Pirates of the Black Cove, Sword of the Stars 2, Sengoku, Supreme Ruler: Cold War
Paradox Interactives Pre-E3 Showcase
Mit den Spielen von Paradox ist wirklich nicht zu spaßen. Der schwedische Publisher veröffentlicht keinen verweichlichten Mainstream-Mist, sondern echte Strategie-Brocken, an denen sich Otto-Normal-Spieler die Zähne ausbeißen. Wer ein Hearts of Iron bezwingen will, muss richtig tief in die Materie einsteigen. Tagelang seine Fähigkeiten gegen die blitzgescheite KI trainieren, um am Ende nach Stunden eine einzige Partie zu beenden. Doch die Fangemeinde geht oft noch einen Schritt weiter. Mit viel Liebe zum Detail machen sie Verbesserungsvorschälge oder liefern im Team sogar aufwändige Modifikationen ab. Es sind die Hardcore-Gamer, die Paradox seit Jahren erfolgreich mit Titeln wie Hearts of Iron bedient. Nur ab und an wird mit leichteren Titeln wie Magicka und Mount & Blade etwas für normale Strategie-Fans geboten. Doch selbst diese Produkte sind kein Zuckerschlecken und erfordern eine Menge Köpfchen und einen leichten Hang zum Masochismus.
Deshalb war es kaum verwunderlich, dass auch ein Großteil des diesjährigen E3-Programms, das es vorab in London zu sehen gab, die Haupt-Zielgruppe bedient. Besonders Supreme Ruler: Cold War, aber auch Sengoku sind hochkomplexe Spiele, die im ersten Fall gleich den kompletten Kalten Krieg samt Atomangriffen simulieren und beim Japan-Ausflug die Komplexität eines Shogun 2 locker in die Tasche stecken. Die drei Strategie-Titel Crusader Kings 2, Naval War: Arctic Circle und King Arthur 2 gibt es übrigens erst direkt auf der Messe zu sehen. Dazu zu einem späteren Zeitpunkt mehr.
Überrascht hat mich nur ein Titel: Pirates of the Black Cove liefert im Gegensatz zu den anderen Spielen nicht nur eine einigermaßen zeitgemäße Grafik, sondern richtet sich auch an Durchschnittsspieler mit Hang zu Piraten-Games. Mein persönlicher Favorit, wenn es dann mal fertig ist: Sword of the Stars 2. Ein echtes 4X-Weltraum-Strategietitel mit hübschen Raumschiffen und eine anspruchsvollen, aber nicht überladenen Gameplay. Aber lest selbst.
Sword of the Stars 2: Lords of Winter
Ich gebe zu, ich habe den ersten Teil nicht gespielt. Die Produktseite hat mich bei Steam zwar schon mehrmals angelächelt, aber die doch recht simple Grafik schreckte mich jedes Mal ab. Zum Glück kommt der zweite Teil mit seiner frischen Grafik-Engine deutlich moderner daher, auch wenn es erneut nicht gelingt, die immer noch hervorragende Grafik von Homeworld 2 zu schlagen. Ja, es gibt hier mehr Effekte, aber in puncto Raumschiff-Design hat Relic damals einen Benchmark gesetzt, die bis noch heute ungeschlagen ist. Doch für einen Independent-4X-Titel sieht das doch schon gar nicht so schlecht aus.
Wie bei allen Titeln geht es direkt im eigenen Sonnensystem los. Im so genannten Fusions-Zeitalter. Es gibt erste Raumschiffe und ihr könnt in der frei drehbaren Karte Planeten zur Kolonisierung auswählen. Langsam baut ihr so euer eigenes Reich auf, steckt Geld in die Forschung und baut selbst entworfene Raumschiffe. Im Gegensatz zu Master of Orion liegt der Schwerpunkt aber klar auf kriegerischen Auseinandersetzungen. Wirtschaft spielt praktisch keine Rolle. Ihr habt ein Einkommen und verteilt es auf Produktion und Forschung. Hier geht es vor allem ums Kämpfen. Diplomatie wird nur genutzt, um sich gemeinsam gegen einen mächtigen Feind zu verbünden.
Die spielerischen Unterschiede zwischen Teil 1 und 2 scheinen eher kosmetischer Natur zu sein. Eine neue Rasse, neue Raumschiffe und Forschungsergebnisse, aber nichts aufregendes oder gar bahnbrechendes. Immerhin gibt es eine neue Storyline rund um eine alte Rasse, die nach neuer Macht strebt. Sonst werden die rundenbasierten Gefechte, die ihr jederzeit durch einen Knopfdruck unterbrechen könnt, wie gehabt in Echtzeit ausgetragen. Ihr nehmt nach und nach Sonnensysteme ein und bekriegt euch mit euren Nachbarn.
Alleine optisch macht das Spiel einen gewaltigen Sprung nach vorne. Schade, dass die Pre-Alpha-Fassung die ganze Zeit abstürzte. Entsprechend schwer ist es, einen ersten Eindruck zu vermitteln. Unterm Strich wohl ein würdiger Nachfolger, der das solide Game-Design mit moderner Grafik aufhübscht und nur bei der Bedienung noch Fragen aufwarf. Das dreidimensionale Universum sah zwar todschick aus, aber war für meinen Geschmack noch zu unübersichtlich.
Sword of the Stars 2: Lords of Winter erscheint im 3. Quartal 2011 für PC