Plants vs. Zombies: Garden Warfare 2 - Test
Rosies Übermacht ist vorbei (Update).
Update (14.03.2016): Mittlerweile hat PopCap per Patch nachgebessert und sich dabei vor allem dem übermächtigen Rosie-Charakter gewidmet. Während Rosie zuvor noch eine absolute Tötungsmaschine war, die den Zombie-Spielern mit ihrer Überlegenheit den Spielspaß raubte, füllt sie nun ihre Unterstützter-Rolle wie vorgesehen aus.
Die Änderungen betreffen vor allem die Zielsuch-Fähigkeit ihrer Geschosse, mit denen sie vor dem Patch selbst auf größere Distanz absolut tödlich war. Nun ist sie über größere Entfernungen hinweg eher ineffektiv, zudem müsst ihr das Ziel im Visier halten, um mehr Treffer zu landen. Das bedeutet, dass nun weit mehr Schüsse danebengehen, als dass zuvor der Fall war. Im Nahkampf kann Rosie nach wie vor recht effektiv sein, wenn ihr es schafft, euer Ziel anzuvisieren, aber die Tage der übermächtigen Rosie sind zum Glück vorbei.
Hinzu kommt, dass ihre Gesundheit und die Feuerrate der Disteln leicht verringert wurde und die Feuer- beziehungsweise Eis-Varianten des Charakters werden verlangsamt, wenn sie ihre Waffe laden, was sie in dem Moment ebenfalls verwundbarer macht. Die Anpassungen an Rosie wirken sich natürlich auch auf den Rest des Balancings aus. So, wie es jetzt ist, funktioniert das Gameplay, die Teams sind weitestgehend ausgeglichen. Ob es perfekt ist? Nun, ist jemals irgendein Balancing wirklich perfekt? Kleinigkeiten hat jeder hier und da zu bemängeln, aber wie gesagt: Im Großen und Ganzen funktioniert Garden Warfare 2 jetzt sehr gut. Euer Spielerlebnis hängt selbstverständlich immer stark von den Mitspielern ab, welche Klassen sie wählen, wie gut sie sie beherrschen und ob sie damit das Aufgebot des Gegners kontern können, aber es gibt nun nicht mehr diesen einen Charakter, der alles andere in den Schatten stellt.
PopCap hat sich ein bisschen Zeit gelassen, aber nun läuft Garden Warfare 2 endlich so, wie es eigentlich sein sollte. Dank der wieder in die richtigen Bahnen gerückten Balance kehrt der Spielspaß auf Seiten der Zombies zurück und sie haben nun öfter die Chance, Matches für sich zu entscheiden. Nach dem Patch habe ich das selbst oft genug erlebt und es ist eine echte Erleichterung, nicht mehr im Sekundentakt von was weiß ich wie vielen Rosies auseinandergenommen zu werden, ohne irgendetwas dagegen tun zu können. So macht Garden Warfare 2 dann richtig Spaß und verdient sich als Gesamtpaket somit auch eine Empfehlung.
Update (26.02.2016): Inzwischen konnte ich zahlreiche Runden im Livebetrieb spielen und da sich so ziemlich bestätigt hat, was sich in den ersten paar Runden andeutete, hier jetzt also das Upgrade dieses umfangreichen Eindrucks zu einem Test. Weiter unten findet ihr den ursprünglichen Text, an dessen Gültigkeit sich (leider) gar nichts geändert hat.
Ich bin mittlerweile doch eher enttäuscht. In den letzten Tagen habe ich mir viele Meinungen zum Spiel durchgelesen und immer wieder vernommen, dass Rosie eigentlich so, wie sie sich in der Beta präsentierte, ganz gut spielbar war. Es spricht ja nichts gegen Anpassungen am Balancing auf Basis des Beta-Feedbacks, aber dass ein einzelner Charakter im Zuge dessen derart übermächtig werden kann, sollte PopCap eigentlich auffallen. Und dass man drei Tage nach dem US-Release noch immer nicht darauf reagiert hat, ist umso unverständlicher.
Es ist wie gesagt keine subtile Überlegenheit von Rosie, sondern eine ziemlich offensichtliche, was sich leider mit jedem weiteren gespielten Match zeigt. Zwei Rosies im Pflanzenteam machen vielleicht noch nicht den riesigen Unterschied aus, aber wenn es drei, vier oder mehr sind - und das war früher oder später leider fast immer der Fall -, sehen die Zombies schlicht kein Land mehr, vor allem wenn an engen Passagen gekämpft wird. Teilweise bleibt einem als Zombie gar nicht mal mehr die Zeit, vernünftig zu reagieren, wenn man von zwei, drei Rosies und ihren zielsuchenden, schnell feuernden Geschossen unter Beschuss genommen wird. Und nein, ihr könnt euch leider nicht darauf verlassen, dass eure Pflanzengegner so fair sind und sich nur auf maximal zwei Rosies beschränken. Es hat einen guten Grund, dass derzeit immer mal wieder Zombiespieler zwischendrin die Matches verlassen.
Es ist eine mittelgroße Katastrophe, die das gesamte Balancing zum jetzigen Zeitpunkt zumindest in den größeren Team-Modi stark beeinflusst. In den kooperativen Spielvarianten, im normalen Deathmatch oder im Singleplayer-Bereich wirkt es sich weniger stark aus, aber es ist dringend nötig, dass PopCap handelt, um nicht etwaige Käufer zu verschrecken oder zur Rückgabe des Spiels zu bewegen. Und das wäre schade, denn ansonsten ist Garden Warfare 2 eigentlich ein ziemlich guter und umfangreicher Multiplayer-Titel, der sehr gute Voraussetzungen für langfristige Motivation mit sich bringt, nämlich diverse abwechslungsreiche Spielmodi, massenhaft Charaktervarianten und unzähliges Zeug zum Freischalten. So leid es tut, aber wenn ihr also mit einem Kauf geliebäugelt habt: Wartet lieber noch, bis PopCap endlich tätig wird und die Horden von Rosies einfängt.
"Vorab-Test" vom 25.2.2016:
Es könnte eigentlich alles so schön sein. Im Ersteindruck von letzter Woche habe ich anhand einiger weniger gespielter Matches bereits erklärt, dass Garden Warfare 2 nach einer rundum verbesserten Fortsetzung aussieht. Was sich aber erst jetzt nach diversen weiteren Spielstunden abgezeichnet hat, ist, dass das Balancing aktuell derart verkorkst ist, dass die Multiplayer-Partien zumindest aufseiten der Zombies wenig bis gar keinen Spaß machen.
Ich gehe mal davon aus, dass PopCap das hoffentlich möglichst bald korrigieren wird, aber bis dahin kann ich Garden Warfare 2 nicht empfehlen. Für das Ungleichgewicht verantwortlich ist der Pflanzencharakter Rosie, derzeit die Definition von „overpowered". Sie bewegt sich schneller als viele andere Charaktere, kann Schüsse in schneller Folge abgeben, die sich sogar noch in Richtung des Ziels bewegen und es verfolgen, und verfügt obendrein noch über starke Spezialfähigkeiten. Die Eisversion von Rosie kann Gegner sogar für mehrere Sekunden an Ort und Stelle festfrieren, macht sie somit zum wehrlosen Opfer.
Was bei ein oder zwei davon noch nicht zu einem riesigen Problem wird, macht spätestens dann absolut keinen Spaß mehr, wenn das halbe Gegnerteam oder mehr Rosie spielt - dann seht ihr als Zombie kein Land mehr. Ehrlich gesagt ist es mir unerklärlich, wie man ein solch gravierendes Balancing-Problem im Vorfeld übersehen konnte. Überhaupt scheinen die Pflanzen derzeit allgemein etwas mehr Vorteile zu haben, wobei das Rosie-Problem am gravierendsten ist und einen vernünftigen Eindruck schwierig macht, da sich Rosies derzeitige Stärke auf das gesamte Multiplayer-Gameplay auswirkt. Eine Anpassung ist jedenfalls definitiv nötig.
Leider überschattet das alles derzeit den ziemlich gelungenen Rest des Spiels, das sich als würdige, an den richtigen Stellen erweiterte Fortsetzung präsentiert. Garden Ops, wo ihr gegen KI-Gegnerwellen antretet, und die Zombievariante davon sind zum Beispiel ebenfalls mit dabei, hier wirkt sich das alles weniger stark auf den Spielspaß aus, da ihr ja kooperativ gegen den Feind antretet.
Die primäre Multiplayer-Variante in Garden Warfare 2 heißt Turf Takeover. Hier kombiniert man das aus dem Vorgänger bekannte Gardens and Graveyards mit einer neuen Variante, in der die Pflanzen die Rolle der Angreifer übernehmen. Insgesamt gibt es zwölf Maps mit unterschiedenen Themengebieten, wodurch vor allem optische Abwechslung geboten wird, zum Beispiel durch eine ägyptisch angehauchte Tempelregion oder eine verschneite Landschaft. Darüber hinaus strotzen die Maps vor Details, bieten viele Wege und Möglichkeiten, sich zu verstecken, Deckung zu suchen oder Gegnern in den Rücken zu fallen.
Es ist zugleich der taktischste Spielmodus in Garden Warfare 2. Hier kommen die einzelnen Charakterklassen wirklich zum Tragen und das Teamwork ist von entscheidender Bedeutung. Ihr müsst koordiniert den Feind zurückdrängen und nach und nach mehrere Kontrollpunkte erobern, wobei ihr wiederum unter Zeitdruck steht und jeweils nur ein paar Minuten habt. Aber das macht es umso spannender, wenn ihr zum Beispiel buchstäblich in letzter Sekunde noch einen Punkt erobert oder gerade so verteidigen könnt - das löste schon im Vorgänger ein sehr befriedigendes Erfolgsgefühl aus und ist hier nicht anders. Zum Schluss gibt es immer noch eine spezielle Aufgabe zu absolvieren. Beispielsweise müsst ihr auf einer Map mehrere Schalter aktivieren, auf einer anderen bewegen sich beide Teams am Ende gemeinsam auf einer Art Flippertisch und müssen Kugeln, von denen es in den letzten Minuten immer mehr gibt, in das gegnerische Loch befördern, um Punkte zu erzielen - und nebenbei noch auf sich schießen. Ein herrliches Durcheinander, in dem man aber das eigentliche Ziel nie aus den Augen verlieren sollte.
Wie gesagt kommt es dabei auf die richtige Mischung an. Soll heißen: Eigentlich sollte keine Charakterklasse übermächtig sein und im Vorgänger hat das recht gut funktioniert, sodass man üblicherweise alle immer auf dem Schlachtfeld antraf. Es gibt die „normalen" Soldaten, die Heiler, die Supporter und Allrounder, jetzt eben noch ein paar mehr. Da macht es alleine schon Spaß, die einzelnen Charaktere, ihre Varianten und Eigenheiten kennenzulernen und so herauszufinden, welche Klasse am besten zu euch passt. Dass ihr dabei massenhaft Items zur Individualisierung freischaltet, spornt ebenfalls an. Garden Warfare 2 hat in dem Punkt wie auch schon der erste Teil weit mehr Optionen zu bieten als vergleichbare EA-Titel wie Star Wars: Battlefront oder Titanfall. Für eine lange Zeit werdet ihr immer etwas zum Freischalten haben und wenn es so läuft wie beim Vorgänger, kommt über die kostenlosen Content-Updates später noch mal eine Menge hinzu.
Abseits dessen sind auch weitere Spielmodi wieder mit dabei: Vanquish oder Vanquish Confirmed, Gnome Bomb (ihr müsst explosive Zwerge finden und in der Basis des Gegners zur Explosion bringen), Suburbination (erobert und haltet drei Punkte), während ihr in Fußmatte relativ unbeschwert spielen und experimentieren könnt. Letzten Endes dürfte sich der Großteil der Spieler aber wohl eher auf Turf Takeover konzentrieren.
Übrigens: Während der Vorgänger noch zu einem günstigeren Preis angeboten wurde - nicht ganz Budget, aber eben auch nicht Vollpreis -, verlangt Garden Warfare 2 diesmal nach dem vollen Preis. Stellt sich also schlussendlich die Frage: Ist es das wert? Grundsätzlich schon, PopCap hat hier ein ziemlich umfangreiches Paket geschnürt, das euch von Single- über Multiplayer bis hin zu Koop und Splitscreen sowie Langzeitmotivation viel zu bieten hat, was am Ende den Preis rechtfertigt. Eine Empfehlung würde es derzeit nur aufgrund der massiven Balancing-Probleme nicht bekommen. Löst man die zufriedenstellend - am liebsten eher gestern als morgen -, steht einem unterhaltsamen, langfristig motivierenden Spielvergnügen nichts mehr im Weg.