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Plants vs. Zombies

Braaains, Braaains

Scheisse, 4.27 Uhr. Dabei muss ich morgen um 9 Uhr raus. Schon wieder 4 Stunden in Plants vs. Zombies gesteckt. Das Mistspiel – im positiven Sinne – entpuppt sich als absoluter Geheimtipp. Anfangs war mir diese Tower Defence-Variante als WarCraft 3-Veteran ja zu simpel. Doch auch nach dem ca. 4-5 Stunden langen Adventure-Part bietet der Titel eine Spieltiefe, die man einem solchen „Casual“-Game gar nicht zutraut. Und das für schlappe 10 Euro.

Allein die „Story“ des Spiels ist für einige Lacher gut. Die Zombie-Apokalypse ist ausgebrochen und Ihr habt Euch in Eurem Haus verbarrikadiert. Damit die Hirn-Fresser Euch nicht ans Leder gehen, gilt es, Eure Abwehr-Pflanzen richtig zu positionieren und so das untote Volk in seine Einzelteile zu zerlegen. Wie Abwehrpflanzen? Ja, das fuchsige Grünzeug, das bei Euch in den Töpfen verwelkt, ist hier Eure beste Waffe. Unterstützt vom durchgeknallten Nachbarn Dave und seinem Kofferraumshop, geht es der Horde mit Bohnen-spuckenden Topfpflanzen, bösartigen Kürbissen, Stachel-Gras, Wallnuss-Mauern und fleischfressenden Orchideen ans Leder.

Auf jeder von fünf sauber gemähten Bahnen kommen Euch Zombies entgegen. Einfache Varianten sind mit wenigen Treffern Geschichte, doch das eigentlich hirnlose Pack stellt sich gar nicht so dämlich ein. Flink setzt sich die verweste Horde Eimer, Verkehrszeichen oder Football-Helme auf den Kopf, um sich vor Euren Attacken zu schützen. Viele Leichensäcke behalten sogar nach dem Tod ihre Fähigkeiten. So klettert der Hausmeister-Zombie mit seiner Leiter geschickt über Hindernisse, der Tunnelgräber räumt das Feld von hinten auf und der King of Pop himself, Michael Jackson, lässt unter Thriller-Beats untote Tänzer wiederauferstehen.

Sollte doch einmal ein Zombie durchkommen, düsen die Rasenmäher (links) herbei.

Um diesen unterschiedlichen Bedrohungen Herr zu werden, müsst Ihr Eure Pflanzen wie angesprochen taktisch geschickt auf den Lauf- und Schwimmwegen platzieren. Um zum Beispiel den ganzen Spezialzombies ihre Utensilien zu klauen, lohnt sich ein Magnet-Pilz. Dieser ist aber eigentlich nur nachtaktiv, weshalb Ihr bei Tageslicht eine Aufweckbohne in Eure Pflanzenslots aufnehmen müsst. Maximal 10 Pflanzen (6 zu Beginn, zusätzliche via Shopeinkauf) könnt Ihr bei jeder Karte mitnehmen. Wer nicht gut taktiert, muss neu starten.

Wer wie meine werte Kollegin Tanja oder ich genug Tower Defense-Erfahrung mitbringt, wird das Abenteuer trotzdem in einem Rutsch durchspielen. Und das ohne große Anstrengung. Aber keine Sorge: Auch nach der Kampagne geht es unterhaltsam weiter. Um an die Pflanzen zu kommen, müsst Ihr zunächst Sonnenenergie einsammeln. Dies geschieht über zwei unterschiedliche Generatoren - Sonnenblumen, scheint die Sonne; entsprechende Pilze in der Nacht - und bei Tag auch direkt durch unser Muttergestirn. Um die Sache spannender zu gestalten, wechselt mit jeder Welt die Spielumgebung. Greifen die Zombies anfangs auf dem Rasen vor Eurem Haus auf, wechseln sie nach erfolgreicher Abwehr auf die Rückseite, wo sich in mitten von 6 Bahnen auch ein Pool befindet. Statt dämlich im Wasser zu ertrinken, legt die Moder-Truppe geschickt Schwimmreifen um und plantscht mit gruseligem Stöhnen in Richtung Ufer.

Nachts müsst Ihr mit weniger Sonnen-Energie, mit Nebel und absoluter Dunkelheit klar kommen, dafür wachsen hier Pilze, die recht billig für fliegende Leichenteile sorgen. Zum letzten Gefecht kommt es dann auf Eurem Dach. Wenige Platzierungsmöglichkeiten und ein eingeschränktes Schussfeld verlangen Eurem strategischen Denken einiges ab. Gekrönt wird das Ganze mit einem gigantischen Roboter-Zombie, der seinen Job als Endgegner hervorragend erledigt und mich durch einen fiesen Trick zu meinem einzigen Restart zwang. Aber wie gesagt: Nach dem Ende der Karriere ist noch lange nicht Schluss. Satte 20 Mini-Games, 20 spezielle Puzzle, bei denen Ihr auch in die Rolle der Zombies schlüpfen könnt, ein anspruchsvoller Survival-Mode und ein Zen-Pflanzen-Garten beschäftigen Euch noch einmal für viele, viele Stunden.

Der Herr der Zombies!

Auch optisch zeigt das Casual-Game Klasse. Grafik, Animationen und Design sind vorzüglich. Die süße Zombiehorde und die hundsgemeinen Pflanzen sorgen immer wieder für einige gute Lacher. Satte 26 Zombies , 40 Kampf-Pflanzen und diverse Upgrades markieren einen taktischen Umfang, dem man diesem Titel gar nicht zutraut. Für nahezu jede Situation gibt es viele unterschiedliche Taktiken. Jede kann, muss aber nicht zum Erfolg führen. Lediglich ein Multiplayer-Modus wird schmerzlich vermisst, aber angesichts des günstigen Preises kann man hier ein Auge zudrücken.

Ganz ehrlich? Nach den ersten Stündchen wollte ich dem Titel nur eine 7 geben. Zu einfach, zu wenig Möglichkeiten, fast langweilig. Doch das Spiel steigerte sich von Karte zu Karte. Der Adventure-Modus ist zwar eindeutig zu leicht für jene von uns, die sich dem Tower Defense-Subgenre mit Herz und Niere verschrieben haben, und obendrein fehlt mir der Multiplayer der WarCraft 3-Varianten, doch der Umfang des Titels ist für den Preis wirklich unglaublich. Ob Zen-Garten, Zombie-Attacke oder Survival-Modus, jeder Abschnitt entpuppt sich als durchdacht und äußerst spaßig. Damit hat mich Entwickler Pop Cap wirklich überrascht und mir zum wiederholten Male den Schlaf geraubt. Nach dem ähnlich genialen Peggles, dem Frauen-kompatiblen Bejeweled und Kugel-Wahnsinn Zuma liefern die Casual-Meister aber nun ihr Meisterwerk ab. Nicht nur Zombie-Fans sollten für schlappe 10 Euro zuschlagen. Aber Vorsicht: Suchtgefahr.

Plants vs. Zombies ist über Steam für Euren PC erhältlich. Für schlappe 9,99 Euro!

9 / 10

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