Planet of Lana im Test: Ein sonniges Inside?
Draußen scheint die Sonne.
Nachdem Somerville letzten November nicht alles war, was man sich davon gewünscht hatte – immerhin war es der erste Titel des neuen Studios vom Playdead-Gründer Dino Patti (Limbo, Inside) – ruhten die Hoffnungen von Fans dieser Sorte langsamer Puzzle-Platformer auf Planet of Lana. Mit wortlos erzählter Geschichte und einladender, sonniger Art-Direction zog seine Demo auf dem Steam Next Fest viele Spieler mühelos auf seinen fernen Planeten. Und jetzt ist es auch schon hier.
Vorweg möchte ich gleich anmerken: Wo Somerville sich fummelig anfühlte, seine Spielenden nicht smart genug durch die Geschichte führte und sich erzählerisch verzettelte, gelingt Planet of Lana durchweg so gut wie alles, was es probiert. Gleichzeitig packte mich das Spiel dennoch zu keiner Sekunde so feste wie die Klassiker dieses Genres. Seine Welt ist nicht exotisch und fremd genug, die Puzzles zu vertraut und die Bedrohung jagte mir zu keiner Sekunde wirklich Angst ein. Es ist ein gutes Spiel, frei von Fehlern beinahe – und doch wenig mehr als zweieinhalb Abende nette Unterhaltung, an die wir nächstes Jahr um diese Zeit vermutlich eher verschwommene Erinnerungen haben werden.
Die Geschichte bleibt, wie so oft in dieser Art stetig von links nach rechts ablaufendem Hüpf-Abenteuer, eher vage. Ein von Menschen besiedeltes Dorf auf einem Planeten mit einfacher Lebensweise wird von Maschinen überfallen, die die Bewohner verschleppen. Lana bleibt als einzige frei und macht sich auf den Weg, ihre beste Freundin zu retten. Natürlich bekommt sie einen niedlichen Sidekick zur Seite, ein nachtschwarzes, kugeliges Katzenwesen, dessen Name ich aus dem Alien-Blabla als “Mui” herausgehört habe, das im Verlauf der fünf Stunden langen Geschichte kräftig in die Puzzles eingebunden wird.
So weit, so vertraut. Dennoch blieb meine Verbindung zu diesen Figuren arg an der Oberfläche. Klar, Mui ist ganz niedlich, wenngleich er in Sachen Animationen nie wirklich aus den Bewegungsschemata eines durchschnittlichen Platformer-Sprites ausbricht. Aber Lanas Fokussierung auf exakt eine Person, anstatt ihr komplettes Dorf befreien zu wollen, wirkt ebenfalls ein wenig befremdlich. Natürlich ist es nachvollziehbar, sich gegen die Maschinen auflehnen zu wollen, aber weil wir nie so richtig sehen, was genau auf dem Spiel steht, mangelt es der Reise über weite Strecken an Spannung.
Das liegt auch daran, dass die Puzzles und ihre Lösungen häufig so offensichtlich sind, dass schnell Gamer-Instinkte die Kontrolle übernehmen und mir wenig anderes bleibt, als die Lösung durchexerzieren. Lasst etwa Mui, der nicht schwimmen kann, einen Wasserpegel senken, um Lana zu einem Holzstamm steuern zu können, den sie zu ihm herüberzieht. Lasst die Fluten wieder steigen, um dann den vollgelaufenen Graben zusammen zu überqueren. Solche Dinge hat man in seiner Spielerlaufbahn schon Hunderte Male gemacht und es wird in Planet of Lanas Höhlen und Dschungeln nicht aufregender.
So läuft das mit der überwiegenden Mehrheit der Puzzles hier. Das Spiel remixt seine wenigen interaktiven Elemente zu oft, als dass sie als durchweg interessante Hindernisse taugen würden. Hier parkt ihr Mui mal auf einem Schaltfeld, um eine Plattform auszufahren, und stellt Lana dann auf ein Gegenstück auf der anderen Seite, um wiederum Mui den Weg zu ebnen. Ihr passt die einfachen Routen von Monstern, Robotern oder fliegenden Drohnen so ab, dass sie euch nicht sehen können. Duckt euch ins hohe Gras und lockt Biester zu einem Mäuseloch, durch das Mui sich kurz zeigt, um dann Lana in seinem Rücken vorbeischleichen zu lassen. Oder lasst Mui Schalter betätigen, um Türen zu öffnen, oder Seile von einer Anhöhe herabwerfen, damit ihr hinterher klettern könnt. Das meiste ist arg prosaisch.
Die Momente, in denen das Spiel diese durchweg etwas bequem wirkenden Abläufe aufbricht, sind die besten im ganzen Spiel. Die, in denen ihr einen Code entschlüsseln müsst oder eine atemlose Quick-Time-Event-Jagd gen Ende. Das letzte Kapitel zieht in Sachen Tempo und Intensität tatsächlich an. Etwas zu spät, dafür aber gehörig und bringt sich überdies für ein paar “Soundtrack-des-Jahres” Nominierungen in Position.
Ich beneide wirklich niemanden, der ein solches Spiel designen muss. Es ist ein schmaler Grat zwischen “zu schwer” und “zu einfach”. Werden die Puzzles zu knifflig, gerät der Spiel- und Erzählfluss auf eine Weise ins Stocken, die das gesamte Erlebnis gefährdet. Wird es zu einfach, kommt man schnell an den Punkt, an dem die Daumen die Kontrolle übernehmen und es sich ein wenig wie Arbeit anfühlt. Keine anstrengende Arbeit, aber eben auch etwas, das nicht wirklich anregend wirkt und das man hinter sich bringt, weil man eben muss. Diesen Punkt erreicht Lana ein paar mal zu oft.
Wer mag, kauft Planet of Lana bei Steam oder auf GOG.com oder im Epic Game Store
Planet of Lana Test – Fazit:
Und doch ist Planet of Lana für Freunde und Freundinnen dieser Art eskapistischer Reise-Abenteuer definitiv einen Blick wert. Auch wenn mir die Puzzles wie automatisiert von der Hand gingen: Wirklich etwas falsch machte Wishfully bei der Umsetzung nicht. Die Technik ist makellos, optisch ist das Spiel ein Traum und die Stimmung zieht ordentlich rein in diese fremde Welt, auch wenn die gerne etwas desorientierender, außerirdischer hätte sein dürfen. Egal: sowohl Lana als auch ihr kniehoher Begleiter Mui tragen das Herz am rechten Fleck. Einmal im Jahr ist die Zeit einfach reif für ein Spiel dieser Art, deren Figuren Problemlösung nicht mit Kampfmechaniken verwechselt, und sich einfach nur wünscht, alle würden in Frieden miteinander leben. Bei so viel Gutherzigkeit kann man einfach nicht anders, als den Weg bis zum Ende mitzugehen. Dauert ja nicht lang.
Planet of Lana | |
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PRO | CONTRA |
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