Alt+F40: PlayStation Plus und Game Pass sind wichtiger denn je – Spiele sollten kein Luxusgut sein
Folge 51: Und Wolfenstein 2 ist auch 5 Jahre später irre gut.
Einen wunderschönen Freitag zusammen! Wie laufen eure Urlaubsvorbereitungen so? Für uns geht es erst einmal Ende Juli eine Woche nach Dänemark. Das erste Mal zelten mit Kindern – und für meine Frau und mich das erste Mal seit gut sechs Jahren. Ich bin gespannt, wann sie uns vom Gelände werfen, denn mit zwei Kids, die insgesamt gerade sieben Jahre alt sind, wird es schonmal lauter und das auch zu eher unchristlichen Zeiten.
Nachdem die Bestätigung vom Campingplatz auf Fünen ankam, wurde erst einmal ein Probeaufbau des alten Zeltes gemacht, das wir vor gut sieben oder acht Jahren zum Glück groß genug gekauft hatten. Wir hatten es zuletzt verliehen und ich war nicht sicher, in welchem Zustand sich das gute Stück befinden würde. Also meinen Erstgeborenen in die Pflicht genommen und dank seiner Hilfe hat es nur eineinhalb Stunden gedauert, bis das Zelt stand (reguläre Aufbauzeit: 15 Minuten). Ich war gespannt, wie die Kinder auf das Teil reagieren würden – extrem gut, wie sich herausstellte. Sie spielten den Rest des Tages darin und sauten es richtig schön ein von innen.
Wird interessant, zu sehen, wie es wird, wenn man nicht mal eben einen randvollen Vorratsschrank aufmachen kann, um spontan Ausweich-Mittagessenoption Nummer 3b zu kochen, weil einem der beiden die Textur der Dosensuppe nicht gefällt. Wie sind eure Camping-Erfahrungen (und Tipps), wenn man mit Kindern unterwegs ist?
Inhalt
Letzte Ausgabe verpasst? Hier gehts zu Folge 50 von Alt+F40: Warum ich Dragon’s Dogma liebe und mir beim ersten Mariospielen mit meinem Sohn die Knie schlotterten
Game Pass und PS Plus retten vielleicht nicht die Games, aber viele Spieler
Heute fasse ich mich kurz, was nicht bedeutet, dass das Filetstück dieser Ausgabe mir weniger am Herzen läge. Aber in diesem Fall ist jedes Wort zu viel eines, das vom Kern ablenkt. Also aufgepasst!
In Zeiten, in denen sich die Weltlage so drastisch ändert, dass der relative Wohlstand ganzer Nationen neu ausgewürfelt wird, sollte man seine Perspektiven hinterfragen. Zum Beispiel die hier: Ist es so wichtig, ob sich ein All-you-can-eat-Buffet der Videospiele, wie der Game Pass eines ist, auf lange Sicht eher positiv oder negativ auf dieses Medium auswirkt? Für mich ist in der aktuellen Lage klar: Die Menschen sind wichtiger. Und wer in Zeiten wie diesen den Gürtel enger schnallen muss, sollte nicht zwischen einer geheizten Wohnung oder einem neuen Videospiel entscheiden müssen. Hier kann der Game Pass oder auch ein Dienst wie PlayStation Plus Extra (wenngleich abzüglich neuer First-Party-Titel seitens Sony) eine unermesslich wichtige Rolle spielen.
Ich weiß, der Krypto-Sozialist in mir kommt mal wieder überdeutlich zum Vorschein. Aber in letzter Zeit reagiere ich immer allergischer auf die Neinsager, die dem Game Pass eine wie auch immer geartete Verwässerung dieses Hobbys vorwerfen. Denn letzten Endes ist das Hobby nur so gut, wie die Menschen, die ihm nachgehen. Und je mehr Leute sich den Zugang zu aktuellen Spielen leisten können, umso besser. Das ist angesichts des Anbieters – ausgerechnet Mega-Konzern Microsoft – nicht gerade intuitiv: Aber etwas wie der Game Pass leistet aktuell einen großen Beitrag zur Demokratisierung dieses verspielten Lebensstils, weil mehr Spielerinnen und Spieler daran teilhaben können.
Machen wir uns nichts vor: So gut wie jeder Haushalt wird nächstes Jahr um diese Zeit vor Energie und Heizkostennachzahlungen im vierstelligen Euro-Bereich stehen. Es haben schon Leute für weniger ihr Hobby aufgeben müssen. Also reden wir nicht eine der Maßnahmen kaputt, die nicht gerade wenigen Leuten noch die Tür zu diesem Medium offenhalten. Denn das ist privilegiertes Gatekeeping unterster Kanone.
Und ja, auch ich mache mir Gedanken, ob der Game Pass nicht eventuell auch das Design der Spiele mit der Zeit verändern wird. Von der Verfeuerung cooler Knalleffekte in der Story direkt am Anfang, um den Spieler schneller am Haken zu haben bis hin zu aggressiverer sekundärer Monetarisierung ist da einiges denkbar. Aber letzten Endes ist es wichtiger, dass Spiele durch diese neue Art, sich Zugang zu ihnen zu verschaffen, nicht länger ein Luxusgut für Leute sind, die es sich leisten können.
Das Wichtigste der Woche, KW 27/2022, Alex Edition
In der Rotation: Mir gefällt Ms Marvel weiterhin sehr gut, allerdings tut es gerade das, was alle Marvel-Serien machen, und legt auf den letzten zwei Folgen einen gehetzten Turbo ein. Ich bin nicht sicher, woran es liegt, dass die MCU-Filme bei ungleich geringerer Laufzeit nie so "schnell, schnell, schnell" wirken wie die Serien. Das war jetzt alles ein bisschen plötzlich und einige Effekte unerklärlich tief aus der CG-Mottenkiste gezogen, während bestimmte Phänomene viel zu wenig Erklärung fanden. Zum Glück ist mit den Charakteren weiterhin alles in bester Ordnung. Diese Serie bekommt es tatsächlich hin, dass man etwas fühlt.
Das gilt natürlich auch für Barry, bei dem ich mittlerweile in der zweiten Staffel angekommen bin. Beim Hauptcharakter bin ich mittlerweile mindestens genauso zwiegespalten wie eins bei Walter White, fast sogar noch ein wenig mehr. Nur, dass Barry noch mehr auf Comedy zielt, und dann darauf setzt, dass einem die Lacher quer im Halse stecken bleiben. Zum Finale von The Boys werde ich an anderer Stelle noch etwas schreiben. Spielerisch habe ich die Tage wieder mehr Hunt: Showdown im Quickplay gedaddelt, das einfach nicht alt werden will.
Musiktipp der Woche: Testament – D.N.R. Im Vorbeigehen eine Sekunde zu lange auf das Plakat vom Reload Festival geschaut – und schon hatte ich große Lust, mal wieder auf ein Metal-Festival zu gehen. Warum steht eine so einflussreiche Thrash-Band wie Testament eigentlich so klein und so weit unten auf dem Poster? Ich muss leider sagen, dass mich die meisten modernen Spielarten dieser Musik mittlerweile schwer anöden. Aber alle paar Monate packt es mich mal und ich muss ein paar alte Kamellen wieder anhören, wie eben jetzt DNR von der Formation um Chef-Reibeisen Chuck Billy. Der Track wischt auch heute noch mit vielen jüngeren Bands schlimm den Boden auf. Schön wildes Erkennungsriff der Gitarreros und treibende Schlagzeugarbeit von Dave Lombardo. Nach dem Motto, "wer schneller spielt, hat schneller Pause", ist es nach 3:32 Minuten breitem Grinsen auch schon wieder vorbei. Viel zu viele Metal-Bands verwechseln heute ausladende Intros und übertrieben verschachtelte Songstrukturen mit Anspruch. Testament sind keine davon. So, jetzt hab' ich es hinter mir und ich kann mich wieder Postrock, Indie und Arthouse-Liebesliedern zuwenden.
Höhepunkte der Woche: Ich schrieb ja letzte Woche schon, dass die erste Videospiel-Session mit meinem Sohn so mittelmäßig verlief, weil der Pro Controller der Switch zu groß und der Joycon zu asymmetrisch ist. Er wusste schlicht nicht so genau, wie er ihn halten sollte. Also habe ich ihm diese Woche seinen ersten eigenen Controller gekauft: einen PowerA Nano. Der ist irrsinnig klein und scheint ein guter Griff gewesen zu sein. Die zweite Runde steht noch aus, aber er nimmt ihn direkt richtig in die Hand. Mehr, wenn wir ihn ausprobiert haben. Ansonsten habe ich Wolfenstein 2 The New Colossus noch einmal gestartet, das erste Mal in der internationalen Version, mit den Originalsprechern und ohne "Regime". Heiliger Bimbam – was für eine Eröffnung!
Das Spiel ist trotz seiner mittlerweile fünf Jahre auf dem Buckel maximal gut gealtert, rennt auf dem neuen PC mit 300 Bildern pro Sekunde und was für Performances und was für ein gutes Buch hier drinstecken, spottet jeder Beschreibung. Ich bin nicht ganz sicher, was bei Youngblood schiefgelaufen ist – das war schon ein ziemliches Sammelsurium –, doch ich habe diesen wilden, aber seltsamerweise funktionierenden Mix aus Drama und Exploitation-Gewaltorgie sehr vermisst. Wolfenstein 2 gelingt es immer wieder, mich auf dem falschen Fuß zu erwischen – und ich habe die Komplettlösung geschrieben! Das sollte eigentlich nicht möglich sein. Ich hoffe, dass es für die Reihe irgendwie bei Machine Games weitergeht. Und wenn nicht: Schade, aber das hier ist eines, das die Zeit gut überdauern wird!
Mittelpunkt (!?) der Woche: Nachdem sich die Elektriker ewig haben bitten lassen – ein Rückruf ist wohl auch nach der dritten Nachfrage beim ständig indisponierten Zuständigen zu viel verlangt –, sind am Mittwoch auf einen Schlag vier Steckdosen auf einmal über den Jordan gegangen. Das Gute daran, wir haben spontan einen Elektriker gefunden, der sich des Problems der alten Leitungen annehmen wird. Sobald wir mit den Kindern im Urlaub sind – Ende Juli – wird das in unserer Abwesenheit umgesetzt. Tut gut, dass endlich etwas passiert.
Tiefpunkt der Woche: Ich mag ja Dune Spice Wars von Shiro Games ziemlich gern. Dennoch verstehe ich jeden, der gern ein klassisches Echtzeitstrategiespiel im Dune-Universum gesehen hätte. Eine Fortsetzung von Westwoods Wegbereiter Dune 2 gewissermaßen. Indie Entwickler Glyph Worlds will genau das machen und eigentlich standen die Zeichen ganz gut: Der Name ist toll – Barkhan ist eine halbmondförmige Düne, kapiert? – und der Rest einfach eins zu eins von der Vorlage übernommen. Aber die Steam-Demo hat so einige Schwächen, die die Vorfreude auf das trüben, was schon nächsten Februar zu kaufen sein soll.
Die Technik ist altbacken (geschenkt!) und die Art Direction maximal spartanisch und wahnsinnig blockig. Die weiteste Kameraperspektive ist viel zu nah dran, die Sandwürmer sind so blitzschnell, dass sie von Tremors geliehen sein müssen. Sie vernichten alles, was auch nur daran denkt, den Sand zu betreten, binnen Sekunden, ohne dass man reagieren könnte. Und man kann den Bau von Dingen zwar in Auftrag geben, ihn aber nicht abbrechen, mit dem Resultat, dass ich in meinem zweiten Anlauf einmal 25 Erzsammler in Auftrag gab. Schade, die Musik ist toll und das Design der "Sandschlangen" ist mehr als annehmbar. Ich denke, dieses Spiel könnte noch die Kurve kriegen, aber die Demo tut ihm keinen Gefallen. Ich behalte es mit einem Auge im Blick, denn eigentlich habe ich große Lust auf ein neues RTS-Dune...