Skip to main content

Pokémon Go Plus - Test

Kann mehr, als es laut Nintendo sollte. Aber reicht das?

Ein essentielles Gadget für Pokémon Go ist Pokémon Go Plus derzeit nicht, auch wenn es das sein könnte. Doch ein paar Dinge stören noch.

Pokémon Go Plus hat eine interessante Geschichte hinter sich. Interessant vor allem deswegen, weil man mit dem Zusatzgerät den anfänglichen Hype rund um das Spiel verpasst hat. Und dann konnte es letztendlich sogar noch mehr, als Nintendo im Vorfeld angab. Nicht, dass das schlecht wäre, aber es spricht nicht unbedingt für eine reibungslose Entwicklungsphase, wenn man selbst nicht so genau weiß, was das Gerät jetzt eigentlich bewirkt. Aber wie dem auch sei, jetzt ist es ja da und kann so manches, aber leider nicht alles, was man sich davon wünschen würde.

Zumindest in der App erklärt man euch die Bedeutung der LED-Farben.

Aber fangen wir ganz von vorne an, nämlich beim Auspacken. In der kleinen, unscheinbaren Verpackung befindet sich neben der Bedienungsanleitung, die zwar beim Einrichten hilft, aber nicht die Funktionen erklärt, das Gerät selbst. Standardmäßig befindet sich an der Rückseite ein Clip, mit dem ihr es zum Beispiel am Gürtel oder an der Hemdtasche befestigen könntet. Die Vibrationen spürt ihr aber am besten, wenn ihr es am mitgelieferten Armbändchen befestigt. Es ist zugleich die sicherste Methode, denn so bleibt Plus an eurem Arm befestigt und ihr verliert es nicht versehentlich, wenn ihr es woanders tragt.

Das Gerät selbst besteht aus Plastik und auf der glatten Oberfläche wird der Button, der euch per LED-Licht alle nötigen Infos übermittelt, von den Farben Weiß und Rot eingerahmt. Alles in allem ist es okay, fühlt sich nicht außerordentlich wertig, aber gleichermaßen nicht zu billig an. Angetrieben wird Plus von einer einfachen CR2032-Knopfzelle, die sich dementsprechend recht leicht austauschen lässt. Wie lange diese hält, lässt sich schwer einschätzen. Klar ist natürlich, dass sie schneller aufgebraucht sein wird, wenn ihr das Gerät tagtäglich für längere Zeit benutzt, bei nur gelegentlichen Ausflügen habt ihr mehr Freude an einer einzelnen Knopfzelle.

Interessant ist auch die Frage, wie sich das Ganze auf die Akkulaufzeit eures Handys auswirkt. Aber darauf gibt es vermutlich keine universelle Antwort, dafür spielen einfach zu viele verschiedene Faktoren eine Rolle. Wie viele Apps laufen im Hintergrund, welche Art von Handy nutzt ihr, wie abgenutzt ist der Akku und so weiter. Klar ist, dass ihr natürlich eine Menge Energie spart, weil der Bildschirm während der Plus-Nutzung nicht mehr aktiviert sein muss, andererseits läuft dafür zusätzlich noch Bluetooth. Nach Tests mit meinem eigenen, noch relativ neuen Smartphone und dem schon fast zwei Jahre alten Smartphone meiner Freundin könnt ihr durch die Nutzung von Plus aber definitiv etwas Akkulaufzeit sparen - nicht viel, vielleicht im niedrigen, zweistelligen Prozentbereich, aber besser als nichts.

Die Einrichtung von Plus funktioniert relativ simpel. Startet einfach die App, geht zu den Einstellungen und ruft den Pokémon-Go-Plus-Bereich auf. Stellt sicher, dass Bluetooth aktiviert ist, und haltet den Button auf dem Plus-Gerät gedrückt, um es mit eurem Handy zu koppeln. Ist es erst mal mit eurem Smartphone verknüpft, drückt ihr künftig auf der Map nur noch auf das kleine Plus-Symbol und den Button auf dem Gerät selbst, um die Verbindung wieder zu aktivieren. Bei Verbindungsproblemen half immer das Ab- und Anschalten von Bluetooth oder im schlimmsten Fall ein Neustart der App.

So sieht das gute Stück aus.

Also, was kann das Gerät eigentlich genau? Nun, im Endeffekt mehr, als Nintendo vorhersagte. Zum Beispiel hieß es vorher, dass die gelaufene Distanz für eure Eier oder euer Kumpel-Pokémon nicht berücksichtigt wird. Das stimmt definitiv nicht und die mit aktivem Plus zurückgelegte Distanz wird auf jeden Fall addiert. Außerdem solltet ihr keine Pokémon fangen können, die mit einem aktivierten Rauch angelockt werden, was zwischenzeitlich aber per Patch ermöglicht wurde. Selbst zum Fangen der Pokémon gab es widersprüchliche Angaben. Erst hieß es, dass ihr damit nur Pokémon fangen könnt, die sich bereits in eurem Pokédex befinden, aber ihr findet damit definitiv auch Kreaturen, die ihr noch nicht gesehen habt.

Bei einem euch bekannten Pokémon leuchtet das LED grün auf, ein noch unbekanntes wird mit gelber Farbe angezeigt. Bei einem Pokéstop in der Nähe leuchtet der Button wiederum blau - und stets spürt ihr dabei eine Vibration, um euch auf den Fund aufmerksam zu machen. Bei einem Pokéstop wird euch anhand mehrerer Vibrationen vermittelt, wie viele Items ihr bekommen habt.

Aber: Welche Pokémon ihr gefangen oder welche Items ihr erhalten habt, seht ihr erst, wenn ihr wieder die App aufruft. Beim Blick auf den Lock-Screen des Handys könnt ihr zwar lesen, dass ihr ein Pokémon oder Items erhalten habt, aber nicht genau was. Schade eigentlich, hier könnte man noch mehr Infos unterbringen, damit ihr die App nicht extra deswegen aufrufen müsst. Vibriert das Plus-Gerät und leuchtet rot, wurde die Verbindung unterbrochen und ihr müsst sie neu aufbauen.

Shiny.

Bis hierher unterscheidet sich das Erlebnis zum Rumlaufen mit dem Handy dadurch, dass ihr es eben nicht mehr ständig in der Hand halten und darauf starren müsst. Ob ihr das jetzt als Vorteil seht oder nicht, liegt ganz an euch. Ich empfinde es durchaus als angenehmer, nicht ständig aufs Handy gucken und einfach nur den Button drücken zu müssen, um eine Aktion auszuführen.

Allerdings gibt es beim Fangen Unterschiede zwischen Plus-Nutzer und Nicht-Plus-Nutzer. Als ich mit meiner Freundin die gleiche Strecke ablief, begegneten wir natürlich den gleichen Pokémon (wie gewohnt mit unterschiedlichen Stärken), aber mit Plus habt ihr nur eine 50:50-Chance beim Fangen. Soll heißen: Entweder ihr fangt das Pokémon bei diesem Versuch (das LED leuchtet mehrfarbig) oder es flüchtet (leuchtet rot). Bei der Nutzung des Handys habt ihr mehrere Versuche, wenn das Pokémon etwa den Ball abwehrt oder ihr ihn daneben werft, es flüchtet im Normalfall nicht gleich. Am Ende spielt zwar immer das Glück eine gewisse Rolle, aber am Handy habt ihr meiner Einschätzung nach theoretisch größere Chancen, ein einzelnes Pokémon zu fangen, zumal ihr dort die Beeren und Superbälle zur Verbesserung eurer Fangchancen einsetzen könnt, was mit Plus nicht möglich ist.

Theoretisch könnte Niantic sicherlich weitere Optionen hinzufügen, wodurch Plus zum Beispiel bei schwieriger zu fangenden Pokémon - was man ja anhand der Ringfarbe beim Werfen erkennt - automatisch Superbälle oder Beeren einsetzen könnte, aber ihr solltet euch nicht darauf verlassen, dass sie das womöglich tun. Fakt ist, dass bei der Nutzung von Plus derzeit nur ganz gewöhnliche Pokébälle zum Fangen verwendet werden und ihr pro Pokémon nur eine Chance habt.

Pokémon Go Plus bei Amazon.de bestellen.

Ist Pokémon Go Plus also ein essenzielles Gadget für das Spiel? Ich würde sagen nein, aber das hängt auch stark von euren Bedürfnissen und Ansprüchen ab. Seid ihr viel unterwegs und es nervt euch, währenddessen ständig mit dem Handy in der Hand durch die Gegend zu laufen und immer stehenzubleiben, um ein Pokémon zu fangen? In dem Fall könnte Plus eine Investition wert sein, allerdings müsst ihr dann eben mit den Einschränkungen beim Fangen leben. Womöglich entgeht euch das ein oder andere gute Pokémon, das ihr ansonsten unter Einsatz von Beeren und Superbällen hättet fangen können. Das ließe sich vermutlich durch weitere, detailliertere Optionen im Spiel noch verbessern, aber es ist ja keineswegs sicher, dass Niantic das macht. Insofern ist Pokémon Go Plus derzeit eher eine nette statt essenzielle Ergänzung.

Schon gelesen?