PlayStation VR2 Spiele im Test - Star Wars, Schwertkampf und ein virtuelles Brettspiel unter die Lupe genommen
Aufbruch ins Spieleparadies?
Heute ist es so weit! PlayStation VR2 öffnet die Tore zu neuen virtuellen Welten – und das sind mit über 40 gar nicht mal wenige. Klar, fast alle konnte man auf anderen Plattformen schon besuchen, dafür ist das Lineup gerade für VR-Einsteiger und Spieler, die nur auf Konsole unterwegs sind, sehr umfangreich. Und immerhin befinden sich unter den Starttiteln auch das exklusive Horizon Call of the Mountain sowie die VR-Version von Gran Turismo 7.
Das ist auch der Grund, weshalb wir nicht jeden Titel in voller Länge besprechen können, obwohl es natürlich immer Ausnahmen wie das exzellente Thumper gibt. Um euch trotzdem einen Überblick darüber zu verschaffen, womit ihr euch unter eurer neuen Kopfhaube demnächst die Zeit vertreiben könnt, werde ich einige der Starttitel in Kurztests vorstellen. Und da geht es zunächst mal in eine sehr berühmte, wenn auch sehr, sehr weit entfernte Galaxie.
Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge – Enhanced Edition - PlayStation VR2
Hach, schön! Aus dem Fenster einer kleinen Bar direkt auf den Hangar zu schauen, in dem der Millennium Falcon geparkt steht, das hat schon was. Anschließend habe ich eine Runde Dart mit im Kreis drehenden Zielscheiben gespielt, bevor ich mir die Schlagstöcke eines Drum Kits geschnappt und – nun, ja – Alle meine Entchen zum Besten gegeben habe. Anschließend noch die Jukebox repariert, einen Song ausgewählt und mit dem Barkeeper unterhalten… Man kann hier keine Konversation initiieren oder per Multiple-Choice mit jemandem reden. Aber weil Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge das alles so lebendig inszeniert, habe ich einfach in echt auf die Geschichten reagiert, die er mir erzählt hat.
Nun spielt sich das eigentliche Abenteuer auf Missionen ab, in denen man mit dem Blaster, Lasergeweht oder -Schrotflinte gegen bekannte Kreaturen und neue Bösewichte kämpft. Man geht in Deckung, wechselt per Jet-Pack die Position, um aus größerer Höhe anzugreifen, oder duckt sich, wenn mal wieder ein unerwarteter Gegner mit gezogener Waffe plötzlich vor einem steht. Das sind coole Momente, wenn man dann in letzter Sekunde nach unten ausweicht, noch schnell die Waffe nachlädt (offiziell abkühlt, aber es sind klassische Nachladebewegungen) und dann selbst den entscheidenden Kopftreffer landet!
Außerdem sammelt man Remote-Droids (an einer dieser schwebenden, mit Lasern bestückten Kugeln hat Luke auf dem Weg nach Alderaan das Spüren der Macht geübt), die im Kampf als autonome Helfer herumfliegen, nutzt ein Allzweck-Werkzeug zum Aufschrauben oder Aufschweißen von Schalt- und anderen Kästen, um in denen dann kleine Mechanismen zum Öffnen von Versorgungscontainern auszulösen. Dieses interaktive Eingreifen bekommt Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge – Enhanced Edition rundum gut hin!
Weil sich neben dem Werkzeug auch die Brusttasche mit dem Inventar sowie zwei Halfter in nächster Nähe befinden, greift man nur manchmal das falsche Objekt oder lässt aus Versehen eine Waffe fallen. Gerät man in Bedrängnis, ist es zudem ausgesprochen fummelig, erst weitere Droiden zu starten, dann das Erste-Hilfe-Spray einzusetzen, es wieder zurückzutun und vielleicht noch eine Granate zu schmeißen, um danach endlich wieder schießen zu können.
Dabei sind die eigentlichen Gefechte sich ständig wiederholende Ballereien in sehr überschaubaren Arenen, wo zu selten etwas Anderes passiert. In unterhaltsamen Sequenzen trifft man zwar auf bekannte Charaktere, alles in allem ist der Shooter aber auf Dauer ein wenig dünn und gleichförmig.
Star Wars: Tales from the Galaxy’s Edge – Enhanced Edition – Wertung: 7/10
Entwickler: ILMxLab - Genre: Shooter - Preis (UVP): knapp 40 Euro
REZ Infinite - PlayStation VR2
Hierzu muss ich sicherlich weniger schreiben als zu den meisten anderen Spielen. Wer es tatsächlich nicht kennt: REZ ist ein Klassiker der Rail-Shooter, bei denen man automatisch vorangezogen wird, während Gegner in verschiedener Zusammenstellung und ästhetisch animierte Bosse attackieren. Um sich dagegen zu wehren, zieht man das Fadenkreuz bei gehaltener Feuertaste über die gewünschten Ziele; beim Loslassen schießt man dann eine Salve auf alle aufgeschalteten Objekte.
Das Coole an der Umsetzung für PlayStation VR2: Man kann nicht nur mit dem Analogstick zielen, sondern auch mit den Sense-Controllern selbst sowie durch das Drehen des Kopfes und durch reines Anschauen mit den Augen. Weil die letzten drei Varianten um einiges schneller und präziser sind als die ursprüngliche Analogstick-Methode, ist es dabei schade, dass ein optionaler Schwierigkeitsgrad nicht daran angepasst wurde.
Bedauerlich auch, dass die vierte Variante mit dem Zielen per Blickrichtung nur mit zwei Einschränkungen funktioniert. Zum einen kann man sich nämlich nicht schon einen vorausschauenden Überblick verschaffen, während man anderswo Ziele anvisiert, und zum anderen reicht die Erkennung der Blickrichtung nicht über das gesamte Blickfeld – was für mich leider ständig die Immersion bricht und sich unbequem einschränkend anfühlt.
Seltsam finde ich auch die Menüführung, bei der man ausschließlich mit der X-Taste winzige Pfeiltasten anklicken muss. Aber gut, das spielt unterm Strich natürlich keine Rolle. Im Gegenzug gibt es ja auch in der Ausgabe für PlayStation VR2 den zusätzlichen, bereits mit früheren VR-Fassungen eingeführten Modus, bei dem man frei durch größere Arenen fliegen kann, in denen unterschiedliche Gegner herumstiefeln und -schweben.
Gleitet man dabei in der Nähe mehrerer Feinde umher, spielt besonders der Raumklang seine Stärken aus. Seid euch hier nur darüber gewahr, dass Kopf und Magen Drehungen in alle Richtungen vertragen müssen, was in VR nicht jedermanns Sache ist!
REZ Infinite – Wertung: 8/10
Entwickler: Enhance Games - Genre: Arcade-Shooter - Preis (UVP): knapp 30 Euro bzw. 10 Euro für das Upgrade einer vorhandenen PS4-Version
What the Bat - PlayStation VR2
So, das war euch bisher alles zu ernst, zu stylisch, zu traditionell irgendwas mit schießen? Dann schnappt euch doch einen Baseball-Schläger und klopft damit auf Bananen, auf dass die Banane aus der Schale flutscht und das frisch aus dem Toaster kommende Brot erwischt. Ja, okay: ist auch mit schießen. Aber nur kurz! Später habe ich im Katzen-Café Fische auf Tellern serviert, indem ich den Fisch erst durch Drücken eines riesigen Hebels aus einer Maschine geholt und dann mit beiden Baseball-Schlägern vorsichtig gegriffen und auf den Teller gehoben habe.
Denn egal, was ihr da tut, ihr habt immer Baseball-Schläger in den Händen. Beziehungsweise Baseball-Schläger statt Hände. Das sieht man gut in den Selfies, die man nach jedem Kapitel knipst. Und mit denen müsst ihr eben immer erst herausfinden, was überhaupt zu tun ist, um es dann auch hinzubekommen – was freilich nie besonders schwer ist. Das ist quasi ein WarioWare für VR, reimt sich sogar und macht auf jeden Fall eine Menge Spaß, zumal man abseits der eigentlichen Spiele herrlich herumalbern kann.
Dass das nichts für lange Sitzungen oder emotionale Erlebnisse ist, versteht sich von selbst. Am meisten fehlt die Möglichkeit irgendwie Punkte zu sammeln, um damit in einer Highscoreliste zu versagen. Und ein wichtiger Hinweis noch: Das Programm startet nur, wenn ihr eine spielbare Fläche von mindestens zwei mal zwei Metern eingerichtet habt. Schaut vor dem Kauf also, ob das bei euch überhaupt möglich ist.
What the Bat – Wertung: 7/10
Entwickler: Triband Production - Genre: Geschicklichkeit - Preis (UVP): knapp 25 Euro
Swordsman - PlayStation VR2
An dieser Stelle will euch außerdem einen Titel vorstellen, auf den ich sehr gespannt war – der mich aber leider mächtig enttäuscht hat. So gut die Idee nämlich ist, realen Schwertkampf in VR zu inszenieren, so schlecht gelingt die Umsetzung davon. Dabei ist grundsätzlich alles da: Man kann verschiedene Schwerter so führen, wie man will, während sich die Gegner im Wesentlichen aufs Kontern, Ausweichen und so weiter verstehen. Trefft ihr sie am Bein, humpelnd sie außerdem zurück, und falls ihr sie enthaupten wollt: bitte sehr!
Das Blöde ist nur, dass man selbst die besten von ihnen einfach niederringen kann, indem man auf sie zu läuft und irgendwas herumfuchtelt. Fast immer reicht das, solange man mit der anderen Hand nur darauf achtet, das gegnerische Schwert zu blockieren, egal wie. Und das macht die guten Ansätze fast vollständig zunichte. Spätestens als ich im Wellenmodus schließlich tumbe Zombies einfach nur niederschnetzeln musste, hatte ich darauf keine Lust mehr.
Gut, im normalen Spiel steht man immerhin Wikingern, Rittern, Samurai und anderen Feinden gegenüber – aber immer nur in kleinen, nicht gerade reizvollen Arenen, in die nacheinander verschiedene Gegner gebeamt werden. Schade um die heimatliche Hütte, wo man beim Schmied zahlreiche Schwerter sowie Schilde und Rüstungen kauft und außerdem die eigenen Fähigkeiten wie in einem Rollenspiel stärkt. Die Liebe zum Thema merkt man Swordsman VR an. Ein gutes Spiel ist es nur deshalb aber eben nicht. Die Möglichkeit sich mit menschlichen Kontrahenten zu duellieren, würde daran meiner Vermutung nach vieles ändern, doch die gibt es hier nicht.
Swordsman VR – Wertung: 5/10
Entwickler: Sinn Studio - Genre: Action - Preis (UVP): knapp 20 Euro bzw. kostenloses Upgrade einer vorhandenen PS4-Version in den ersten drei Monaten nach Release
Demeo - PlayStation VR2
Zum Schluss unseres ersten Überblicks dafür noch ein echtes Highlight: Demeo ist die VR-Variante eines fiktiven und ausgesprochen stilvollen Brettspiels, bei dem man wie in einer Art Hero Quest bis zu vier Helden durch verwinkelte Gassen schiebt. Das Schöne ist, dass man das Geschehen dabei wie einen Spieltisch von schräg oben betrachtet, die Ansicht aber jederzeit drehen, sich auch mittig über das Spielfeld „lehnen“ – und so weit ins Geschehen hinein zoomen darf, dass man sich in einem klassischen Computer-Rollenspiel wähnt. Dieser Übergang von der Ferne ins Beinahe-Mittendrin-Sein ist erstaunlich cool…
… und überhaupt mag ich die edle Aufmachung. Alleine das wertige Klicken der Lesezeichen im Hauptmenü sowie der gemütliche, mit allerlei Retro-Exponaten verzierte Keller sorgen für gemütliche Brettspielstimmung. Dazu kommen die als Karten aufgereihten Fähigkeiten der Helden, wenn man eine Hand auf die Rückseite dreht, und weitere plastische Details. Ein wenig schade finde ich nur, dass man die Figuren wie mit einer Greifzange aufhebt, anstatt sie mit den virtuellen Händen zu greifen und über das rechteckige Spielfeld zu ziehen.
Apropos: Auch inhaltlich erinnert Demeo an Hero Quest, denn jede Partie findet in einer von fünf immer gleichen Umgebungen statt, deren rechteckige Spielfelder prozedural erzeugt werden, also stets eine mehr oder weniger zufällige Anordnung von Gegnern und Wänden aufweist. Freund und Feind sind dort abwechselnd am Zug, wobei man pro Runde zwei Aktionen ausführt. Dazu zählt das Bewegen, der physische Angriff, das Aufhelfen eines Begleiters, bevor der verblutet, sowie der Einsatz einer der Karten-Fähigkeiten.
Allzu viele davon stehen pro Figur gar nicht zur Verfügung. Abwechslung ergibt sich eher über die gesamte maximal vier Kämpfer große Gruppe, da Attentäter, Nahkämpfer, Bogenschütze und so weiter natürlich ganz verschieden zu Werke gehen – und das übrigens wahlweise im Offline-Spiel für Solisten oder online in öffentlichen und privaten Gruppen. Schön, dass Demeo dort Spieler aller Plattformen per Cross-play zusammenbringt, und übrigens auch auf einem Fernseher mit Gamepad spielbar ist.
Demeo – Wertung: 8/10
Entwickler: Resolution Games - Genre: Arcade-Shooter - Preis (UVP): knapp 40 Euro