Planet der Affen: Survival - Filmkritik
Affentheater mal nicht als Beleidigung, letzter Akt.
Regie: Matt Reeves
Buch: Mark Bomback, Matt Reeves
Darsteller: Andy Serkis, Woody Harrelson, Steve Zahn, Amiah Miller
Jetzt gebt Serkis schon endlich den Goldjungen!
Machen wir uns nichts vor: Diese Prequel-Trilogie zum Charlton-Heston-Klassiker ist deutlich besser ausgefallen, als man je zu hoffen gewagt hatte. Eigentlich hätte es sie nicht gebraucht - ein Tatbestand, dessen man viele nachgereichte, aber vorgelagerte Erzählungen bezichtigt. Immerhin weiß man ohnehin, wie es ausgeht, und wenn Alien Covenant zuletzt eines bewies, dann dass bestimmte Fragen einfach interessanter sind, wenn man innerlich selbst um Antworten ringt.
Planet der Affen machte trotzdem eine gute Evolution durch, gefiel durch gut eine gut entwickelte Vorgeschichte und trotz Quarantäne-Logiklöchern (Teil eins) und eines fortwährenden Nihilismus, wenn es um die Überlebensfähigkeit der Menschheit im Angesicht einer globalen Krise geht (Teil zwei), überraschend gut. Vor allem, weil sich die Filme so stabil an Andy Serkis' und WETA-Digitals Leistung hängen konnten, die Affen um Anführer Caesar zu glaubwürdigen Protagonisten zu machen. So wirklich die große Liebe wurde es zwischen mir und diesen sehenswerten Filmen trotzdem nie, was sich, so viel vorweg, auch mit Teil drei nicht ändert.
Der Film selbst kann wenig dafür, vieles davon ist subjektives Empfinden, denn am Handwerk und der Technik liegt es nicht. Serkis gibt zum dritten Mal alles und die Effektabteilung hält seinem nuancierten, kraftvollen Spiel durchweg stand. Es würde mich nicht wundern, wenn er sich endlich über eine längst verdiente Oscar-Nominierung freuen dürfte. Aber so sehr das alles auch imponiert und Technik hin, Schauspiel her: Das Uncanny Valley ist bei einem Affen, der sich wie ein Mensch verhält, gewissermaßen fest eingebaut. Mein Hirn signalisiert mir jedes Mal, wenn er spricht: "Das hier ist nicht echt", obwohl WETA makellose Arbeit liefert. Das wird nirgends deutlicher als im Kontrast mit den anderen Affen, die sich nur über Zeichensprache verständigen, wie dem Orang-Utan Maurice oder den zahlreicheren Gorillas. Allesamt perfekte Illusionen, von echten Tieren nicht zu unterscheiden.
Und so kommt es wohl, dass ich emotional immer auf Armlänge blieb, während dieser Film Serkis' Caesar direkt zu Beginn eine starke Motivation gibt, in einem "Ape-on-a-mission"-Western auf die Jagd nach einem derangierten Colonel zu gehen (Woody Harrelson im etwas zu bequemen Colonel-Kurtz-Modus). Gut unterhalten war ich trotzdem die fast zweieinhalb Stunden hindurch, auch wenn ich dem Film das eine oder andere Plot-Element übelnahm. Die überbordenden Heilandsmetaphern und KZ-Gleichnisse im hinteren Drittel zum Beispiel. Oder von den Protagonisten geschmiedete Pläne, die nur deshalb nicht scheitern, weil die "Bösen" wiederholt in den richtigen Momenten nicht nach oben, unten oder hinten schauen.
Wenn man sich trotzdem darauf einlässt, ist man bei einem der hoffnungsloseren Endzeitfilme dabei, der mit Schauwerten auch abseits der tollen Primateneffekte nicht geizt, und wird Zeuge, dass auch dieser "Krieg um den Planeten der Affen", wie der Film im Original heißt (übrigens eines der wenigen Male, dass der "Deutsche" Titel es mit "Survival" besser trifft), nicht unter Affen und Menschen ausgefochten wird, sondern zwischen den Resten unserer eigenen Gesellschaft. Das ist nicht neu oder gar überraschend, wenn man sich die letzte Einstellung des Originals vor Augen hält, aber in dieser Form perfekt gemacht. Wer jetzt noch darauf gewartet hatte, dass sich der Fokus zurück auf die Menschen verschiebt, hat die letzten beiden Teile verpennt. Dieser Film gehört, wie auch der Planet in der Chronologie dieses Universums, längst unseren haarigen Cousins.
Einen Lichtblick gibt es aufseiten der Menschen dennoch: Das kleine, stumme Mädchen, das die Truppe Affen während ihrer Mission aufgabelt, hätte einen so bierernsten Film komplett entgleisen lassen können. Tatsächlich spiegelt sie den Affen jedoch eine Menschlichkeit zurück, die den verrohten Militärs Harrelsons längst abgegangen ist, ohne die Hoffnungslosigkeit dieser Zukunftsvision auch nur eine Nuance aufzuhellen. Dem Rest wünscht man aber, dass sie schnellstens ihr längst gebuchtes Ticket in die Hölle stempeln mögen, was wiederum vielleicht das größte Versäumnis dieses Films ist. Harrelsons Apocalypse-Now-Hommage und seine allzu offensichtliche 08/15-Rechtfertigung für seine Taten karikiert die Menschen in Teil drei fast schon zu Schnurrbart-zwirbelnden Zeichentrickbösewichten. Die allzu klare Schwarz-Weiß-Zeichnung dieses Konfliktes hätte ich mir etwas feiner schattiert gewünscht, wenn man denn schon weiß, worauf es hinausläuft.
Nun denn, gelohnt hat es sich trotzdem irgendwie, auch wenn das zentrale Drama mich wegen des unterschwelligen Unbehagens über eine Kreatur, die es so nicht geben sollte, irgendwie kalt gelassen hat. Denjenigen unter euch, denen das nicht so geht, dürfte der Film stärker an die Nieren gehen, und darum beneide ich euch ein bisschen. Als Ende dieser Trilogie ist er dennoch gelungen, greift Themen und Motive der Vorgänger sicher auf und besticht selbst in seiner Freudlosigkeit noch als visuell faszinierendes Experiment. Auch wenn die neuen Filme mutiger sind, weil sie sich auf die Affenseite der Geschichte stellen, bleibt das Original trotz der Gummigesichter der mit Abstand spannendste und interessanteste Teil der Reihe.