des Entwicklers.

Wasser verträgt der Sandmann nicht - das wissen Hulk und Spider-Man zu nutzen.

Und warum sind Superhelden generell derzeit so beliebt bei Computerspiele- und Filmemachern? Für Ring vor allem eine Frage der Technik. Im Comicbuch hätten die Superkräfte schon immer beeindruckend ausgesehen, doch auf der Leinwand und auch auf der Spielehardware habe man erst jetzt die Möglichkeit, die Effekte in Szene zu setzen. Flugmechaniken im Spiel erfordern zum Beispiel größere Level und so weiter.

Was sind bislang Rings Lieblingsfiguren, abseits der großen Namen (ein weiterer Versuch, Licht ins Helden-Repertoire zu bringen)? "Kann ich leider nicht laut sagen, aber wir hören hinter verschlossenen Türen immer wieder die Frage, ob es nicht dieser oder jener Charakter ins Spiel schaffen könnte, worauf wir antworten: Ist schon drin! Die Leute werden überrascht sein", bleibt der Producer geheimnisvoll.

Tja. Konkreteres ließ sich leider nicht herausfinden. Ob nun Doctor Strange, Vision, Wanda, Mar-Vell, Namor oder Thanos, Mysterio, M.O.D.O.K, Schocker und Geier einen Gastauftritt in LEGO-Gestalt absolvieren? Mal abwarten.

Heldenalltag: Prügelei, Puzzles und Meta-Humor

Die gezeigten Spielszenen während des Events hinterließen nichtsdestotrotz einen tollen Eindruck. Ring spielte eine frühe Xbox-360-Fassung, die sich optisch in Details wie der höheren Partikelzahl und der Levelgröße von den bisherigen LEGO-Versoftungen abhebt. Ring war zunächst im Team als Iron Man und Hulk in New York unterwegs und wechselte per Tastendruck beliebig zwischen den beiden Helden. Auf ihrem (linearen) Weg zum ersten Zwischenboss (Abomination) und Endgegner (Sandman) prügelt sich Hulk erwartungsgemäß brachial durch Sandmans Schergen, stampft auf den Boden, wirft mit Autos, erzeugt durch Klatschen Druckwellen und zerbröselt Hindernisse. Iron Man hingegen fliegt und blastert Feinden aus der Luft eines auf den Pelz. Seine Rüstung soll sich im Spielverlauf weiter entwickeln und dadurch neue Attacken hinzu kommen.

Der Hulk darf sich jederzeit in Bruce Banner verwandeln und umgekehrt. Der Wissenschaftler kann aus zerdepperten LEGO-Bauten neue Modelle herstellen.

Wer so aussieht muss grimmig gucken: Abomination ist Hulks Erzfeind.

Viel interessanter als die Prügeleien waren freilich die Puzzles: Wände aus Sand waren zunächst nicht zu überwinden. Erst nachdem Iron Man per Raketeneinsatz einen Hydranten sprengte und der Sand durch Wasser klumpig wurde, konnte Hulk das Hindernis beseitigen. Als später Spider-Man das Trio komplettierte, wurden die Rätsel ausgefuchster: Mit seinem Netz hilft die Spinne dem Hulk auf höher gelegene Plattformen (nein, hochspringen geht irgendwie nicht), wo der grüne Riese dann schwere Apparate bewegen kann (nein, Peter Parker ist offenbar nicht stark genug). Im Bosskampf gegen Sandman musste man nach dem üblichen Dreier-Schema verschiedene Strategien und Helden geschickt miteinander kombinieren. Erinnert spontan an ein Lost Vikings mit Marvelfiguren und dürfte - trotz insgesamt kindgerechter Puzzles - interessant zu spielen sein. Damit der Titel allen Altersschichten gleichermaßen gefällt, testet TT Games die Level und Rätsel übrigens sowohl mit erwachsenen Spielern als auch mit Kindern, erzählt Ring. So wisse man ziemlich genau, ob der Nachwuchs den Titel genauso witzig, cool und zugänglich findet wie die Comic-verrückten Eltern.

Ein interessantes Detail bezüglich der typischen LEGO-Puzzels: Der Hulk darf sich jederzeit in Bruce Banner verwandeln und umgekehrt. Der Wissenschaftler kann aus zerdepperten LEGO-Bauten neue Modelle herstellen. Auch in LEGO Marvel Super Heroes ist das ein wichtiges Spiel-Element. Ob nun Bruce Banner, Peter Parker oder Tony Stark: Sie alle müssen nicht nur zerstören, sondern auch (vorgegebene) Modelle aufbauen. Hulk hingegen scheitere an solchen Denksport-Aufgaben und bastele nur sinnloses Zeug, kommentiert Ring. Typischer TT-Games-Humor, der übrigens während der Präsentation für regelmäßige Lacher sorgt.

Das Publikum gluckst vor Geek-Freude, wenn über Hulks Haupt ein Sandbrocken zerbröselt und sich das Gammastrahlenmonster wie ein Hund schüttelt. Oder wenn der grüne Riese während seines (putzig albernen) Faustkampfs mit seinem Erzfeind Abomination plötzlich dessen Arm packt und in der typischen "Warum-schlägst-du-dich-selbst" Manier dem Fiesewicht ein blaues Auge verpasst. Nicht minder komisch sind Tony Starks regelmäßige Kommentare, in denen er betont beiläufig mit seinem Barvermögen protzt. Ein Comic-Fan muss das LEGO Marvel Super Heroes allein deshalb lieben, weil es einfach wunderbar bekloppt aussieht, wenn ein LEGO-Spider-Man trotz steifer Plastikglieder wie das Original im Spagat von der Decke hängt und dann akrobatisch mit zig Salti und Schrauben zu Boden wirbelt. Kurzum, offensichtlich gelingt den Machern die Gratwanderung zwischen kindgerechtem Witz und erwachsenem (Meta-)Humor.

LEGO Marvel Super Heroes - TV-Trailer

Meta-Humor. Ein schönes Stichwort für ein paar Abschlussfragen an Phil Ring: Welchen Franchises könnten sich LEGO und TT Games als nächstes zuwenden? Vielleicht mal ein Spiel nur für Erwachsene? Da muss der Producer schmunzeln: "Uns fragen tatsächlich viele Leute nach bestimmten Filmen und Reihen. Kinder wollen ihre Lieblingsserien in einem LEGO-Spiel sehen, Ben 10 oder ähnliches. Sogar Erwachsene kommen auf uns zu. Da reichen die Vorschläge von Reservoir Dogs und Pulp Fiction bis hin zu Aliens."

Auch eine Literatur-Umsetzung sei kein Tabu. LEGO-Shakespeare? Warum nicht: "Wir könnten ja mal ein LEGO-Hamlet machen. Aber als schwarzweiße Pantomimen-Fassung, ohne Synchronsprecher", witzelt Ring. Das sei das Tolle an der Zusammenarbeit mit LEGO: Der Umgang miteinander sei offen, außerdem kenne kenne jeder die Klötzchen und die Möglichkeiten seien schier unbegrenzt. Auch Ring habe schon immer gern mit den Plastiksteinen gespielt, wie er gesteht. "Ich besitze viele echte Modelle. Aktuell wartet daheim ein großer R2-D2 aus LEGO Star Wars darauf, zusammengebaut zu werden."

Schon gelesen?