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Planet Zoo - Test: Die schönsten Tiere in diesem Business!

Füttern erlaubt!

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Trotz flachen Managements fast ein rundum-glücklich Zoo-Simulator: Tolle Tiere treffen auf hohe Individualisierung und hilfreiche Lesbarkeit

Jurassic World Evolution (Test) war zu seinem Erscheinen eine meiner großen persönlichen Tragödien des letzten Jahres. Selten klafften erster Eindruck und letztendliches Spielerlebnis so weit auseinander wie hier. Traumhafte Saurier, guter und übersichtlicher Aufbau, irrsinnig schöne Technik - ich konnte anfangs kaum glauben, dass ich endlich meinen eigenen Dino-Park realisieren durfte.

Spätestens auf der dritten Insel war dann aber klar, dass dieses Spiel weder den Atem noch die Ideen hatte, länger als für einen Durchlauf zu motivieren. Zu gleichförmig jeder neue Park, zu wiederholungsanfällig die allgemeinen Abläufe, zu steril und identisch sahen meine Kreationen mit der Zeit aus - und dann immer wieder die nervigen Ausbrüche meiner Echsen! Das Spiel strapazierte die Geduld und lockte im Grunde nur mit seinen Stars durch das Erlebnis. Gut also, das nicht ganz eineinhalb Jahre später Planet Zoo bei aller nicht zu leugnender Verwandtschaft fast nur die richtigen Lehren aus Jurassic World zog.

Das Auge spielt mit: Auch wenn die Bedürfnisbalken sich auch ohne kreative Hintergedanken in den Optimalbereich verschieben lassen, bringt man das doch nicht übers Herz. Man fühlt sich diesen Tieren verpflichtet.

Zugegebenermaßen hatte ich auch den einen oder anderen Flashback dorthin, vor allem zu Beginn, als meine ersten Gehversuche als Zoowärter noch an Tierquälerei grenzten. Ständig war Aufruhr im Park, weil ich früh allzu gefährliche Tiere in Gehege sperrte, die nicht für sie geeignet waren und dann zu Ausbrüchen und - klaro - Panik führten. Aber auch wenn das Spiel in diesen Szenen Jurassic World sehr ähnelte, entstand in Planet Zoo nie eine vergleichbare Missstandsspirale aus Unzufriedenheit und sich immer wiederholender Ausbrüche samt ritualisiertem Wieder-einfangen. Auch weil das Parkpersonal wirklich gut darin ist, etwaige ungewollte Freigänger wieder einzufangen. Also ja: Der erste Eindruck täuschte: Planet Zoo ist am Ende doch sein eigenes Ding - und ein deutlich besseres Spiel als die Dinosaurier-Parksimulation.


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Besonders bestechend ist, was für einen seltsamen Spagat Planet Zoo aus seliger Entspannung und immer gerade noch knapp genug an Arbeit vorbeischrammender virtueller Vollbeschäftigung schlägt. In einem Moment schaut man den Babyelefanten wie hypnotisiert beim Spielen mit dem riesigen Wasserball zu, den man gerade im Käfig platzierte, da macht einen das HUD auch schon darauf aufmerksam, dass bei den Salzwasserkrokodilen und den Lemuren die Gehegeansprüche der Tiere nicht auch nur ansatzweise erfüllt sind. Klick auf den unzufriedenen Bewohner und die umfassenden Wohlbefindendiagramme ausgeklappt und schon bekommt man auf mehreren Reitern fein säuberlich aufgedröselt, was nicht stimmt.

Die Community bastelt schon reichlich neue Anlagen und Gebäude für den Steam-Workshop, die man dann in seine eigenen Parks übernehmen darf.

Auch die Balkendiagramme, die anzeigen, was schiefläuft, kennt man aus Jurassic World. Aber da die Konsequenzen unzufriedener Attraktionen nicht annähernd so drastisch sind, passt man deutlich entspannter das Verhältnis von Erde, Stein sowie langem und kurzem Gras auf dem Gehegeboden an, tauscht Teile der Bepflanzung gegen Exemplare aus dem richtigen Biom und schaut, ob die Unterkunft und Beschäftigungsmöglichkeiten ansonsten zu wünschen übriglassen. Und - und hier kommt der große, gigantische Unterschied zu Jurassic World Evolution: Man fühlt sich sehr viel freier und kreativer. Man modelliert Felshöhlen für seine Grizzlys, steckt für die Lemuren Klettergerüste flexibel aus diversen Bauteilen zusammen und bastelt in einem etwas fummeligen, aber wahnsinnig mächtigen Baumenü wunderbare eigene Gebäude und Verzierungen zusammen.

Es macht wahnsinnig viel Spaß in jedes einzelne Gehege endlose Zeit für Verschönerungen zu stecken, um seinen Bewohnern ein möglichst attraktives und individuelles Zuhause zu schenken. Das geht so weit, bis man sich fragt, ob die drei Stunden, die man gerade in das Erdferkel-Gehege samt Schlafhöhle gesteckt hat, nicht vielleicht doch ein wenig Overkill waren, wenn der eigene Tierpark seinen Besuchern gerade einmal drei verschiedene Spezies zu bieten hat. (Antwort: Waren sie nicht!). Der wahnsinnig hohe Schaufaktor - diese Tiere sind der Knaller - und die große Freiheit und Flexibilität bei der Gestaltung ihrer Behausungen sind zusammen mit der guten Lesbarkeit von Problemen wahnsinnig fesselnd.

Friss das, The Last of Us!

Cool ist auch, dass die Tiere innerhalb einer Spezies sehr viel mehr Varianz kennen. Es gibt unterschiedliche Größen, Abweichungen bei den Fellzeichnungen und - wenn man ihr Menü aufklappt - auch Unterschiede an der Güte des genetischen Materials, was bei der Zucht der Tiere zum Tragen kommt, die wiederum auch Teile der Wirtschaft befeuert. Denn seht ihr: In Planet Zoo gibt es zwei Währungen: Geld und Naturschutzpunkte. Und mit Letzteren kauft ihr euch das richtig gute Zeug. Verdienen könnt ihr diese "Conservation Credits" hauptsächlich, indem ihr euch für die Arterhaltung einsetzt, was dadurch geschieht, dass ihr Zootiere vermehrt und zurück in die Wildnis entlasst, was wiederum eine schöne Zuchtkomponente für den guten Zweck in das Management mit einfließen lässt.

Auch steigert ihr dadurch natürlich nach und nach die Qualität eurer Attraktionen, denn die besten Gene werfen natürlich die schönsten Tiere ab und das wiederum macht euren Zoo besser, weil attraktiver. Hat man den Dreh raus, merkt man dadurch schnell, dass der Teil der Wirtschaft, der mit der Bedürfnisbefriedigung der menschlichen Gäste zu tun hat, irgendwann zum Selbstläufer wird, was ambitionierte Manager vermutlich unterfordern dürfte. Ab einem gewissen Punkt gerät man finanziell einfach nicht mehr in Schieflage, auch dann nicht, wenn Tierschützer demonstrieren, weil das Pandagehege ein wenig zu überschaubar geplant war und eure Zuchtbemühungen plötzlich in einer Überbevölkerung resultierten. Aber gut, seine tierischen Bewohner bei Wind und (spektakulär aussehendem) Wetter und in verschiedenen Klimazonen bei Laune zu halten, das ist schon fordernd genug.

Das Parkpersonal ist genügsam und mit wenigen Ausnahmen sehr effizient.

Es macht ehrlich gesagt nichts, dass das Platzieren von Pfaden und Gehegezäunen beide auf ihre Art nicht optimal gelöst sind, der Franchise- und Herausforderungsmodus sich abgesehen von der Online-Komponente in ersterem (mit anderen Spielern Tiere tauschen und so etwas) wenig unterscheiden und dass der Karrieremodus mit seinem Dutzend-Missionen in wahnsinnig spektakulären, vorgefertigten Parks eher ein Abtörner ist, weil man euch direkt Schöpfungen vorsetzt, die man selbst vermutlich nie auf die Reihe bekommen wird. Das Kern-Gameplay ist einfach so robust und vielschichtig, dass man hier unfassbar leicht die Zeit vergisst. Und die Tiere tun dann ihr übriges, dass man diese Zeit, egal wie verschwenderisch man damit umging, anschließend als gut investiert empfindet.

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Denn so stressig es werden kann, wenn der Zoo wächst und wächst und die Bedürfnisse der verschiedenen Spezies bei aller lobenswerter Skalen- und Heatmap-gestützter Benutzerführung langsam, aber sicher unübersichtlich werden: Wenn man diesen Tieren dabei zuschaut, wie sie ihr irre lebendiges Ding machen, wird einem einfach warm ums Herz. Lange vergisst man, der zahlenden Kundschaft die gleiche Liebe zukommen zu lassen wie den felligen, schuppigen, fedrigen Biestern und das Spiel spiegelt das mit einer Ökonomie wieder, die ihrerseits nur dann interessant ist, wenn es um die Tiere geht. Aber irgendwann findet man sich trotzdem um halb Zwei Uhr nachts vor dem Rechner wieder und ertappt sich dabei, wie man auf der Aussichtsplattform über dem gemischten afrikanischen Steppengehege einen Pavillon aus Einzelteilen zusammenzimmert, der nur dafür da ist, den Besuchern diese einmalige Zoo-Erinnerung schön einzurahmen. Selten hat diese Sorte Aufbauspiel so viel Herz wie hier.


Entwickler/Publisher: Frontier Developments - Erscheint für: PC - Preis: ca. 45 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch - Mikrotransaktionen: Nein, aber DLC Tierpakete


PC-Spiele testen wir auf Lenovo Legion PCs und Laptops, die uns von Lenovo zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt wurden. Hier erfahrt ihr mehr über Gaming-Laptops 2019 im Allgemeinen und hier geht es zur Website von Lenovo Legion Gaming.

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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